Rheinpfalz „Unzählige Scheite geröntgt“

In Holzscheiten hatte der Mehlinger Landschaftsgärtner Sprengfallen verborgen, mit denen er nach seinem Tod Menschen verletzen w
In Holzscheiten hatte der Mehlinger Landschaftsgärtner Sprengfallen verborgen, mit denen er nach seinem Tod Menschen verletzen wollte. Später hat die Polizei in zahlreichen Anwesen das aufgestapelte Brennholz geröntgt.

Trotz intensiver Suche hat die Sonderkommission (Soko) des Polizeipräsidiums Westpfalz, die im Rachefeldzug des Mehlinger Landschaftsgärtners Graumann ermittelt hat, in den vergangenen Wochen keine weiteren Sprengfallen mehr entdeckt. Doch eine letzte Sicherheit gibt es nicht.

„Wir haben alles Erdenkliche getan, aber 100 Prozent ausschließen können wir nicht, dass er doch noch irgendwo einen Sprengsatz deponiert hat“, erläuterte der Sprecher des Polizeipräsidiums Westpfalz, Bernhard Christian Erfort. Bernhard Graumann aus Mehlingen soll aus Rachsucht bei ihm verhassten Menschen Sprengfallen versteckt und sich dann mit einer Überdosis Insulin selbst getötet haben. Der 59-Jährige wird für den Tod eines 64-jährigen Arztes aus Enkenbach-Alsenborn verantwortlich gemacht. Dieser starb am 1. März durch eine in einer Holzkiste versteckte Handgranate, die vor der Tür seiner Praxis deponiert war und beim Anheben des Deckels detonierte. Zwei Tage später wurden eine 37 Jahre alte Frau und ihre vierjährige Tochter in Otterberg durch Glassplitter verletzt, als bei ihnen in der Wohnung präpariertes Brennholz im Kamin explodierte. Ein weiteres manipuliertes Holzscheit entdeckten die Ermittler auch im Carport eines Hauses in Fischbach; diese Sprengfalle konnte entschärft werden, bevor etwas passierte. Betroffen waren jeweils Anwesen, mit deren Eigentümern der Gärtner sich geschäftlich oder privat zerstritten hatte (die RHEINPFALZ berichtete mehrfach). Daher hatte die Polizei Menschen, die mit dem Landschaftsgärtner eine Auseinandersetzung hatten, aufgerufen, sich zu melden. „109 Menschen, die Streit mit Graumann hatten, haben uns entweder von selbst kontaktiert oder wurden durch Ermittlungen der Polizei ausfindig gemacht“, berichtet Erfort. Der 59-jährige Landschaftsgärtner habe beispielsweise ein Notizbuch geführt, in dem Personen, mit denen er im Clinch lag, rot markiert gewesen seien. Überwiegend handelte es sich um Menschen aus dem Landkreis Kaiserslautern, mit denen Graumann Konflikte hatte. „Doch es gab auch jeweils einen Fall in Schleswig-Holstein, in Baden-Württemberg und in Hessen.“ Alle diese potenziell gefährdeten Personen seien von der Soko kontaktiert worden. „An die 30 Anwesen wurden mit Metallsuchgeräten und mit Sprengstoffhunden abgesucht.“ In 19 Fällen habe das Bundeskriminalamt Holzscheite geröntgt, um zu prüfen, ob darin ein Sprengsatz verborgen war. Bei den intensiven Untersuchungen seien jedoch keine weiteren Sprengfallen entdeckt worden. „Aber das war alles sehr, sehr viel Arbeit“, so der Polizeisprecher. Wie viele Personen in der Soko mithalfen, konnte er nicht beziffern: Landes- und Bundeskriminalamt seien ebenso involviert gewesen wie Streifenbeamte und die Bereitschaftspolizei. Letztere habe sich der Brennholzstapel angenommen. „Es mussten ja Unmengen von Holzscheiten geröntgt werden.“ Denn von außen waren die Manipulationen nicht ohne weiteres sichtbar, da der Gärtner die Löcher für den Sprengstoff mit einem Pfropf verschlossen hatte. Polizeisprecher Erfort: „Das Ganze ist ein großes Puzzle“ Mittlerweile sei die Soko aufgelöst worden, aber die Ermittlungen gingen weiter. „Es werden noch Spuren ausgewertet“, nennt Erfort ein Beispiel. Unklar sei zudem, wo Graumann das für die heimtückischen Sprengfallen verwendete Schwarzpulver her hatte, das in seinem Haus gefunden worden war. Zwei Kilo des explosiven Materials sowie Stahlkugeln und Waffenteile hatte die Polizei bei ihm daheim entdeckt. „Das Ganze ist ein großes Puzzle“, sagt Erfort. Klar sei indes, dass es sich bei dem Mehlinger um einen Einzeltäter gehandelt habe. „Die heiße Spur zu einem Mittäter haben wir ebenso wenig gefunden wie weitere Sprengfallen.“

x