Rheinpfalz Johanna genießt ihr Gnadenbrot

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Die Kuh sorgt seit Wochen für Aufsehen. Am 5. Juli war sie aus einem Schlachthof in Einsiedlerhof ausgebrochen, hatte sich seitdem im Wald um den Stadtteil herumgetrieben. Der Verein Rüsselheim hatte daraufhin eine Fangprämie von 2800 Euro inklusive Freikaufsumme ausgesetzt, damit das Tier auf den Gnadenhof gebracht werden kann. Zugleich hatte der Verein den professionellen Tierfänger Heino Krannich aus Coppenbrügge in Niedersachsen angeheuert, der die Kuh fangen sollte. Er sei zwei Tage in Kaiserslautern gewesen, habe eine Nacht auf der Lauer gelegen, bestätigte er gegenüber der RHEINPFALZ. Er habe ruhig im Wald verharrt, ein paar Meter weiter seien die Wildschweine und Rehe zu beobachten gewesen, nur von der Kuh war weit und breit keine Spur – was den Fänger nicht groß verwundert. Vermutlich hätten Hobby-Fänger das Tier gesucht und verscheucht. „Ein Kopfgeld auszusetzen, ist das schlimmste was man machen kann. Dann fühlen sich viele Leute berufen, nach dem Tier zu suchen und es wird vertrieben“, sagt Krannich, der betont, wie gefährlich es ist, sich dem Tier zu nähern: „Da wird der Jäger schnell zum Gejagten.“ Die Kuh könne in Freiheit sehr lange überleben, sagt er: „Das Gras wächst ihr ins Maul, genügend Wasser ist da.“ Seit gestern jedoch ist Schluss mit der Freiheit. Die Kuh hatte sich auf das Opelgelände verirrt und Alarm beim Werkschutz ausgelöst. Über die Polizei und die Vorsitzende des Vereins Rüsselheim, Doris Rauh, wurde der Fleischhändler Thomas Kuhn aus Otterberg informiert, dem das Tier gehört. Er klingelte Schablowski aus den Federn. Gemeinsam fuhren die Männer zum Opelgelände und fingen die Kuh gegen 7 Uhr ein. Anschließend wurde sie zum Gnadenhof nach Emmelshausen gefahren. Die Stadt habe ihm mitgeteilt, Schablowski könne die Kuh betäuben, erklärte Kuhn gestern gegenüber der RHEINPFALZ. Für den Fänger war das mehr oder weniger Routine. Die Kuh sei über die Gleise durch ein offenes Tor auf das Werksgelände marschiert und habe sich in einem abgesperrten Teil aufgehalten, berichtete Schablowski. Es hätte nicht mehr lange gedauert, bis sie aus dem Areal wieder ausgebüxt wäre, sie sei „total wild“ gewesen. Er habe sie betäubt, mit Stricken festgebunden und zusammen mit Kuhn durch die Seitentür in den Transportwagen gezogen, ein paar Opelaner hätten noch geschoben, dann sei der Spuk vorbei gewesen. Wie der Tierfänger weiter ausführte, hat er die Kuh so betäubt, dass sie gleich wieder zu sich kam und in den Wagen geführt werden konnte. „Das Tier muss gleich wieder stehen, damit nichts auf den Pansen drückt“, erläuterte Schablowski, der am späten Vormittag mit nach Emmelshausen fuhr. Er wolle sich darum kümmern, das die Kuh wohlbehalten auf dem Gnadenhof ankommt, betonte der Fänger, der gestern auch einen Anruf von seinem Kollegen Heino Krannich erhielt, der ihm zum Fang gratulierte. Kuhn zeigte sich erleichtert, das die Kuh nun gefangen ist. Er habe sich mit dem Verein finanziell geeinigt, sagte der Fleischhändler. Er erklärte, die Kuh habe ihn im Schlachthof regelrecht überlistet und sei aus dem Stall geflüchtet. Doris Rauh war gestern erleichtert, das ihr Zögling wohlbehalten auf dem Gnadenhof angekommen ist. Dort müsse sie erst einmal eine Weile in den Stall, auf die Weide könne man sie in ihrem Zustand nicht lassen, sie mache die ganze Herde verrückt. Das Tier müsse sich erst mal beruhigen und dann spüren, „dass nicht alle Menschen ihr was Böses wollen“. Was die Fangprämie angeht, habe sie sich mit Kuhn geeinigt, der einen Großteil der Summe erhalte. Schablowski wiederum erklärte, er habe 100 Euro für sein Narkosemittel und verloren gegangene Betäubungspfeile bekommen, hätte die Fangprämie gerne erhalten – aber nur, um den Betrag zu spenden. Er mache alle Betäubungen umsonst, der Tiere wegen und nicht für das Geld. |dür

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