Rheinpfalz Wo Männer wieder zu Kindern werden

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Mannheim. Tausende Traumautos auf einem Fleck? Bei der 18. Modellauto- und Slotcarbörse im Luisenpark war das der Fall. Rund 700 Besucher drängten sich am Samstag durch die Festhalle Baumhain. „Der Markt ist relativ stabil“, sagte Veranstalter Bernd Rosenburg.

Die „Benzingespräche“ im Baumhain klangen ein wenig nach einem Treffen des Geldadels auf Sylt: „Ich habe mir jetzt den neuen Porsche geholt, damit ich die Serie komplett habe“, sagte da ein Mittfünfziger zu seinem Gesprächsnachbarn. Allerdings ist der Flitzer aus Stuttgart-Zuffenhausen, von dem der Mann sprach, schon für unter 50 Euro erhältlich, weshalb auch die Antwort des Gesprächspartners nicht verblüffte. „Ich habe mich mittlerweile auf Aston Martin spezialisiert“, entgegnete der, der allerdings nur mit seiner Vorliebe für englische Sportwagen an Filmspion James Bond erinnerte. „Insgesamt ist Modellbau eher eine Männerdomäne“, weiß Veranstalter Rosenburg. „Und viele erfüllen sich hier ihre Jugendträume.“ Tatsächlich waren Frauen deutlich in der Unterzahl. „Ich bin nur hier, weil wir anschließend noch ein bisschen durch den Luisenpark gehen“, verriet Michaela Voigt aus Viernheim. Sie kam immerhin noch aus dem Umkreis. „Aber bei unserer Börse haben wir Besucher aus ganz Deutschland“, berichtete Rosenburg und führt als Beweis einen Sammler aus München an. „Mit ihm habe ich gestern noch telefoniert. Er hat mir verraten, dass er den Fernbus um 1 Uhr genommen hat und um 16 Uhr wieder mit dem Bus nach München fährt.“ Nicht nur für diesen Mann ist die Modellautobörse eine Reise in die Kindheit. Das es vielen anderen ebenso geht, verrieten am Samstag einmal mehr die glasigen Blicke, mit denen gestandene Männer vor den Auslagen der 70 Aussteller standen, nach neuen alten Modellen suchten oder nach Zubehör für die eigene Sammlung und die Modellrennbahn, auf der die Slotcars ihre Runden drehen. So wie Andreas Esswein. „Als ich ein Kind war, war die Carrera-Bahn nur zu Weihnachten aufgebaut. Mittlerweile steht sie das ganze Jahr über startklar im Keller. Und wenn es regnet, dann bin ich mit meinem Sohn dort unten und wir fahren Rennen gegeneinander“, erzählte der 48-Jährige, bevor sein Sohn Kevin ihn freudig nervös und mit leuchtenden Augen weiter zur aufgebauten Rennbahn der Modellbaubörse zog. Da hatten die beiden auch keine Augen mehr für die Fahrzeuge der Modellbaufreunde aus Lambsheim, die ihre mit viel Liebe und in stundenlanger, manchmal monatelanger Kleinarbeit verfeinerten Bausatzmodelle vorführten. „Für den normalen Bausatz benötigt man vielleicht 30 Arbeitsstunden. Aber wenn man auf die Details achtet, geht es auf die Zeit – und auf den Geldbeutel“, berichtete Jürgen Storck von den Modellbaufreunden. Allein eine Motorradkette bestehe schließlich aus über 200 fast mikroskopisch kleinen Einzelteilen. Als Beispiel für ein besonders aufwendiges Vehikel verwies Storck auf den Porsche 917 K, Le Mans-Siegerauto aus dem Jahr 1970. Bis zur letzten Verkabelung hat sein Vereinskollege Marcel Stark hier auf Detailtreue geachtet. „Dafür saß ich ungefähr ein ganzes Jahr dran“, erzählte dieser. Den Lohn für die Mühe hatte er im Bild dabei: Siegerfahrer Hans Herrmann empfing den Modellbauer und befand das Werk als sehr gelungen. Aber auch Nostalgiker kamen bei der Börse auf ihre Kosten. „Der Ursprung der Autorennbahnen lag im Eisenbahnzubehör“, behauptete ein Aussteller. So habe die Firma Faller nach dem Zweiten Weltkrieg auch Straßen mit Schienen herausgegeben, auf denen man die Autos elektronisch bewegen konnte. Aus den Straßenzügen seien schließlich die Rennbahnen geworden. Auch ein Anlass für Benzin-Streitgespräche – quasi im Miniaturformat.

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