Rheinpfalz Ortsgebunden, aber dennoch beweglich

Lambsborn. Bauer werden? In die Fußstapfen des Vaters treten, den landwirtschaftlichen Betrieb in Lambsborn übernehmen? Nein danke – kein Interesse! Als Kind und Teenager war es für William Gortner nicht auszudenken, dass er mal der Jungbauer auf dem Hof werden wird. Heute muss der 26-Jährige lachen, wenn er seine kindliche Gedankenwelt offenlegt. „Mit etwa 17 hat es mich doch gepackt“, erzählt er mit einer inneren Zufriedenheit, die klar erkennen lässt: Der Weg, den er eingeschlagen hat, der passt ganz gut. Mit der Lehre zum Landmaschinenmechaniker ging es los. Nicht ganz landwirtschaftsfremd, aber doch mit gewissem Abstand. Wenn da nur nicht immer die gut gelaunten Bauern ihre Maschinen vorbei gebracht hätten. Und eigentlich hat es ihm zu Hause auf dem Hof ja doch Spaß gemacht. Also hängte er der ersten Lehre eine zweite an. William Gortner lernte Landwirt. Mittlerweile steckt er in der Ausbildung zum Landwirtschaftstechniker. Den Hof bewirtschaftet er gemeinsam mit Vater Karl Gortner. Es ist eine schleichende Hofübergabe; eine, bei der die junge Generation immer mehr Verantwortung bekommt. William Gortner ist längst Bauer mit Leib und Seele. Bis auf Landesebene engagierte er sich schon in der Landjugend. Aber es gibt auch den Hang, mal rauszumüssen. Das Fernweh ist tief. Nach Brasilien, Neuseeland, in die USA hat es ihn bereits gelockt. „Mehr als vier Wochen sind natürlich nicht drin und auch nicht jedes Jahr“, schränkt er ein, räumt aber mit dem Vorurteil auf, dass der Bauer nur zum Arbeiten aufsteht. Natürlich gibt es Arbeit, satt und reichlich. Zum einen sorgt die Kartoffel dafür. Vom Auspflanzen, dem Pflegen auf den Feldern, bis zum Verpacken und Verkaufen will alles erledigt werden. Das Getreide bestellt und erntet sich nicht von alleine, und den zum Land gehörenden Wald gilt es ebenfalls zu durchforsten und zu pflegen. Aber Freiräume, die müssen für William Gortner auch sein. Wenn ihn das Fernweh nicht weit hinaus treibt, dann geht es mit Kumpels nach Kaiserslautern, nach Homburg, ins Kino, zum Squash, zum Fußball. An Fasching war mal ein schneller Trip nach Konstanz angesagt. Dazwischen schnürt Gortner die Laufschuhe, den Halbmarathon in Mainz als Ziel. Das Laufen verbindet er praktischerweise mit der Kontrolle seiner Felder. Wo andere mit dem Traktor fahren, rennt der junge Landwirt die Gemarkung entlang, bekommt dabei den Kopf frei und geht entlang der Feldraine an die körperlichen Grenzen. Ansonsten wird in der Freizeit gewandert, in den Pyrenäen oder, bald, in Transsilvanien. Mit Zelt und ohne Handy. Planen gehört für Gortner zum Alltag. Zehn bis 15 Jahre geht sein Blick nach vorne, wenn er über die Ausrichtung des Hofes redet. Nicht einfach sei das bei einer schwer berechenbaren Agrarpolitik. Dazu noch die Unwägbarkeiten des Wetters, mit denen ein Landwirt immer klarkommen muss. Wenn ihm das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht, dann wurmt das Gortner gewaltig. „Das muss ich noch entspannter hinnehmen“, gibt der junge Mann eine Schwachstelle zu. Was ihn noch wurmt, „sind diese Pseudo-Bauern“, die in der Sendung „Bauer sucht Frau“ in die Öffentlichkeit drängen. „Einfach nur lächerlich“, kommentiert Gortner das Geschehen. Den Slogan „Ohne Bauern keine Zukunft“ haben die Gortners gerade auf ihre Weise mit Inhalt gefüllt. Das Muhen im Stall ist verstummt. Dort wo das Milchvieh und die Nachzucht unweigerlich täglich Personal einforderten, brummt jetzt eine Holzhackschnitzelheizung. Sie steckt mitten im Probebetrieb. Über ein Wärmenetz sollen zukünftig 17 Haushalte versorgt werden – ein weiteres Standbein beim Weg in die Zukunft. Dass er als Junglandwirt zu einer „bedrohten Art“ gehört, weiß William Gortner. Schon der Besuch der Technikerschule in Bad Kreuznach führt es ihm stets vor Augen. „Es gibt mir schon zu denken, dass ich von Lambsborn bis nach Kreuznach fahren muss und dort auf gerade mal 30 Kollegen aus ganz Rheinland-Pfalz treffe.“ Der Optimist in ihm sieht die Entwicklung dennoch nicht nur negativ. „Es kann ja auch Wachstum bedeuten.“ William Gortner ist keiner, der sich am Stand der Dinge festbeißt. „Natürlich wird Landwirtschaft immer bedeuten: Ich bin halt ortsgebunden!“ Alles andere kann er dagegen in irgendeiner Form bewegen, sagt er.

x