Rheinpfalz „Nächste fünf Jahre werden spannend“

Mannheim. Konversion, Bundesgartenschau, Integration und Chancengleichheit – das sind die Schlagworte, die Petar Drakul nennt, wenn ihn Leute fragen, welche Dinge in den nächsten Jahren in Mannheim von Bedeutung sein werden. Der 40-Jährige wurde für die SPD in den Mannheimer Gemeinderat gewählt. Als langjähriger Sozialdemokrat ist er zwar mit kommunalpolitischer Arbeit vertraut, doch ein Ratssitz ist eine neue Erfahrung für ihn.

In der Politik kann es nicht schaden, wenn man ein wenig Humor hat. Humor hat Petar Drakul. So manch einer hätte sich echauffiert über die kreative Umgestaltung der Wahlplakate – angelehnt an den Nachnamen. Vampirzähne waren da nur die Spitze des Eisbergs. „Spätestens seit der Grundschule weiß ich, dass man mit dem Namen Drakul leicht veräppelt werden kann“, sagt er grinsend. „Ich nehme das mit Humor.“ Von manchen bemalten Wahlplakaten sei er richtig beeindruckt gewesen, erzählt er. „Das war keine Verunstaltung. Mache haben sich richtig Mühe gegeben.“ Schließlich veröffentlichte Petar Drakul einige der bemalten Plakate auf Facebook, die Resonanz war groß. „Das hat meinen Bekanntheitsgrad enorm gesteigert. Mein Name wurde von vielen Bürgern wahrgenommen. Das muss ich jetzt mit Substanz füllen.“ Seit 2011 ist Petar Drakul Leiter des Referats „Integration und Arbeitswelt“ im Ministerium für Integration in Stuttgart. Arbeit und Integration sind deshalb die Themenfelder, in denen er sein Fachwissen im Gemeinderat einbringen möchte. Die wichtigste Fragestellung für den 40-Jährigen lautet, wie man die Attraktivität Mannheims bei einer schrumpfenden Gesellschaft steigern kann. „Das geht nur über Stadtentwicklung“, findet er und fügt schnell hinzu: „Deshalb sind Konversion und Bundesgartenschau so wichtig für uns.“ Aber auch Chancengleichheit und ein Miteinander in Vielfalt sind Punkte, die für den Sozialdemokraten zur Attraktivität einer Stadt beitragen. In der kommenden Legislaturperiode muss der Mannheimer Stadtrat dazu zentrale Entscheidungen treffen. „Die nächsten fünf Jahre werden spannend“, ist sich Drakul sicher. „Da werden die Weichen für die nächsten 30 bis 40 Jahre gestellt.“ 1998 kam Petar Drakul aus Heilbronn in die Quadratestadt, um an der Universität Jura zu studieren. Bis dahin war es ein langer Weg. Nach seiner Lehre zum Betonbauer entschloss sich Drakul, am Abendgymnasium das Abitur nachzumachen. „Ich habe mit 20 beschlossen, noch mal von vorne anzufangen und mein Leben umzukrempeln.“ Einen Beschluss, den das frisch gewählte Gemeinderatsmitglied nie bereut hat – auch weil er sonst vielleicht nicht nach Mannheim gekommen wäre. Und die Stadt, so betont Petar Drakul, habe ihm von Anfang an sehr gefallen. Angetan haben es ihm vor allem die Mannheimer: „Ich finde diese Offenheit und Direktheit so sympathisch.“ Mit seiner Frau und den beiden Kindern lebt Drakul seit einigen Jahren in der Oststadt. Petar Drakuls Eltern stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien, der Vater ist bosnischer Serbe, die Mutter Serbin aus dem Kosovo. Ende der 60er Jahre kamen sie als Gastarbeiter nach Deutschland und leben immer noch in Heilbronn. „Wenn mich jemand fragt, woher ich komme, dann sage ich aus Heilbronn“, sagt Petar Drakul schmunzelnd. Seine kommunalpolitische Arbeit lässt Petar Drakul nur wenig Freizeit. Als Stadtrat wird das nicht unbedingt besser: Jede Menge Abendveranstaltungen und Wochenendtermine müssen absolviert werden. Deshalb ist für Petar Drakul die Zeit mit seiner Frau und seinen beiden Kindern besonders wertvoll. In der SPD ist er mittlerweile seit fast 20 Jahren aktiv. In Mannheim war Drakul von 2002 bis 2010 Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Innenstadt, heute ist er stellvertretender SPD-Kreisvorsitzender. Das politische Engagement ist die Konsequenz aus der Arbeit mit Jugendlichen. „Ich wollte nicht mehr nur betreuen, sondern gestalten“, erklärt er „Ich wollte an den Stellschrauben drehen, so dass Jugendliche Hilfe bekommen, bevor sie zu sogenannten Problemfällen werden.“ Dreh- und Angelpunkt ist für den 40-Jährigen dabei damals wie heute die Bildung. „Nur so gibt es Chancengleichheit und Teilhabe“, betont er. Noch immer hätten zu viele Jugendliche mit Migrationshintergrund Probleme mit der deutschen Sprache. Hier gelte es, anzusetzen. „Wir können es uns weder sozial noch ökonomisch leisten, diese Jugendlichen zurückzulassen.“

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