Rheinpfalz Wieslauterstrecke ohne zusätzliche Züge

Vor 2023 wird es wohl keine Ausweitung des Zugverkehrs auf der Wieslauterstrecke geben. Auch für die Zeit danach sind die Aussichten eher trübe. Das ist jedenfalls die Antwort von Landes-Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) auf einen Brief der Bürgermeister entlang der Wieslauterstrecke. Die hatten mehr Züge auf der Strecke vorgeschlagen – aus touristischen Gründen, aber auch um bei einer entsprechenden Vertaktung ein alternatives Verkehrsangebot beispielsweise für Schüler und Berufspendler zu schaffen.

Der Dahner Verbandsbürgermeister Wolfgang Bambey hatte Mitte April die Bitte um Ausdehnung des Zugverkehrs auf der Wieslauterstrecke auch im Namen der Ortsbürgermeister von Hinterweidenthal, Dahn, Bruchweiler und Bundenthal – Barbara Schenk, Alexander Fuhr, Michael Zwick und Wolfgang Morio – an den Minister herangetragen. Ohne großen finanziellen Aufwand könne diese Strecke, da ohnehin vorhanden, sofort für den täglichen Verkehr genutzt und damit „eine umweltfreundliche Alternative zur Verbesserung der Mobilität der Bürger im ländlichen Raum und eine Entlastung der viel befahrenen B 10 und der B 427 geschaffen werden“, heißt es in dem Brief – zumal die rot-grüne Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart habe, „Verkehr auf die Schiene zu bringen, wo immer es geht“. Nach Übernahme und Ertüchtigung der Strecke durch die Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) seien die Fahrgastzahlen von 3800 im Jahr 2007 auf rund 20.000 im vergangenen Jahr angestiegen, führte Bambey aus. Dies zeige, dass eine entsprechende Nachfrage und Akzeptanz bei Einheimischen und Gästen vorhanden sei. Mit einer Verkehrausdehnung „oder gar der Aufnahme in den Rheinland-Pfalz-Takt“ sei eine Verlagerung des Schülerverkehrs zum Schulzentrum Dahn sowie eine Verlagerung des Berufspendlerverkehrs aus dem Dahner Tal auf die Schiene möglich – gerade im Hinblick auf die vermutlich mehrmonatige Sperrung der Straßenverbindung Reichenbach-Bruchweiler durch den angedachten Bau des Kreisels. Lewentz sieht in seinem Antwortschreiben, datiert vom vergangenen Donnerstag, aber derzeit „keine Perspektive für eine zeitnahe Ausweitung der saisonalen touristischen Ausflugsverkehre in einen täglichen Verkehr auf der Wieslauterbahn“. Er begründet dies unter anderem mit einem „nicht unerheblichen kurz- bis mittelfristigen Investitionsbedarf“ auf dieser Strecke, den die AVG insbesondere zur Sanierung der Brückenbauwerke auf rund eine Million Euro geschätzt habe. Darüber hinaus bestehe aus Sicht der Landeseisenbahnaufsicht auch ein „dringender Bedarf“ bei der Sicherung einiger Bahnübergänge. Bei einer Ausweitung des Zugverkehrs, der derzeit nur über den Sommer stattfindet und dann nur mittwochs und an Wochenenden, auf einen täglichen Verkehr sieht Lewentz auch notwendige Investitionen im Bereich der Bahnhaltepunkte (Beleuchtung) sowie der Leit- und Sicherungstechnik. Der Minister weist zudem darauf hin, dass die Kommune sich an der Finanzierung von Investitionen an der Infrastruktur touristischer Eisenbahnstrecken mit 15 Prozent beteiligen müsste. Das aber, betont Bambey, könne die Verbandsgemeinde nicht leisten, „sonst hätten wir die Strecke nicht abgeben müssen“. Laut Lewentz läuft der Verkehrsvertrag für das Südpfalznetz mit der DB Regio, die hierfür Ende 2010 den Zuschlag erhalten hat, bis 2023. Über eine Ausweitung des Zugverkehrs müsste die Verbandsversammlung des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr Süd entscheiden. Allerdings gebe es dort wie auch beim Land derzeit eine „erhebliche Unsicherheit“ über die künftigen vom Bund zur Verfügung gestellten Regionalisierungsmittel und über die weitere Entwicklung der Infrastrukturnutzungsentgelte und der Energiekosten. Ziel des Landes und der Zweckverbände sei es daher, das derzeitige Verkehrsangebot aufrecht zu erhalten sowie die im Rahmen des Rheinland-Pfalz-Taktes 2015 vorgesehenen Angebotsausweitungen sicherzustellen. Anders ausgedrückt: Man weiß derzeit nicht, wie man künftig den bereits vorhandenen Zugverkehr bezahlen soll und tut sich mit einer Ausweitung entsprechend schwer. Eine Chance für die Ausdehnung des Zugverkehrs auf der Wieslauterstrecke gibt es allerdings noch: Das Schienen-Prestigeprojekt der Landesregierung, die Reaktivierung der Hunsrückbahn als Verbindung von Mainz zum Flughafen Hahn, steht derzeit auf der Kippe. Zu hoch sind die Baukosten, die statt der ursprünglich geplanten 62 Millionen Euro inzwischen wohl mindestens 110 Millionen Euro betragen würden, zu gering die anschließende Akzeptanz. Denn die gleiche Strecke ist mit dem Auto in zwei Drittel der mit dem Zug veranschlagten Reisezeit zu schaffen. Sollte sich das Land dafür entscheiden, diese Strecke doch nicht auszubauen, wären Gelder frei – vielleicht dann auch für die Wieslauterbahn. Dort müssten – noch vor der Sanierung der Brücken – insbesondere die beiden nach wie vor von Schrankenwärtern bedienten Bahnübergänge in Hinterweidenthal automatisiert werden. (hll)

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