Rheinpfalz „Wie lange wollen wir noch schlafen?“

Die Aussage von Bürgermeisterin Silvia Seebach in unserem Ausblick auf das Jahr 2015 (erschienen am 21. Januar), dass der Verbandgemeinde Pirmasens-Land im Gegensatz zu anderen Verbandsgemeinden in Sachen Tourismus die Hände gebunden seien, nahm der Eppenbrunner Hotelier Hans Kupper zum Anlass, sich an die drei Fraktionsvorsitzenden zu wenden. Er bittet sie um Mithilfe, damit es durch den Verbandsgemeinderat zu einer „Entscheidung pro Tourismus“ kommt.

Im Gespräch mit der RHEINPFALZ hatte Seebach angeführt, dass der Verbandsgemeinderat für touristische Maßnahmen keine Gelder bewilligte. Deshalb seien die vier geplanten Themenwanderwege auf der Hackmesserseite und deren Verbindung zur „Hackmesserroute“ unter Federführung der VG wohl nicht realisierbar, so die Bürgermeisterin. Kupper brachte seine Verärgerung aus der Sicht eines Leistungsträgers in Sachen Fremdenverkehr in der Verbandsgemeinde Pirmasens-Land zum Ausdruck. Seebach habe ihm die Problematik erklärt und auf die Gemeindeordnung verwiesen, so Kupper. Danach sei der Tourismus eine Angelegenheit der einzelnen Gemeinden. Kupper stellt fest, dass die einzelnen Gemeinden kein Geld mehr für den wichtigen Wirtschaftsfaktor Tourismus hätten. Seit Jahren würden nur noch zertifizierte Wanderwege in Internetportalen, Zeitschriften und Prospekten beworben. „In Lemberg haben wir zwei, Gottlob“, so Kupper. Es handelt sich um die Premiumwege „Rothenfels“ und „Graf-Heinrich Weg“. „Soll’s das nun gewesen sein? Was ist mit dem Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen? Was ist mit den Eppenbrunner Altschlossfelsen und, und, und? Wie lange wollen wir noch schlafen?“, fragt Kupper jetzt und fügt an, dass es doch in den Verbandsgemeinden Hauenstein, Dahn und Rodalben oder im Bitscherland auch funktioniere. Auf Nachfrage erklärte Kupper, dass nicht nur er, sondern auch seine Kollegen in der Verbandsgemeinde das Verhalten als Schlag ins Gesicht empfänden. Sie als Einzelkämpfer würden langsam die Lust verlieren, denn man quatsche sich den Mund wund und immer und immer wieder passiere nichts. Er selbst wolle mit seiner Familie in den nächsten Wochen und Monaten wichtige Entscheidungen treffen. Neue Parkplätze sollen gebaut werden, in zwei bis drei Jahren sollen die ehemaligen Kegelbahnen abgerissen und der Wellnessbereich um einen großzügigen Ruheraum erweitert werden. In einem zweiten Bauabschnitt sollen vier weitere Doppelzimmer, zwei davon behindertengerecht, entstehen. Alles in allem wollen die Kuppers dafür rund 330.000 Euro in die Hand nehmen. Unmotiviert und ziemlich traurig resümiert Hans Kupper: „Wenn jedoch Gemeinden und Verbandsgemeinde mit Tourismus nichts mehr am Hut haben, werden wir uns reiflich überlegen, diese Investitionen durchzuführen.“ Als ersten kleinen Erfolg als Folge seines geäußerten Ärgers sieht Kupper die Tatsache an, dass Seebach ihm zugesagt habe, die „künftige Tourismusausrichtung der VG Pirmasens-Land“ zum Gegenstand der nächsten Ratssitzung zu machen. Am 25. Februar wird sich der Rat mit dem Thema befassen, deshalb hat Kupper vor zwei Wochen an die drei Fraktionsvorsitzenden geschrieben und die Hoffnung ausgesprochen, dass die Verbandsgemeinde in Zukunft in den Tourismus investiert. Dazu Kuppers Bitte an Bernd Gehringer (CDU), Heinrich Hoffmeister (SPD) und Rudi Zimmermann (FWG): „Bitte helfen Sie mit, im Rat eine Entscheidung pro Tourismus herbeizuführen. Nur gemeinsamen schaffen wir es, Stammgäste zu halten, neue Gäste zu finden und Arbeitsplätze zu erhalten.“ Im Gespräch ergänzte Kupper, dass nicht nur die Hoteliers und Gastronomen profitieren würden, sondern auch Tankstellenbesitzer, Bäcker, Metzger und weitere Geschäftsleute. Auf Nachfrage der RHEINPFALZ verwies Bernd Gehringer aus Obersimten auf die Gesetzes- und Beschlusslage, wonach Tourismus grundsätzlich Angelegenheit der Ortsgemeinden sei. Persönlich vertritt er die Auffassung, dass nach der Neuwahl des Verbandsgemeinderates im Juni 2014 das neue Gremium die Entscheidung des alten Rates überdenken könnte. Persönlich könne er nicht verstehen, weshalb die Verbandsgemeinde nicht federführend tätig werden könne, um nicht nur auf der Hackmesserseite, sondern im gesamten Verbandsgemeindegebiet in den Tourismus zu investieren. Kirchturmsdenken sollte man zurückstellen und möglicherweise zu einer anderen Entscheidung kommen. Dann könnte ein bisschen was passieren in Richtung Engagement der Verbandsgemeinde. Der FWG-Fraktionsvorsitzende Rudi Zimmermann aus Lemberg verwies ebenfalls auf die Zuständigkeit der Ortsgemeinden. Hinzu komme, dass nicht nur die Ortsgemeinden kein Geld hätten, sondern die Verbandsgemeinde auch nicht vor Geld strotze. „Doch so mancher Beschluss wurde in der Vergangenheit schon rückgängig gemacht“, so Zimmermann. Wenn Zahlen und Fakten auf dem Tisch liegen, könnte er sich einen Gesinnungswandel vorstellen. Er sieht es als sinnvoll an, dass das Thema Tourismus, zuletzt behandelt mit den vier beabsichtigten Themenwanderwegen auf der Hackmesserseite, nochmals besprochen wird. Stolz zeigte sich zunächst einmal Heinrich Hoffmeister als SPD-Fraktionsvorsitzender, dass man in der von ihm geführten Lemberger Ortsgemeinde die zwei Premiumwege habe. Weder als Fraktionsvorsitzender noch als Lemberger Ortsbürgermeister wollte er zum Brief Kuppers und dessen Inhalt Stellung nehmen. Hierbei gehe es um grundsätzliche Entscheidungen, wozu er sich im Vorfeld der Ratssitzung ohne Rückversicherung bei seiner Fraktion nicht äußern wolle.

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