Rheinpfalz Inklusion statt Käseglocke

„Wir befinden uns mit den Planungen derzeit noch in einem sehr frühen Stadium“, betont Martin Müller, Pressesprecher der Evangelischen Heimstiftung Pfalz in Speyer im Hinblick auf die „vorläufigen Überlegungen“ zur Schließung des Standorts Hermersbergerhof. Immerhin sind die Pläne so weit konkret, dass die Heimstiftung am 23. Juli die Mitarbeiter der Fachklinik informierte. 35 Mitarbeiter arbeiten derzeit in Hermersbergerhof und kümmern sich dort um die maximal 34 Rehapatienten. Am Konzept der Fachklinik Pfälzerwald wolle die Heimstiftung auf jeden Fall festhalten. Ausschlaggebend für die Überlegungen zur Standortverlagerung seien anstehende Investitionen in den Klinikgebäuden in nicht unerheblicher Höhe, so Müller. Angesichts der nötigen Investitionen kam die ganze Klinik auf den Prüfstand und es wurde gefragt, inwieweit der Standort noch zeitgemäß sei. „Die Fachklinik Hermersbergerhof ist in den 60er Jahren gebaut worden, als man Patienten noch möglichst weit weg aus ihrem Umfeld holen wollte“, erklärt Müller. Die heutige Suchttherapie hingegen arbeite nicht mehr gerne unter der „Käseglocke“ sondern strebe auch hier eine Art Inklusion, also Integration in die „normale“ Gesellschaft an. „Es soll der Lebenswelt möglichst nah sein und auf den normalen Alltag vorbereiten“, schildert Müller die Überlegungen, nach denen ein Standort mitten in der Stadt Landau besser sein könnte als im Wald relativ abgeschieden auf dem Hermersbergerhof. Da in Landau schon ein Standort vorhanden sei, wolle man die Fachklinik Pfälzerwald mit diesem zusammenlegen. Allerdings nicht am selben Standort in Landau. Der biete nicht genug Platz für Patienten und Mitarbeiter vom Hermersbergerhof. Es müsse wohl ein Neubau errichtet werden. Wo der sein könnte, sei noch nicht entschieden. „Zum künftigen Standort oder auch der konkreten Zeitschiene können wir noch keine wirklich konkreten Angaben machen“, so Müller, der betonte, bei dem Plan handele es sich um eine „vorläufige Überlegung“. Die Gemeinde Wilgartswiesen soll am Dienstag über die „Überlegungen“ informiert werden. Die Klinikleitung habe zu einem Gespräch eingeladen, wie von Ortsbürgermeister Jürgen Brödel gestern zu hören war. Brödel selbst zeigte sich überrascht und würde die Schließung der Fachklinik bedauern. „Das wäre wirklich schade“, so Brödel. Klinik, Patienten und Mitarbeiter hätten sich gut mit der Bevölkerung auf dem Hermersbergerhof arrangiert: „Wir waren immer in einem guten Dialog.“ Negative Meldungen oder Probleme seien nicht aufgetreten, so der Bürgermeister. Höchstens die Musik sei gelegentlich etwas zu laut gewesen, was jedoch gleich abgestellt worden sei. Zur Zukunft des Gebäudekomplexes, der früher eine Klinik nur für Alkoholpatienten war, hat die Heimstiftung noch keine Vorstellungen. So weit seien die Pläne noch nicht gediehen, meinte Müller.

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