Rheinpfalz Mit Cremetiegeln in die Zukunft

Frankenthal. Die Bender-Werke stellen jedes Jahr acht Milliarden Getränkeverschlüsse her. Neben Kaffeekapseln produzieren „die Stopper“, wie die Mitarbeiter noch immer von den alten Frankenthalern genannt werden, jetzt auch Kosmetiktiegel. Das berichtete Heinz Walter, Vizepräsident für Zentraleuropa, beim Frankenthaler Wirtschaftsforum.

Die Bender GmbH ist Teil des weltweit agierenden Konzerns Global Closure Systems mit Sitz in Paris. Der Konzern beschäftigt laut Walter in 24 Produktionsstätten 3500 Mitarbeiter und erziele einen Jahresumsatz von rund 600 Millionen Euro. „Jedes Jahr werden 40 Milliarden Verschlüsse hergestellt“, sagte Walter. Auch die Zahlen des Frankenthaler Unternehmens sind beeindruckend: Die 150 Mitarbeiter der Bender GmbH werden 2014 laut Walter 56 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften. Und es soll weiter bergauf gehen. „Für nächstes Jahr ist ein Umsatz von 61 Millionen Euro geplant“, so der Vizepräsident für Zentraleuropa. Bei den Getränkeverschlüssen seien die Frankenthaler Marktführer in Deutschland. Produziert werde sieben Tage die Woche, und zwar rund um die Uhr. „Wir verarbeiten jedes Jahr 20.000 Tonnen Material und bewegen 220.000 Paletten“, verdeutlichte Walter. Zu den rund 150 Kunden der Firma zählten Getränkehersteller wie Gerolsteiner, Coca Cola, Red Bull, Schweppes oder die Brauerei Carlsberg. Wie er berichtete, wurde die Firma 1851 in Mannheim als Handelsunternehmen gegründet. 1884 erfolgte der Umzug nach Frankenthal. Ein Grund für die Eröffnung der Patentierten Dampfkorkschneiderei, wie die Bender-Werke damals hießen, war der ehemalige Hafen. 1906 erfolgte der Einstieg in die Kronkorkenproduktion, in den 50er-Jahren kamen Aluminiumverschlüsse hinzu. Beide Produktlinien wurden jedoch in den letzten 15 Jahren eingestellt. Bereits seit 1990 werden Verschlüsse aus Kunststoff hergestellt. „Mit nur einem Produkt sahen wir uns nicht ausreichend für die Zukunft gewappnet“, erklärte Walter die Einführung neuer Produktgruppen, für die erst einmal neue Kunden gefunden werden mussten. Im Falle der Kaffeekapseln ist dies Nespresso-Konkurrent Mondelez Tassimo, der die Kapseln später mit Kaffee oder Milch befüllt. Laut Walter handelt es sich um kein ganz einfach herzustellendes Produkt. In die Kapsel müsse eine kleine Düse eingearbeitet werden, „und das natürlich zu einem geringen Preis“. Neu ist die Herstellung von Kosmetiktiegeln für die Beiersdorf AG (Nivea). Laut Walter handelt es sich dabei um eine „Weltneuheit, an der lange getüftelt wurde. Der Cremetiegel fühlt sich an wie Glas, besteht aber aus Plastik.“ Ein Kunststoffprodukt lasse sich nicht zuletzt wegen des geringeren Energieaufwands günstiger herstellen als eines aus Glas. Ein weiterer Vorteil: „Wenn man den Tiegel versehentlich im Bad fallen lässt, geht nichts kaputt“, meinte Walter. In beiden Produktgruppen sieht das Unternehmen Wachstumsmärkte – „mit einem wahrscheinlich noch auf lange Sicht steigenden Bedarf“. Um Kaffeekapseln und Tiegel an den Start zu bringen, musste die Bender GmbH in ihrem Werk neue Produktionsanlagen bauen. Über zwei Millionen Euro wurden dafür zuletzt investiert. Weil die Bänder schnell laufen, überwachen Hochgeschwindigkeitskameras das Material. „Außerdem benötigten wir eine neue Mitarbeiterstruktur. Gefragt waren nicht mehr alleine die Leute an der Presse, sondern in noch sehr viel stärkerem Maße als bisher Fachkräfte wie Lebensmittelingenieure und Lebensmittelchemiker“, erläuterte der Vizepräsident den Wandel im Unternehmen. „Auch energetisch haben wir die Fabrik auf den neuesten Stand gebracht.“ Bei der Kühlung der Maschinen sei der Energieverbrauch um 50 Prozent gesunken.

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