Rheinpfalz Schon etwas Angst um den Hasen

Die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild hat zum zweiten Mal nach 2001 den Feldhasen als „Tier des Jahres“ gewählt. Damit soll auf das Säugetier aufmerksam gemacht werden, dessen Lebensraum immer mehr schrumpft.

Der Feldhase ist eine der bekanntesten Wildarten Deutschlands, auch weil er von Ostern nicht mehr wegzudenken und im alltäglichen Sprachgebrauch immer wieder anzutreffen ist. So nennt man einen Feigling auch „Angsthasen“ oder sagt, wenn man keine Antwort weiß: „Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.“ Der Feldhase, der ursprünglich aus den Steppen Asiens zu uns kam, ist ein Tier der offenen Landschaft. „Feldhasen brauchen Strukturen in der Landschaft, zum Beispiel Furchen, Böschungen und Unterholz“, sagt Michael Grünfelder vom Forstamt Hinterweidenthal. Diese bieten dem Hasen Rückzugsmöglichkeiten und Schutz. Aber auch der Körperbau des Steppenbewohners zeigt, dass er auf Offenlandschaften angewiesen ist, weiß Ulf Hohmann von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz in Trippstadt. Da durch die moderne Landwirtschaft der Lebensraum des Hasen immer weiter eingeschränkt wird, zieht er sich in die Wälder zurück. „Die Verarmung der Nutzflächen, der Einsatz von Pestiziden, der Rückgang der Wildkräuter, all das hat Auswirkungen auf den Lebensraum der Hasen. Durch die Ausweitung des Anbaus von Mais und Weizen fällt es dem Hasen sehr schwer, sich ungehindert fortzubewegen und schnell zu rennen, weil alles sehr dicht bepflanzt ist. So ist es auch schwerer für ihn, vor seinen natürlichen Feinden wie dem Fuchs oder der Krähe zu flüchten“, erklärt Hohmann. „Im Vergleich zu früher ist der Bestand zurückgegangen. Man sieht den Feldhasen im Wald auch mal auf lichten Flächen“, erläutert Theodor Ringeisen vom Forstamt Westrich in Pirmasens. „In der Feldflur oder auf Streuobstwiesen ist er hingegen eher selten geworden.“ Der Feldhase nutzt den Wald als Rückzugsraum, von einem wirklichen „Umzug“ könne man aber nicht sprechen, so Hohmann. Der Bestand sei zwar insgesamt kleiner geworden, der Feldhase sei aber nicht akut bedroht, sagt Ringeisen. Als gefährdet würde auch Grünfelder das Tier nicht bezeichnen: „Der Feldhase wird bei uns nicht bejagt. Er richtet keinen Schaden an und es ist auch keine Überpopulation zu befürchten. Von daher besteht gar kein Interesse, ihn zu jagen. Er ist ein wichtiger Bestandteil des Lebensraums im Wald unserer Region.“ Und Hohmanns Einschätzung: „Seit den 70er, 80er Jahren hat der Bestand stark abgenommen. Es geht ihm nicht gut.“ Der Feldhase hat im Vergleich zum Kaninchen, mit dem er oft verwechselt wird, längere Ohren, „Lauscher“ genannt, wie es im Jagdjargon heißt. Ein weiterer Unterschied zum Kaninchen ist, dass der Feldhase für seine Jungen keine Höhlen baut. Er bleibt stattdessen an der Oberfläche und legt seinen Nachwuchs an geschützten Stellen ab. Fachleute denken zurzeit darüber nach, wie man Offenlandbewohnern wie dem Feldhasen helfen kann. So soll mit der Landwirtschaft besprochen werden, ob weniger Spritzmittel eingesetzt werden kann, das den Tieren zusetzt. Thema ist auch der sich ausweitende Maisanbau, der den Lebensraum des Feldhasen erheblich einschränkt. Als „kleinen Lichtblick“ für die Verbesserung der Lebensbedingungen für den Feldhasen sieht die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild die aktuelle Umstellung der EU-Agrarförderungen, die auf fünf Prozent der Ackerflächen ein sogenanntes „Greening“, also eine „Ökologisierung“, einfordert. Dagegen konterkarieren laut Schutzgemeinschaft die Jagdgesetze mit Verboten und Erschwernissen der Prädatorenregulation diese positiven Ansätze; Prädatoren (Räuber) sind die natürlichen Feinde der Feldhasen. (elpa)

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