Rheinpfalz Umsonst gequält

Wieder nichts: Der VfL Wallhalben ist auch im zweiten Anlauf gescheitert, den Weltrekord im Dauerfußball aufzustellen. Zwar spielten die Wallhalber im Juni 2016 111 Stunden lang gegen eine Mannschaft aus Hamburg, doch Guinness World Records erkennt dies nicht an. Weil die Dokumentation lückenhaft ist, wie die Wallhalber Mitte Juni erfuhren. Organisator Dirk Stiwitz überlegt sich, ob er einen letzten Versuch wagen soll.

„Das ist chaotisch gelaufen“, sagt Dirk Stiwitz und ergänzt: „Wie die ganze Planung war die ganze Beweisführung.“ Denn anders als vor zwei Jahren, als die Wallhalber zu Hause 75 Stunden am Stück gegen den SC Winterbach spielten (wir berichteten mehrfach), lag die Organisation 2016 beim FC Hamburger Berg, einem Verein in Hamburg, wo auch gespielt wurde. Schon damals hatte Stiwitz die Gegebenheiten vor Ort kritisiert. Nachdem man jetzt ein ganzes Jahr gewartet habe, seien die Wallhalber auch nicht besonders überrascht, dass es nicht geklappt hat, beschrieb er die Stimmung. Guinness hat strenge Regeln, die eingehalten werden müssen, etwa zu den Pausenzeiten, damit ein Weltrekord anerkannt wird. Diese Regeln seien teilweise nicht erklärt gewesen, nennt Stiwitz ein Beispiel, was Guinness kritisiert. Außerdem sei das Videomaterial zum Teil nicht auswertbar. Das Spiel wurde rund um die Uhr gefilmt, um zu beweisen, dass tatsächlich 111 Stunden am Stück gespielt wurde, die Zahl der Spieler auf dem Feld stets stimmte und die vorgegebenen Zeiten auch eingehalten wurden. Aber wegen der Qualität der Aufnahmen sei nicht zu beweisen, dass alles korrekt ablief. „Wir haben damals in Wallhalben zwei hochwertige Überwachungskameras gehabt. Die hatten dort einfache Digitalkameras“, ärgert sich Stiwitz. In Wallhalben habe man auch stets darauf geachtet, dass Spieler bei der Einwechslung im Licht stehen und die Rückennummer auf den Aufnahmen zu sehen ist. Das sei in Hamburg auch nicht durchgängig der Fall gewesen. 2015 hatten die Wallhalber Pech: Sie packten gegen den SC Winterbach 75 Stunden am Stück, doch zeitgleich lief in England ein Weltrekordversuch über 102 Stunden. Einen Monat später spielten zwei schottische Teams gar 105 Stunden gegeneinander. 2016 dann schien der VfL den Spieß umzudrehen: Als ihr Weltrekord begann, endete an der englischen Südküste ein Fußballspiel, bei dem sich zwei Teams 108 Stunden gegenüber standen. Das ist immer noch der offizielle Weltrekord, der auch von Guinness anerkannt ist. Mit 111 Stunden hätten der VfL und die Hamburger ihn um drei Stunden übertroffen. „Das ist, wie wenn du gegen den Tabellenführer 5:0 gewinnst, und kurz vor Schluss wechselst du einen ein, der nicht spielberechtigt ist. Und dann verlierst du am grünen Tisch 0:2“, zieht Stiwitz den Vergleich. Das 111-stündige Spiel endete am 5. Juni 2016 im Schanzenpark mit einem Sieg für Hamburg. Der FC Hamburger Berg gewann 722:568. Die Hamburger hatten 2015 vom 75-Stunden-Spiel der Wallhalber gegen den SC Winterbach gehört und daraufhin den VfL eingeladen, um den Rekord zu knacken. Der Weltrekord reizt Stiwitz immer noch, aber er sagt: „Momentan ist nix aktuell. Ich musste einfach mal Luft holen. Das kostet viel Kraft.“ Die Wallhalber hätten aber einige Anfragen, zum Beispiel aus München und Leipzig. Er könnte sich 2018, ’19 oder ’20 noch mal einen Versuch vorstellen. Dann müsse man eben sehen, wo der Rekord steht. Stiwitz hatte bereits angekündigt, dass er gern eine Woche lang spielen würde, 168 Stunden. „Bis zu 200 Stunden halt’ ich für kein Problem. Du musst halt mit dem Schlafmangel klarkommen. Nach 24 Stunden bist du im Rhythmus drin.“ Sollte es ein nächstes Mal geben, werde er darauf achten, dass nicht in England parallel ein Versuch stattfindet. Zudem will er die Beweisführung wieder selbst übernehmen. Ob er wieder mit dem VfL antritt, weiß er noch nicht, zumal er nicht mehr im Vorstand ist. Aber er geht davon aus, ein Wallhalber Team zusammenzubekommen. Eins sei sicher: „Ein viertes Mal gibt es nicht mehr.“

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