Rheinpfalz Marlach soll renaturiert werden

Deidesheim. Hoher Sachschaden ist in Deidesheim entstanden, als im August 2004 sintflutartige Regenfälle über der Region niedergingen. Die Notwendigkeit des Hochwasserschutzes wurde damals schlagartig wieder ins Bewusstsein gerufen. Das Thema beschäftigt die Verbandsgemeinde bis heute.

August 2004: Straßen und Keller wurden in Deidesheim und Ruppertsberg unter Wasser gesetzt, Autos blieben im Schlamm stecken. „Da trafen wirklich alle denkbar unglücklichen Umstände zusammen“, meint Verbandsbürgermeister Theo Hoffmann rückblickend. Durch den Starkregen wurde an dem noch unbepflanzten Weinberghang oberhalb Deidesheims eine Schlammflut ausgelöst, die sich in die Stadt ergoss. Zudem waren Rückhaltebecken durch nachlässige Pflege so zugewachsen, dass der Stauraum fürs Regenwasser nicht in vollem Umfang zur Verfügung stand. Auch viele Ablaufrinnen in den Weinbergen erfüllten ihre Funktion nicht mehr. In der Verbandsgemeindeverwaltung wurde daraufhin ein umfangreicher Maßnahmenkatalog zur Regenrückhaltung und einer verbesserten Wegeentwässerung erstellt. Die Aufgaben wurden den Gemeinden Ruppertsberg und Forst sowie der Stadt Deidesheim zugewiesen. Dabei wurden sie vom Bauhof unterstützt. Die Kostenübernahme für die Regenrückhaltung liegt in der Zuständigkeit der Verbandsgemeinde. „Mittlerweile ist ein Großteil der Arbeiten erledigt“, sagt Claudia Breuer vom Bauamt. Eine der umfangreichsten Vorkehrungen war der Bau des Entlastungskanals vom „Neuen Weinbach“ zur „Marlach“. Zurzeit werden noch offene Punkte, wie in Ruppertsberg die Kanalanbindung an die „Marlach“, in Angriff genommen. Andere Maßnahmen, insbesondere die Volumenanpassung der Regenrückhaltebecken, werden aktuell überprüft. Die jährlich Pflege der Gräben und Rückhaltebecken wird vom Isenach-Eckbach-Verband ausgeführt. Über den Pflegezustand führt Breuer eine genaue Liste. Darauf sieht sie sofort, wann die Reinigung eines Grabens fällig ist. Aber auch die Bürger melden, wenn sich etwas in einem Graben staut. „Wir gehen dann der Sache gleich nach“, so die Sachbearbeiterin. Fast parallel zu dem Maßnahmenkatalog zur Regenrückhaltung der Verbandsgemeinde wurde ein überörtliches Hochwasserkonzept mit einem Gesamtvolumen von 40 Millionen Euro entwickelt. Der Gewässerzweckverband Isenach-Eckbach plant dazu in der Verbandsgemeinde mehrere Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes im Bereich der Marlachwiesen. Das betroffene Gebiet zwischen Deidesheim und Meckenheim umfasst eine Fläche von rund 320 Hektar. Schon bei einer Bürgerveranstaltung im November 2008 in Deidesheim wurde die Abgrenzung beider Konzepte nicht eindeutig dargestellt, weshalb es in der Vergangenheit zu Verwechslungen kam. Das Teilkonzept der überörtlichen Hochwasserschutzmaßnahme wurde im Oktober 2013 in der Verbandsgemeinde vorgestellt. Von Mai bis November 2014 wurden die Anregungen und Bedenken der betroffenen Gemeinden eingearbeitet, so dass man mittlerweile bei Variante sechs angekommen sei, erläutert Bürgermeister Hoffmann. Dabei sollen zum Schutz von Niederkirchen West Gelände künstlich erhöht und eine Flutmulde südlich von Niederkirchen erstellt werden. Weiter ist geplant, die „Marlach“ in nördliche Richtung zu verlagern und innerhalb eines großzügigen Überflutungskorridors zu renaturieren. Die Renaturierung soll auch östlich von Meckenheim in Richtung Hochdorf weitergeführt werden. Die geschätzten Kosten für den „Marlachwiesen“-Hochwasserschutz kommen auf rund 4,1 Millionen Euro. Davon würden 80 Prozent vom Land gefördert. Auf den Gewässerzweckverband entfielen Kosten in Höhe von 810.000 Euro, wovon die Verbandsgemeinde 82.000 Euro übernehmen müsste.

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