Eisenberg „Keine Vorurteile schüren“

RAMSEN. Die Verschärfung des Waffengesetzes in Deutschland ist seit den Todesschüssen eines „Reichsbürgers“ auf einen Polizisten in Bayern wieder einmal mehr in den Fokus der Diskussion gerückt. Justizminister Heiko Maas möchte den Zugang zu Waffen einschränken. Die RHEINPFALZ hat mit Tobias Müller, dem Ersten Vorsitzenden des Schützenvereins Ramsen, über das Thema gesprochen.

Herr Müller, nach den Plänen des Justizministers sollen künftig vor Erteilung eines Waffenscheins Erkenntnisse beim Verfassungsschutz eingeholt werden, um auszuschließen, dass Antragsteller aus der rechtsextremen Szene kommen. Was halten Sie von dieser Änderung?

Wir haben in Deutschland eines der schärfsten Waffengesetze überhaupt. Ich glaube nicht, dass eine Änderung viel bringen würde und Missbrauch verhindert, denn man muss zunächst einmal ganz klar zwischen legalen und illegalen Waffenbesitzern differenzieren. Man kann nicht alle Sportschützen unter Generalverdacht stellen und somit Vorurteile schüren. Müssen Sie sich als Schützenverein immer wieder erklären und begreiflich machen, dass es sich hier um eine Sportart handelt? Das kommt sicher immer mal wieder vor. Wir sind ein Sportverein wie jeder andere auch, unser Sportgerät ist nicht wie beim Fußball der Lederball, sondern eben der Bogen, die Luftdruckpistole, das Klein- oder Großkaliber. Sehen Sie die lange Tradition des Sports durch die aktuellen Debatten in der Politik in Gefahr? Nein, ganz und gar nicht. Wir begrüßen immer wieder neue Mitglieder, die ein echtes Interesse am Schützenverein haben. Schießen ist ein jahrtausendalter Sport – damals noch mit Pfeil und Bogen. Bereits vor den ersten Olympischen Spielen war er sehr beliebt. Und das wird auch so bleiben, wir müssen natürlich immer Aufklärungsarbeit leisten, damit wir nicht, wie die Diskussion zeigt, in eine falsche Ecke gedrückt werden. Deshalb gibt es bei uns auch strenge Auflagen, gerade für Anfänger und Jugendliche ein Muss. Was bedeutet das konkret? Wie führen Sie Jugendliche an diesen Sport heran? Die Interessen der Jugendlichen sind ganz unterschiedlich. Viele beginnen mit dem Bogenschießen, oder mit einer Luftdruckpistole – natürlich nur in Anwesenheit eines Erwachsenen. Erst später dürfen sie Klein- und Großkaliber nutzen. Das Training wird dokumentiert, was bedeutet, dass es ein Schießbuch gibt. Dort wird die Anzahl der Schüsse festgehalten und das Datum eingetragen. Bevor die Erlaubnis einer Waffenbesitzkarte erteilt werden kann, steht unter anderen noch eine Sachkundeprüfung an. Bei uns müssen die Schützen mindestens ein Jahr im Verein sein. Der Missbrauch von Feuerwaffen, die daraus entstehende Gefahr der illegalen Benutzung, wird das unter den Mitgliedern im Verein diskutiert? Natürlich sprechen wir ganz offen darüber, gerade um uns da auch abzugrenzen. Für uns ist das jedoch ein Hobby, das Konzentration, Disziplin und Verantwortung voraussetzt – die Symbiose zwischen Körper und Geist muss stimmen. Wir ballern nicht herum, so wie es in Filmen oft gezeigt wird, sondern haben sportliche Absichten und stellen das auch immer wieder unter Beweis. | Interview: Julia Helwig

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