Rheinpfalz Lebende Rasenmäher und Nager-Freunde

Dennweiler-

Frohnbach. Die Ziegen, Kälbchen und Pferde eroberten die Herzen der Teilnehmer im Sturm. In der – für dieses Jahr – letzten Ferienaktion der RHEINPFALZ ging es gestern für gut zwei Dutzend Kinder auf den Biohof von Sonja Doll.

Berührungsängste waren gestern Vormittag schnell verflogen: Im Stall hielten sich einige Kinder noch die Nase zu („Bäh, das stinkt hier aber ganz schön“), doch nur ein paar Schritte weiter beim Toben im Heu und dem Füttern der Kälber war der Geruch vergessen. Während Hofherrin Sonja Doll ein bisschen etwas zur Landwirtschaft, der Tierhaltung und ihrem Hof erklärte, lauschten meist nur die erwachsenen Begleiter der Kinder – die Kleinen selbst waren damit beschäftigt, die Tiere mit Heu zu füttern. Die Kälber, durch Kontakte mit Feriengästen Besucher gewöhnt, fraßen den Nachwuchslandwirten bereitwillig aus der Hand, schleckten auch mal mit ihrer rauen Zunge über selbige und überraschten damit ihre Fütterer: „Beißt die mich?“, wollte ein Junge wissen – „Nein, die schlecken nur alles ab, die sind neugierig“, wurde er prompt beruhigt. Vom Hof ging’s dann über einen Feldweg, immer in Begleitung von mehreren Ziegen, die von den Kindern ebenfalls schnell ins Herz geschlossen wurden, zu den Schafen. Dass die jungen Besucher die Ziegen selbst an einer Leine führen durften, trug sicher seinen Teil dazu bei. „Mach schön die Hände zu“, riet eine Mutter ihrer Tochter. Bereitwillig folgte das Tier dem Kind, nur gelegentlich knabberte der Hornträger an Gräsern am Wegesrand oder an Hecken. „Die sind ja ganz schön praktisch“, attestierte ein Teilnehmer den lebenden Rasenmähern und ergänzte lachend: „Wenn die sich klein macht, passt die sicher in den Kofferraum. Wir haben daheim nämlich einen großen Rasen.“ Doll erläuterte beim Spaziergang über und um den Bauernhof nicht nur die Tiere, sondern auch die Maschinen. Doch die Kinder hatten nur Augen für die tierischen Begleiter. Also hörten die Erwachsenen bereitwillig zu und staunten etwa darüber, dass auf dem Hof in Dennweiler-Frohnbach insgesamt über 120 Reifen zu finden sind – vom Schubkarren über die Traktoren bis zu den Maschinen und Anhängern. Oder auch, dass im Winter täglich gut drei Rundballen an die Tiere verfüttert werden. Doll: „Deswegen sind wir den Sommer über damit beschäftigt, Vorräte für den Winter anzulegen.“ Silo, Heu und Grummet (der zweite Grasschnitt) fallen da übers Jahr an, dazu noch die Ernte des Futtergetreides. „Es ist ganz wichtig, dass die Kinder das alles kennenlernen“, sagte Richard Jung aus Haschbach, der mit seiner fünfjährigen Enkelin Sophia an der RHEINPFALZ-Ferienaktion teilnahm. Schließlich kommen die Milch und die Salami ja nicht aus dem Supermarkt, sondern von Tieren. Während für ihn die historischen landwirtschaftlichen Geräte, die an der Scheune ausgestellt sind, eine Reise in die Vergangenheit waren („unser Nachbar hatte früher einen Bauernhof“), war Sophia von den Tieren begeistert: „Die Pferde und die Ziegen sind toll.“ Sagte sie und zog mit einer weißen Ziege an der Leine stolz von dannen. Auch Helga Hoffmann aus Altenglan war mit ihrem Enkel dabei. Trotz schlechter Erfahrungen mit Ziegen in einem Streichelzoo ging der Junge selbstbewusst mit den Tieren um. Das freute natürlich auch Oma und Opa. „Ich bin auch im Nils-Nager-Club“, berichtete die zehnjährige Julia Ruth aus Selchenbach stolz. In dem Dörfchen gibt es zwar viele Pferde, aber keine Kühe mehr, berichtete ihre Mutter Jutta Ruth. Auch Julias Schwester Laura (acht) war dabei und hatte eine Runde auf dem Pferd hinter sich. Aus Unterjeckenbach waren Harald Gehres, seine Tochter Katrin Baumgard und die Enkel Emma und David nach Dennweiler-Frohnbach gekommen. „Heute ist das Aufwärmprogramm“, schilderte Gehres, „morgen geht’s für uns zum Eselreiten.“ Tochter und Enkel sind für ein paar Tage in der Pfalz zu Besuch. Gehres ärgerte sich, dass der Bauernstand in diesen Tagen so „in den Dreck getreten wird“. Man solle nicht vergessen, wer die Lebensmittel produziert. Auch deswegen hat er sich für die Teilnahme an der Ferienaktion entschieden. „Früher waren in jedem Dorf mehrere Bauernhöfe, da war das alltäglich. Leider ist es das heute nicht mehr.“ Doch ums Lernen kümmerten sich gestern hauptsächlich die Erwachsenen, die Dolls Ausführungen interessiert lauschten. Am Ende der fast zweistündigen Ferienaktion reichte Doll, die an dem Tag von Bekannten unterstützt wurde, noch Häppchen mit Ziegenkäse und Rindersalami. „Lecker“, waren sich alle einig – und froh, dass das Wetter mitgespielt hatte. (bgi)

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