Eisenberg Wo wilde Wanderfalken wohnen

RAMSEN. Seit Jahren hat Ruth Wölke ihr Leben der Natur und deren Schutz gewidmet, ist deshalb seit seiner Gründung im Jahre 2011 aktives Mitglied im Naturschutzbund Eisenberg/Leiningerland (Nabu). Sie unterstützt ihre Kollegen dort bei der Betreuung der Kindergruppe und ist federführend für die Amphibien und die Wanderfalken zuständig. Auf einem Beobachtungsposten für Wanderfalken hat die RHEINPFALZ sie im Dahner Felsenland besucht.

Die 59-jährige Ruth Wölke ist in Grünstadt aufgewachsen und war schon als Kind mit ihren Eltern und Geschwistern häufig in der Natur unterwegs. „Wir haben oft sonntags Pilze oder Heidelbeeren im Wald gesammelt“, erinnert sie sich heute. In den Ferien besuchte sie immer wieder eine Tante im Allgäu, in einem kleinen Dorf, wo es nur Feldwege, aber keine Straßen gab – hier fühlte sie sich wohl und lernte auch die Berge lieben. Nach einer Ausbildung bei der Postbank wählte sie die Mittlere Beamtenlaufbahn und wechselte schließlich zur Telekom, wo sie viele Jahre arbeitete. Seit 17 Jahren lebt sie mittlerweile in Ramsen und setzt sich „gegen Naturfrevel“ ein, rettet Frösche, Kröten und Lurche am Eiswoog während deren Wanderung und beobachtet die Wanderfalken in der Südpfalz. In den 1980er Jahren machte ihr Vater die Bekanntschaft des Gründers der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz, Günther Becht und engagierte sich fortan von April bis Juni als Bewacher der seit den 50er Jahren durch das Insektizid DDT ausgestorbenen faszinierenden Greifvögel. „Ich habe meinen Vater oft an den Bewachungsstationen besucht und dort auch viel gelernt“, erinnert sie Wölke heute. Über Frankreich kommend wurde dann 1984 wieder das erste Brutpaar im Dahner Felsenland entdeckt – die Wiederbesiedlung der wilden Wanderfalken hatte begonnen. „Man wollte verhindern, dass Vögel aus menschlicher Nachzucht ausgewildert werden, da dadurch die Gefahr einer Besiedlung durch Hybriden bestanden hätte“, erklärt Wölke. Mit ihren beiden Schwestern und teilweise mit ihrem Sohn bezieht sie seit Jahren immer wieder Station am Fuße des Bavaria-Felsens bei Wilgartswiesen, um dort ein Brutpaar zu beobachten. Ein einfacher Bauwagen, der etwas an die Fernsehserie „Löwenzahn“ erinnert, ist dann eine ganze Woche lang ihr Zuhause. „Wir haben sogar einen Ofen für die kalten Nächte“, sagt sie schmunzelnd. Ausgerüstet ist Ruth Wölke mit einem großen Spektiv, das eine Vergrößerung um das 60-fache ermöglicht, und einigen Ferngläsern. „Der Horst liegt in diesem Jahr in einer Felsennische, die Eier sind leider nicht so gut sichtbar, wie im letzten Jahr“, bedauert sie. Der Felsen ist für Wanderer und Kletterer gesperrt, so dass die Tiere nicht gestört werden. Der hochspezialisierte Wanderfalke ist ein Vogeljäger, dessen Nahrung fast ausschließlich aus kleinen bis mittelgroßen Vögeln, oft Tauben, besteht, die im freien Luftraum erjagt werden. In seinen Sturzflügen aus großen Höhen erreicht er Geschwindigkeiten von über 300 Stundenkilometern. „Die konsequente Rund-um-die-Uhr-Bewachung der Brutplätze führte in den letzten Jahren zu immer mehr Bruterfolgen, wobei engagierte Beobachter immer wieder gesucht werden“, betont sie. Wenn sie nicht gerade Kröten rettet oder Wanderfalken beobachtet, ist Wölke gerne mit dem Fahrrad unterwegs, liest gerne, macht Yoga oder geht Bergwandern im Allgäu oder ist mit ihren Nordic-Walking-Stöcken unterwegs.

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