Rheinpfalz Mannheim: Franklin soll Stadt der Zukunft werden

Ein erstes Elektroauto soll in zwei Wochen auf dem Franklin-Gelände verfügbar sein.
Ein erstes Elektroauto soll in zwei Wochen auf dem Franklin-Gelände verfügbar sein.

Einen Blick in die Zukunft werfen zu können, ist verlockend und beängstigend zugleich. Eine Mannheimer Gesellschaft ist davon überzeugt, die Welt von morgen mitzugestalten. Sie zerbricht sich den Kopf darüber, wie man Bewohner des entstehenden Franklin-Geländes dazu bewegen könnte, auf das eigene Auto zu verzichten.

«Mannheim.» Das ehemalige amerikanische Kasernengelände Benjamin-Franklin-Village soll ein Vorzeigequartier werden. Vor allem in Sachen „niedriger Energieverbrauch und Emissionsausstoß“ könnte Franklin in Zukunft ein Modellstadtteil werden. Nun hat sich eine Gesellschaft gegründet, die den Bewohnern ein Angebot machen will, das den Verzicht aufs Auto schmackhaft machen soll. Das große Ziel der Mobilitätsmanagement-Gesellschaft Franklin mobil: So wenig Emissionen wie möglich bei gleich bleibender Mobilität.

Keine leichte Aufgabe

Bei 9000 Bewohnern, die auf Franklin einmal leben sollen, ist das keine leichte Aufgabe. Nur wenige wollen oder können auf ihr Auto verzichten. Und das will man ihnen auch nicht verbieten, wie Achim Judt, der Geschäftsführer der MWSP, die ihre Kraft in die Entwicklung des Geländes steckt, erklärt. „Aber wir wollen ein alternatives Angebot machen.“ Wie das aussieht, erläutert der Franklin-Mobil-Geschäftsführer Oliver Leicht. Ihm zufolge können die Bewohner eine Art Mobilitäts-Flatrate buchen. Das bedeutet, sie zahlen eine Pauschale, die sie berechtigt, für eine bestimmte Zeit im Monat ein E-Auto oder E-Lastenrad zu nutzen. 2019 soll das Angebot der sogenannten Franklin-Flat noch auf Partnerangebote des Verkehrsvebundes Rhein-Neckar, von Stadtmobil und Nextbike erweitert werden. Räder und Autos werden dafür auf dem Gelände verteilt zu finden sein, teilweise sogar in der eigenen Tiefgarage.

Buchung per App

„Per App kann man dann kontrollieren, ob und wo ein Fahrzeuge zur Verfügung steht und dieses buchen“, so Leicht. Da die Verhandlungen über das Konzept noch nicht vollends beendet sind, konnte er jedoch noch keinen Preis nennen, was so eine Flatrate, die voraussichtlich ein monatliches Zeitkontingent von 16 Stunden beinhaltet, kostet. Um es den Bewohnern einfach zu machen, hat sich die Gesellschaft gegründet. Sie bündelt die Angebote und informiert die Interessenten. Im Sommer soll eine „Mobilitätszentrale“ auf Franklin erreichtet werden, wo sich die Bewohner informieren können. Ein erstes E-Auto soll laut Oliver Leicht in rund zwei Wochen auf dem Areal verfügbar sein. Im Lauf des Jahres soll das Kontingent auf fünf Fahrzeuge aufgestockt werden. Bei Vollendung des Stadtviertels sind es planmäßig rund 30 Elektroautos, auf die die Bewohner neben den Zweirädern zugreifen können.

"Einzigartig in Deutschland"

„Das ist in Deutschland etwas Einzigartiges“, behauptet Ralf Klöpfer, Vorstandsmitglied der MVV-Energie AG, die gemeinsam mit der Seven-Senses-Stiftung Gesellschafter von Franklin mobil ist. Er verspricht sich vom Mobilitäts-Projekt „weniger Autos und weniger Verkehr“. „Und die Bürger sollen dabei Geld sparen“, fügt er hinzu. Nun gelte es, das Konzept gemeinsam mit den Bewohnern zu testen, es bei Bedarf zu verbessern. Zur Anschubfinanzierung des Projekts hat sich Franklin mobil einige Investoren mit ins Boot geholt, die auf dem Gelände bauen. Da dies jedoch freiwillig ist, sei bis jetzt noch nicht jeder Investor dabei. Dennoch soll keiner der Bewohner deshalb ausgeschlossen werden, sagt Leicht. Allerdings dürfen diejenigen, die unter dem Dach eines mitfinanzierenden Investors wohnen, darauf hoffen, die Flatrate günstiger zu bekommen. „Es soll ja gerecht sein“, betont Leicht.

Träume für die ganze Stadt

Sollte das Modell des emissionsarmen und energiesparenden Stadtteils funktionieren, könnte es auch auf andere Konversionsflächen wie Spinelli übertragen werden, erklärt Achim Judt. Seine Gedanken reichen sogar noch weiter: „Vielleicht ist es irgendwann auch auf die ganze Stadt oder die ganze Region übertragbar.“ Bis dahin dürfte es aber noch eine Weile dauern. Doch Franklin könnte ein guter Anfang sein – vorausgesetzt es kommt bei den Bewohnern gut an. Denn ein Leben ohne eigenes Auto – zumindest ohne sinnvolle Alternativen – ist für viele wohl noch ziemlich schwer vorstellbar.

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