Rheinpfalz „Jetzt sieht man uns“

Lauterecken. Standortwechsel nach fast zweieinhalb Jahrzehnten: Die Autolackiererei Noll hat ihren Stammsitz in Medard nach 24 Jahren aufgegeben und ist ins Gewerbegebiet Claus an der B 420 in Lauterecken umgezogen. Seit 5. Mai wird dort mit modernster Technik geschliffen und lackiert.

„Worauf soll ich warten?“, habe er sich gefragt, erzählt Michael Noll. Eine Modernisierung hätte ohnehin angestanden, und da die Firma IGM weiterhin in Richtung seines Betriebsgeländes in Medard habe expandieren wollen, habe er sich zum Umzug ins gerade einmal einen Kilometer entfernt liegende Lauterecker Industriegebiet entschlossen. Gut 400.000 Euro hat er investiert in die neue Halle samt moderner Lackieranlage. Der Arbeitsablauf im neuen Betrieb lässt sich nun besser organisieren, die Wege sind kürzer, keiner muss mehr über den Hof laufen wie früher, um in die Lackieranlage zu kommen. Alles ist integriert. Das mache die Arbeit effizienter, freut sich Noll. Sogar die Auftragslage habe sich schon verbessert, hat Noll festgestellt. Während die Aufträge von Werkstätten auf konstantem Niveau lägen, hätten vor allem die Aufträge von Privatleuten zugenommen – um etwa 30 Prozent, schätzt der 49-jährige Lackierermeister. „Das liegt wohl daran, dass man uns jetzt sieht“, meint der Firmenchef. In Medard sei die Werkstatt von der Straße aus nicht zu sehen gewesen, weil sie tief und hinter einem Gebäudetrakt gelegen habe. In Lauterecken hingegen falle das neue Gebäude an der B 420 direkt ins Auge. Dass an Arbeit kein Mangel herrscht, sieht man sofort. Vor dem Gebäude und innendrin steht alles voller Autos. Dass er angesichts der Auftragslage schon anbauen könne, hätten ihm schon einige Kunden gesagt, berichtet Noll schmunzelnd. Im Jahr 1990 hat Michael Nolls Vater die Autolackiererei in Medard eröffnet. Im April 2004 hat der Sohn den Betrieb übernommen. Seinen Meistertitel im Lackiererhandwerk hat Michael Noll nebenbei erworben. Das heißt, dass er tagsüber im Betrieb arbeitete und abends die Schule besuchte. 1995 hatte er dann seinen Meisterbrief in der Tasche. Nebenbei wurde auch das neue Betriebsgebäude erbaut. „Wir haben den Neubau parallel zur täglichen Arbeit organisiert“, beschreibt Michael Noll die Doppelbelastung. „Vor etwa einem Jahr haben wir im Industriegebiet die Bäume gefällt“ , erinnert sich Noll an den Start des Projektes. Der Umzug von Medard nach Lauterecken sei dann vom 1. bis 4. Mai erfolgt, am 5. Mai war Start. Seit mehr als zehn Jahren führt Michael Noll nun die Firma, die über modernste Anlagen verfügt. Sechs Hebebühnen stehen zur Verfügung, um aufrecht stehend arbeiten zu können. Da ist eine Lackieranlage, die immer gleich temperiert ist und die bis zu etwa 60 Grad aufgeheizt werden kann, um Lacke schneller trocknen zu können. Der Luftaustausch erfolgt über ein Filtersystem, das für absolute Reinheit sorgt. Über einen Vorfilter wird die Luft gereinigt, ein Deckenfilter hält jeglichen Staub zurück, und über großflächige Filter im Boden werden Farbpigmente, die beim Lackieren durch die Luft wirbeln, aufgefangen. Alles wird von einem Computer überwacht. Der sagt Michael Noll auch ganz genau, wann die nächsten Filterwechsel anstehen. Damit kein Staubkörnchen eindringen kann, wenn die Türen geöffnet werden, herrscht in der Lackierkabine ein leichter Überdruck. In einem Nebenraum befindet sich eine Farb-Mischanlage. Mit ihr kann Noll fast alle erdenklichen Farbtöne zusammenmischen. Tausende von Farbkarten mit der jeweiligen Rezeptur lagern in den Regalen, nicht nur die von Automobilherstellern. Noll lackiert auch ab und an Teile für Industriebetriebe aus der Region. Gespannt ist der Firmenchef, der zwei Gesellen und einen Teilzeitmitarbeiter beschäftigt, auf den ersten Winter im neuen Gebäude. „Dann werden wir auch sehen, wie sich die Energiekosten darstellen“, sagt Noll, Er ist zuversichtlich, dass seine Entscheidung richtig war. Und nicht zuletzt mache die Arbeit unter diesen Bedingungen mehr Spaß als zuvor in Medard, betont Noll erfreut. (dgg)

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