Rheinpfalz Vom Traktor in die Diskussionsrunde

BAD DÜRKHEIM. 600 Delegierte aus ganz Deutschland haben am Mittwoch und gestern in Bad Dürkheim über aktuelle Fragen der Landwirtschaft diskutiert. Beim Deutschen Bauerntag kreisten die Gespräche um Tierwohl, Mindestlohn und Zukunftsperspektiven, wie eine Stippvisite an der Salierhalle zeigte.

Vorbereitung ist alles. „Hier gibt es 570 Liter Niederschlag pro Jahr“, sagt Lothar Pawlowski. Er gehört zum Bauernverband Brandenburg und hat sich vor seiner Anreise offensichtlich bestens über Bad Dürkheim informiert. Die Region hat zwar mehr Sonne als Regen, aber die heißen Diskussionsthemen auf dem Bauerntag liegen für Pawlowski woanders: „Mindestlohn für Saisonarbeiter“ nennt er als Schlagwort. Und das hört man hier häufiger. Auf den ersten Blick könnte es sich auch um die Versammlung einer Bank oder eines Wirtschaftsunternehmens handeln. Auf den Plätzen in der Salierhalle sitzen fast ausschließlich Männer, die meisten mit Anzug und Krawatte, konzentrierter Blick zum Podium, wo gerade die nächste Diskussionsrunde läuft. Währenddessen interessiert sich Ludwig Dillmann draußen in der Sonne vor dem Zelt vor allem für die großen Traktoren. „Das fasziniert mich sehr“, sagt der Bad Dürkheimer. Er gehört nicht zu den Delegierten, hat auch sonst mit Landwirtschaft nichts zu tun, sondern ist einfach ein neugieriger Passant – von denen es noch einige andere gibt. Jedes Jahr treffen sich die Delegierten der 320 Kreis- und 18 Landesverbände zum Deutschen Bauerntag. Dabei wechseln sich die Verbände mit Berlin als zentralem Veranstaltungsort ab. Diesmal fiel die Wahl also auf Bad Dürkheim. Von Mittwochmorgen bis in die Mittagsstunden des Donnerstag tauschen sich die Landwirte in und um Salierhalle und Mercure-Hotel aus. In den Pausen knüpfen sie Kontakte, lernen Probleme anderer Regionen kennen – so wie am Mittwoch im großen weißen Ausstellungszelt. Helmut Gumpert muss gleich das Ackerbau-Forum moderieren und ist sozusagen auf dem Sprung. In den fünf Minuten bei einem Stück Kuchen erklärt der Präsident des Bauernverbands Thüringen, wo er die thematischen Schwerpunkte sieht. Er spricht von der Landwirtschaft als „Wertschöpfungsmotor“ und meint damit vor allem ihre Bedeutung als Arbeitsplatzsicherung. Wenn bei den Bauern wegrationalisiert werde, verkleinerten sich auch die Sektoren, die in den Produktionsabläufen vor und nach der Landwirtschaft liegen. Diskussionen um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sieht er kritisch, ebenso den Mindestlohn. „Da sollte man Ausnahmen zulassen.“ Die große Chance am Bauerntag? „Dass der Berufsstand mit den Politikern ins Gespräch kommt“, sagt Gumpert. Das sieht Arendt Meyer zu Wehdel ebenso. Eine Kuhglocke läutet gerade zum Beginn des nächsten Programmpunkts. Der Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen ist auf dem Weg in die Halle. Als Generalversammlung kanalisiere der Bauerntag die Anliegen der Landwirte für die Bundespolitik, sagt er. Drinnen beginnt unterdessen das Forum „Zukunftsfähige Tierhaltung in Deutschland“. Auch das ein viel diskutiertes Thema. (rxs)

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