Rheinpfalz Neuer VG-Chef politisch ein „alter Hase“

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„Ich hab’s satt, ich kann mein Gesicht ja schon nicht mehr sehen“: Bernd Alsfasser hat gut scherzen: Gestern Nachmittag war der künftige Bürgermeister der Verbandsgemeinde Baumholder bereits damit beschäftigt, die Wahlkampf-Spuren zu beseitigen. Und so kommt’s, dass die Plakate, mit denen Alsfasser bis Sonntag noch um Stimmen geworben hat, schon am Tag danach zum großen Teil verschwunden sind. Alsfasser – angetreten für die FWG – hatte die Stichwahl gegen Amtsinhaber Peter Lang (SPD) denkbar knapp für sich entschieden.

Die Demontage begann in Heimbach. Dort war Alsfasser gestern, bewaffnet mit Zange, schon mal fleißig zu Gange. Gut 170 Plakate hatte er geklebt festgebunden – „alles fast allein, alles in Handarbeit“. Familienmitglieder hätten geholfen – weitgehend jedoch war der 54-Jährige auf sich gestellt. Jetzt, da er wochenlang an den Plakaten vorbeigefahren sei, sei er der Ansicht seines Gesichts überdrüssig. Also schnell weg damit. Dass die Demontage in Heimbach begann, kam nicht von ungefähr: Die gut 1100 Einwohner zählende Gemeinde ist Alsfassers Heimat – und der größte Ort in der VG nach der Sitzstadt. Und dort hatte der Herausforderer riesengroßen Rückhalt: Auf insgesamt 528 gültigen Stimmzetteln war bei 463 das Kreuzchen neben Alsfassers Namen zu finden. Rückhalt, der Peter Lang am Ende fehlte. Seine Stimmungslage nach der Wahl: „Gefasst, aber enttäuscht“, sagte der seit 2008 amtierende Verwaltungschef. „Gewinner dieser Wahl ist meine Frau Rita“, sagte Lang, der auch in Kusel sehr bekannt ist, als Bundeswehrangehöriger auf dem Windhof gewirkt hat. Langs Ehefrau stammt übrigens aus dem Kuseler Land. Beim ersten Wahlgang hatte Lang die drei Herausforderer noch klar hinter sich gelassen, hatte 42,4 Prozent der Stimmen auf sich vereinigt, lag um annähernd zehn Prozent vor Alsfasser. Die Wahlbeteiligung war, auch weil die Bürger im Zuge der Landtagswahl zu den Urnen gerufen waren, bei der Bürgermeisterwahl sehr hoch, lag bei gut 67 Prozent. Bei der Stichwahl drei Wochen später hatten nur noch rund 49 Prozent den Weg zur Urne gefunden. Lang wird am 19. August letztmals sein Büro im Baumholderer Rathaus betreten. Und dann? „Ab 20. bin ich Pensionär“, sagte der 54-Jährige gestern auf Anfrage. Lang war Berufssoldat, hatte dann auf den Bürgermeistersessel gewechselt, als vor acht Jahren der Nachfolger von Volkmar Pees gesucht wurde. Es bleibt bei der einen Amtsperiode. Mit Peter Langs Abschied beginnt die achtjährige Amtszeit von Bernd Alsfasser. Für den Heimbacher selbst heißt es dann Abschied nehmen von seinem bisherigen Arbeitsleben. Parallele: Auch er verlässt die Bundeswehr, um fortan den Bürgermeistersessel auszufüllen. Der FWGler allerdings ist als Zivilbeschäftigter tätig, ist verantwortlich für Ausbildung in Sachen Gefahrgut und Ladungssicherung. Eine leitende Position, bei der Bernd Alsfasser eigenverantwortlich tätig ist. Vor der neuen beruflichen Herausforderung ist ihm aber auch deswegen nicht bange, weil er schon lange im Politgeschäft ist. Der neue Bürgermeister ist „ein alter Hase“, wie er selbst sagt: Die Geschäfte der Verwaltung hat er auch bislang schon gelenkt – immer dann, wenn Bürgermeister Lang etwa in Urlaub weilte. Seit 2009 ist er schon als Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde Langs Stellvertreter. Bereits seit 2004 hatte er dem VG-Rat angehört. Und seit fast einem Vierteljahrhundert schon lenkt er die Geschicke seiner Heimatgemeinde als Ortsbürgermeister. 1992 hat er dieses Amt angetreten. Und sich in der Folge ebenfalls bei Urwahlen behaupten müssen. Insofern war es nicht neu, sich mit Gegenkandidaten auseinanderzusetzen. Trotz des klaren Rückstands beim ersten Wahlgang Mitte März sei er vor der Stichwahl nicht etwa pessimistisch gewesen: „Ich hab’ gesagt, die Chancen stehen 50 zu 50. Die Karten werden ja neu gemischt“, zeigte sich Alsfasser denn auch nicht allzu sehr überrascht vom Resultat. Während der Plakat-Demontage war gestern Nachmittag an kontinuierliches Arbeiten nicht zu denken. Ständig signalisierte das Mobiltelefon Anrufe, immer wieder stoppten Autos spontan auf der Straße, als die Insassen den künftigen Bürgermeister erkannten. Der Fahrer eines Wagens stoppte prompt, hielt einfach auf der Straße. „Nicht durch die Scheibe, ich steig’ aus“, sagte die Beifahrerin, während auch ihr Chauffeur und Ehemann aus dem Auto kletterte. Umarmung auf offener Szene für den Wahlsieger, während der Fahrer eines vorbeikommenden Transporters den nach oben zeigenden Daumen aus dem Fenster streckte. Der Glückwunsch-Reigen wird wohl noch ein paar Tage anhalten. „Es geht viel ein, auf vielen Wegen. Nur nicht über Facebook“, sagt Alsfasser. „Da bin ich nicht zu finden, das will ich auch gar nicht. Mein Leben ist öffentlich genug.“

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