Kultur Südpfalz Pfälzer in der Neuen Welt

„In de Scheier werd Musik gemacht und verzehlt – do geh mer hi!“, so oder so ähnlich hätte bestimmt ein Pennsylvaniadeutscher das Konzert im Bachstelznest in Queichhambach umschrieben. Am Samstag war es so weit, die kleine Kulturbühne öffnete seine Pforten für Musiker und begeisterte Zuhörer. Diesmal mit Geschichten und Musik von und über die „Pfälzer“ in Amerika – den Pennsylvaniadeutschen.

Zum ersten Mal auf der Bühne in Queichhambach stand die „New Palz Folk Band“. Und auch gleich mit neuem Band-Namen. „Hiwwe wie Driwwe Folkband“ haben sich umgetauft. Die Lieder und literarische Unterhaltung von den großen Auswanderungswellen aus der Pfalz des 18. und 19. Jahrhunderts aus ihrem Programm sind dagegen „alt“. Ein paar hundert Jahre schon. Und mit diesen literarischen Zitaten, Geschichten und festgehaltenen Begebenheiten aus der Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts unterhielt die Band auf amüsante, spannende und kurzweilige Art und Weise. Der Germanist und Sprachenforscher Michael Werner aus Ober-Olm und seine Bandmitglieder brachten in einer musikalischen Zeitreise die Geschichte dieser Auswanderer näher. Etwa 30 Zuhörer zwischen 10 und 88 Jahren wollten die meist tragischen, traurigen, aber auch tapferen und mutigen Schicksale dieser Menschen hören. Die verheerenden Situationen auf den Schiffen oder die langen, sehr langen Überfahrten, bei der viele Menschen starben. Aus Zitaten wusste man, dass Auswanderer von über 1.700 Stunden sprachen, die sie brauchten um in das „gelobte Land“ einzureisen. Vom Raub der angesiedelten Frauen und Mädchen, die in die Hände von Indianern fielen und vielleicht erst nach Jahren befreit wurden, wurde da eindrucksvoll berichtet. Aber auch heitere Lieder aus diesem wertvollen historischen Schatz wurden dargebracht. Zum Beispiel mit dem Lied „Meedli, witt du heirate?“ bei dem sich das Mädchen einen Singer zum Manne wünscht, da sie so gerne tanzt. Eine Art kulturelle Klammer, so der Organisator Helmut Seebach, zwischen der Pfalz und den Deutschen in Pennsylvanien soll mit solchen Auftritten und Erzählungen erhalten bleiben. Der Sprachenforscher Werner zeigte in einer kleinen Bilder-Schau, wie schwer es die Auswanderer, viele davon Pfälzer mit schweizerischen Wurzeln, hatten, die Überfahrt und die Anfänge zu überstehen. Germantown wurde im Staate Pennsylvania durch die Einwanderer in den USA gründet und ist zur Heimat der ehemaligen Pfälzer geworden. Noch heute zeigen die Straßennamen, wie zum Beispiel bei der „Stone Quarry“ Straße, steht der Name „Schtee Bruch Weg“ dabei, oder direkt unter dem Ortsnamen Insheim, die Bezeichnung „Isem“. Auch gibt es Restaurants, in Amerika „Diners“ genannt, die „Kumm ess“ genannt werden. Ebenso gebräuchliche Worte wie Saumagen (Seimagge), Christtag (Christdoog) oder den Belzenickel sind dort immer noch zu finden. In den Liedern, die am Samstag die Folkband zum Besten gab, werden Begebenheiten, wie „Sie kummt rum der Barig“ musikalisch klar und kernig dargestellt. In diesem Stück wird die Geschichte einer Frau erzählt, die neu im Dorf ankommt, also „Um den Berg rumkommt“ und wenn sie „Unnerhosse“ anhat, wird sie „gebosselt“ – geküsst. Großen Wert legt Seebach, auf die Verbreitung der Kultur auf kostenlose Basis. Jeder, so Seebach, soll die Möglichkeit bekommt Kultur und Kunst zu erleben und zu genießen. Eine Plattform für unbekannte Künstler– alles ohne Honorar und ohne Eintritt zu genießen. Auf der kleinen Scheuer-Bühne des Bachstelznestes ist schon so mancher Künstler „flügge“ geworden. Die „New Palz Folkband“ brachte für 90 Minuten mit ihrer Musik die Leidenschaft der ausgewanderten „Palatinas“ in die Pfalz und verabschiedeten sich mit den Worten „Groos Dank un macht’s gud“. (alve)

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