Rheinpfalz Kaffee mit kühlem Kopf genießen

Zum Bechermüll gibt es Alternativen, einige Großstädte machen es vor: den Mehrwegbecher.
Zum Bechermüll gibt es Alternativen, einige Großstädte machen es vor: den Mehrwegbecher.

Anderswo ist der Mehrwegkaffeebecher längst eingeführt. Die Landauer könnten bald nachziehen. Der Entsorgungsbetrieb hat bereits einige Bäckereien für seine Idee hinter sich geschart. Das Gesundheitsamt ist kritisch – wegen der Hygiene.

In Deutschland werden laut Deutscher Umwelthilfe jede Stunde 320.000 Einweg-Kaffeebecher verbraucht. Im Jahr sind das fast drei Milliarden Papp- oder Plastikbecher, die nach dem Kaffeetrinken im Müll landen. Geht es nach dem Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL), soll damit in der Stadt bald Schluss sein. Bernhard Eck, EWL-Vorstand, verhandelt zurzeit mit dem Gesundheitsamt, um für Landau einen Mehrwegbecher einführen zu können. „Wir planen, einen Mehrwegbecher für To-go-Kaffee anzubieten und sind im Gespräch mit örtlichen Stellen“, erzählt Eck der RHEINPFALZ. Von einigen Bäckereien habe er bereits positive Rückmeldungen bekommen, das Gesundheitsamt fürchtet jedoch um die Hygiene beim Kaffeetrinken. Anderswo ist der Mehrwegkaffeebecher aber schon Realität. Freiburg hat mit dem Freiburg-Cup im November 2016 als erste deutsche Großstadt ein Pfandsystem für Kaffeebecher eingeführt. „In Freiburg hat der Kaffeetrinker seitdem die Wahl, ob er seinen Coffee-to-go aus dem konventionellen Plastikbecher oder aus dem Freiburg-Cup trinken möchte“, berichtet Dieter Bootz von der Abfallwirtschaft Freiburg, der das Projekt koordiniert. Für ein Pfand von einem Euro können sich die Freiburger inzwischen bei 80 Geschäften in der Innenstadt einen Mehrwegbecher leihen und diesen dann in einem der 80 Geschäfte wieder abgeben. „Mit diesem System umgehen wir auch die Bedenken des Gesundheitsamts“, erklärt Bootz. Denn die teilnehmenden Betriebe stehen unter der Aufsicht der Lebensmittelkontrolle und reinigen die Becher selbst. Die sauberen Becher werden also von den Verkaufsstellen ausgegeben und nicht vom Kunden mitgebracht. Für das Gesundheitsamt macht das den Unterschied. Denn „Kaffeebecher aus dem Privatbereich mit unbekanntem Hygienestatus über die Theke zu reichen und unter die dortige Kaffeemaschine zur Befüllung zu stellen“, entspreche nicht dem modernen Hygieneverständnis, teilt die Kreisverwaltung Südliche Weinstraße mit. Wie das Mehrwegbechersystem in Landau genau aussehen soll, steht noch nicht fest. „Falls die Verhandlungen mit den zuständigen Stellen zu einem positiven Ergebnis kommen, möchten wir erst mal 500 Becher kostenlos zur Verfügung stellen“, erläutert Eck. Wann und ob es so weit kommt, steht noch in den Sternen. Der Freiburger Bootz hat noch einige Erfahrungen, die er den Landauern mit auf den Weg geben möchte: „Der Freiburg-Cup ist auf jeden Fall ein Erfolgsmodell, aber wir haben auch ein paar Kinderkrankheiten kennengelernt.“ So sei das Ein-Euro-Pfandsystem zwar kundenfreundlich, es habe aber den Nachteil, dass viele Becher aus dem Kreislauf verschwänden. „Touristen haben den Becher als günstiges Souvenir entdeckt und manche Freiburger horten erst mal 20 Becher, bevor sie sie zurückbringen“, beklagt Bootz. Das führt dann zu Engpässen in den Verkaufsstellen. 18.000 Freiburg-Becher sind in Freiburg – und inzwischen auch in der Welt– in Umlauf, und die Abfallwirtschaft Freiburg liefert weitere Becher, um die Engpässe zu überbrücken. Damit der Rücklauf wieder flüssiger läuft, fährt die Stadt Freiburg inzwischen eine Werbekampagne: „Kaffee-to-go – Becher-to-bring“.

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