Rheinpfalz „Wollen eine noch stärkere Stimme sein“

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Kaiserslautern. Seit Ende November ist Jürgen Adam der neue Vorsitzende des Vereins Zukunftsregion Westpfalz. In der Region sieht der 50-Jährige, der in Steinwenden lebt und bei Borg Warner in Kirchheimbolanden als Leiter des Produktbereichs E-Booster tätig ist, noch einiges an Handlungsbedarf. Dazu gehören für ihn unter anderem der Ausbau der Internet- und Mobilfunknetze, aber auch das Thema Fachkräftegewinnung, wie Adam im Gespräch mit Sebastian Stollhof verrät.

Aus Insiderkreisen verlautete schon vor der Mitgliederversammlung, dass Jürgen Adam Vorsitzender der Zukunftsregion Westpfalz werden soll. War die Wahl für Sie noch überraschend?

Die Strategie der Zukunftsregion ist es ja, dass der Vorsitzende aus dem Kreis der Wirtschaft kommt. Über die Abgänge in der Vorstandschaft blieben da nicht mehr so viele übrig. Mein Vorgänger Ludger Müller hatte mich angerufen und gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, in seine Fußstapfen zu treten. Ich hatte dann noch zwei, drei Gespräche mit anderen Vorstandsmitgliedern. Die Rückmeldungen waren positiv, dementsprechend hatte ich auch ein gutes Gefühl. Was war für Sie noch ausschlaggebend, sich für diesen Posten zur Verfügung stellen? Mein Entschluss hängt auch mit meiner Biografie zusammen: Ich bin ein Kind der Region, bin in Steinwenden groß geworden, in Landstuhl zur Schule gegangen, habe in Kaiserslautern studiert. Mein Herz hängt an der Region. Auch meine Tätigkeit hier bei Borg Warner war ein ausschlaggebender Punkt. Ich glaube, in der Zukunftsregion Westpfalz hat man die Möglichkeit zu gestalten. Wir werden mittlerweile wahrgenommen – von den Medien, von der Politik. Was bedeutet die Zukunftsregion Westpfalz für Sie? Ich denke, dass es noch viel Handlungsbedarf in der Region gibt. Das sehe ich auch durch meine tägliche Arbeit hier. Wenn wir Mitarbeiter aus anderen Regionen, auch anderen Ländern hierher an den Standort bekommen, ist es schwierig, die Leute dazu zu begeistern, hier auch dauerhaft ihre Zelte aufzuschlagen. Wir stehen da im Wettbewerb mit Mainz, mit dem Raum Frankfurt, mit der Metropolregion Rhein-Neckar. Viele haben sich da in der Vergangenheit gegen die Westpfalz entschieden. Da haben wir noch einen Weg zu gehen, um die Region attraktiv zu machen, auch nach außen hin eine gemeinsame, starke Stimme zu generieren und viele Mitstreiter zu gewinnen, sich für die Region zu engagieren. Wie könnte so ein Weg aussehen? Klar die Schwachpunkte herauszuarbeiten und in der Zukunft daran zu arbeiten. Die Internet- und Netzabdeckung in der Region sind enorm verbesserungswürdig. Kultur- und Freizeitangebote könnten transparenter gemacht werden, um auch außerhalb des Berufes die Region lebenswert zu gestalten. Natürlich ist es auch wichtig, die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Wirtschaft zu schaffen. Ich bin davon überzeugt, dass die Hauptentscheidung für eine Region die Unternehmen sind, die qualitativ hochwertige Arbeitsplätze anbieten können. Da spielt natürlich auch die Hochschule, also der Nachwuchs, eine Rolle. Aber auch die Produktion hier zu halten, ist ein Anliegen für mich. Wenn Sie jemanden davon überzeugen wollen, Mitglied bei der Zukunftsregion zu werden, und Sie das potenzielle Mitglied dann fragt, was ihm dieser Verein bringt: Was antworten Sie dieser Person? So eine Mitgliedschaft direkt in Zahlen und Fakten auszudrücken, ist ein schwieriges Unterfangen. Ich denke, es hängt vom Mitglied selbst ab, was es da rauszieht. Und es hängt auch davon ab, in welcher Art und Weise es sich einbringt. Es gibt vielfältige Angebote, die wir haben, seien es Businessmeetings oder Wirtschaftsge(h)spräche, wo man sehr viele Kontakte knüpfen kann. Leute zusammenbringen, Interessen bündeln, um Stimme nach außen für Interessensbereiche zu sein, das ist auch das Spielfeld, das die Zukunftsregion Westpfalz bespielt. Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf die nächste Stufe der Kommunalreform, bei der es ja an die Kreise gehen soll? Eine Schwäche der Westpfalz ist für mich die Zergliederung. Sehr viele sehr kleine Spieler besetzen einzelne Themenfelder, die in einem eher größeren Rahmen sicher leichter zu bearbeiten und zu optimieren sind. Inwieweit da die Reform helfen kann, kann ich im Moment nicht beurteilen. Ich denke, dass wir es in der Vergangenheit geschafft haben, mit den Landkreisen und Verbandsgemeinden eine gute Zusammenarbeit aufzubauen. Gleiches sehe ich auch, wenn sich Verbandsgemeinden und Kreise neu strukturieren. Was steht auf der Agenda des Vereins für 2017? Ein Schwerpunkt war und ist eine internationale Schule. Das ist ein großes Projekt, das auch für die Industrie enorm wichtig ist, für die Region und unsere Partner in der US-Community. Die Ansiedlung einer internationalen Schule werden wir weiterhin unterstützen. Da sieht es im Moment ja ganz gut aus. Die Standortfrage soll bis Ende des Monats geklärt sein. Ein weiteres Thema wird der Nachwuchs und die Fachkräftegewinnung sein. Wir haben zusammen mit dem Bundestagsabgeordneten Xaver Jung das Projekt „Schüler-Forschungszentrum Westpfalz“ aufgesetzt. Ende des Monats werden wir das in Berlin vorstellen und hoffen auf eine Förderung von Seiten der Körber-Stiftung, um das Thema „Mint“ dann zu optimieren. Bei der digitalen Infrastruktur haben wir enormen Nachholbedarf. Da wollen wir unsere Interessen bündeln – mit den Gebietskörperschaften, mit den Städten. Die Bündelung der Interessen in Richtung Netzbetreiber ist hier ein großes Thema. Das ist ein absolutes Muss, um Hightech hier in der Region fördern zu können. Meinen Sie hier speziell schnelles Internet oder auch Handynetze? Beides! Die Handynetze sind mancherorts enorm löchrig. Sie brauchen nur über den Donnersberg zu fahren. Da geht gar nichts. Zum betrieblichen Alltag gehören heutzutage oft auch Telefonate im Auto dazu. Aber natürlich geht es auch um schnelle Internetverbindungen. Wir reden hier über Digitalisierung, über Industrie 4.0 – mit dem Kompetenzzentrum, das wir in Kaiserslautern haben –, dementsprechend gehört da die Infrastruktur in der Westpfalz flächendeckend dazu. Es muss uns zudem auch weiter darum gehen, neue Mitstreiter zu finden. Wir wollen damit noch mehr Gewicht bekommen, eine noch stärkere Stimme nach außen sein.

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