Kultur Südpfalz Naturempfinden am Sommerabend

Das Lied-Ensemble Edenkoben unter seinem Dirigenten Oskar Fuchs schenkte bei den Sommerkonzerten in der Katholischen Kirche St. Stephanus in Gleisweiler und im Schloss Villa Ludwigshöhe mit Liedern der Romantik ein ungewöhnliches Hörerlebnis.

Es waren klingende Naturempfindungen eines Sommerabends. Hierfür fand das Lied-Ensemble Edenkoben mit großer Stilsicherheit den passenden Ton, inspiriert und schlicht zugleich. Wenn diese Kompositionen in solch einfühlsamer Perfektion geboten werden, ist das Hörgenuss pur. Der Schlüssel zu dem Erfolgsgeheimnis des Lied-Ensembles dürfte weitgehend beim feinsinnigen Leiter Oskar Fuchs liegen, der das Ensemble auf eine Gesangskultur eingeschworen hat, die die dargebotenen Werke in ihrer ganzen Tiefe erleben lässt, zumal auch auf größtmögliche Wortverständlichkeit Wert gelegt wird. Die Damen und Herren singen hör- und sichtbar mit großer Freude. Die Sopranstimmen sind rein. Klar und leuchtend bis in die Höhen, die Altstimmen warm und intensiv, die Tenöre ebenfalls rein und leuchtend, und die Bässe haben profunde Tiefe. Der Chor singt mit ausgereifter Atem- und Sprachtechnik. Chorsätze der Romantik von Felix Mendelssohn wie Frühlingsahnung, Lerchengesang, Morgengebet, Im Grünen, die Nachtigall und das Jagdlied brachten die Zuhörer zum Schwärmen. Eine solche Homogenität erreichen Laienchöre nur selten. Himmlisch weich fließt der bis ins feinste herausgearbeitete Chorklang, der nach zartestem Pianissimo und nuancierten Steigerungen mit stimmgewaltiger Strahlkraft besticht. Der zweite Teil war Friedrich Silcher mit „Frisch gesungen“ (Hab oft im Kreise der Lieben), Friedrich Glücks „Untreue“ sowie dem schlesischen Volkslied „Die Gedanken sind frei gewidmet“. Lieder, die auf Liebe, Sehnsucht, Schicksal oder Mythen in Naturerscheinungen beruhen. Im dritten Liederblock stand Brahms im Mittelpunkt. Die Vertonung von Brentanos „Abendständchen“ macht deutlich, dass dieses Gedicht für Brahms trotz seiner schlichten Form kein einfaches Volkslied ist. Die Komposition ist geprägt von Assoziationen, die durch den Komplex der Farben, Klänge und Bewegungen im Text ausgelöst werden. Es folgte „Der bucklichte Fiedler“. Sehr emphatisch betonten die Sänger Brahms’ „Waldesnacht, du wunderkühle“ an einem heißen Sommerabend. Dass das Lied-Ensemble Edenkoben nicht ohne Zugaben den Chorraum verlassen konnte, muss wohl eigens nicht erwähnt werden. Ein unbestrittener Glanzpunkt beim Sommerkonzert war der Auftritt des Duo Ané Elke Bürger und Janina Rüger Werke mit der ungewöhnlichen Kombination von Klarinette und Akkordeon. Das Duo spielte Werke von Emil Cossetto, Andreas Nebl, Johann Friedrich Fasch, Manuel de Falla, Ernest Bloch, Paul Hindemith und Ivano Battiston und versprühte mit seiner Einzigartigkeit Temperament und Leidenschaft. Nur wenige Komponisten haben Stücke für diese seltene Besetzung geschrieben. Bürger und Rüger machen aus dieser Not eine Tugend, bedienen sich ohne Vorbehalte klassischer und moderner Anleihen, arrangieren vorgefundenes Material zum Teil neu. Mit „Makurdi“ von Ivano Battiston gab es einen ganz anderen Klanggenuss, da die Akkordeonistin auf die Cajon wechselte. (som)

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