Rheinpfalz Heimat für Schwalben und Fledermäuse

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Mannheim. Die Stadt ist ein Lebensraum für Tiere. „Und so wie ein Bauherr über die Statik nachdenkt, sollte er auch über Tiere nachdenken“, findet Mannheims für Umwelt zuständige Bürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne). Ersatznistkästen, künstliche Schwalbennester oder Fledermauskästen an Hauswänden bieten dafür viele Lösungen.

Die neun unscheinbaren Löcher in jedem Dachgiebel der Wohnblocks an der Untermühlaustraße im Stadtteil Neckarstadt fallen den meisten Passanten auf Anhieb wohl gar nicht ins Auge. Für die beiden ehrenamtlichen Mannheimer Naturschutzbeauftragten dagegen sind sie ein Grund zur Freude. Sie sind ein Zeichen dafür, dass der Bauherr gemeinsam mit den Naturschützern nach einer Lösung für geschützte Tierarten gesucht und gefunden hat. „Zum einen müssen wir dann nicht mühsam jeden Tag durch die Straßen ziehen und schauen, wo neu gebaut wird und zum anderen werden Lösungen günstiger, wenn schon ein Gerüst steht“, sagt Paul Hennze vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Er und Gerhard Rietschel sind die ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten der Stadt Mannheim. Billiger werde es für den Bauherrn ohnehin, denn wer Schwalbennester entfernt, muss mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro oder sogar Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren rechnen. „Und wir zeigen mittlerweile sofort an“, betont Hennze. Warum das rigorose Vorgehen nötig ist, erklärt er am Beispiel seines Wohnorts: „In Seckenheim haben wir vor 20 Jahren noch 270 Schwalbennester gezählt. In diesem Jahr waren es nur noch neun.“ Soweit muss es nicht kommen, glaubt die Mannheimer Bürgermeisterin Kubala. „Ich gehe davon aus, dass auch Bauherren ein Interesse am Natur- und Artenschutz haben.“ Und die Alternativen, von Baustopp bis zur Geld- oder gar Gefängnisstrafe, seien schließlich wenig attraktiv. Denn wenn erst einmal geschützte Arten entdeckt würden, müsse die Arbeit so lange unterbrochen werden, bis eine Entscheidung der Naturschutzbehörde vorliege. Als Hilfestellung gab der Bereich Grünflächen und Naturschutz deshalb die Informationsbroschüre „Sanierung und Abriss von Gebäuden: Vorsicht, geschützte Tiere!“ heraus, in der nicht nur die Rechtslage und der Schutzstatus von Wildbienen, Vogelarten und Fledermäusen erklärt wird, sondern auch Lösungswege aufgezeigt werden. Am liebsten wäre Hennze, dass das immer so reibungslos klappt wie mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GBG. Die hatte im Laufe der Sanierung an den Wohnblöcken in der Neckarstadt die Nistplätze bemerkt und war aktiv geworden. „Wir haben jetzt in jedem Haus neun Nist- und Brutplätze geschaffen“, berichtet Abteilungsleiter Matthias Hense. Bei 81 Einflugschneisen für Mehlschwalben, Sperlinge oder Fledermäuse entstanden dabei überschaubare Zusatzkosten von rund 16.000 Euro. Die GBG werde künftig bei jedem Bauvorhaben vorab den Kontakt zu den Naturschützern suchen, versprechen die dortigen Verantwortlichen. Bürgermeisterin Kubala hört es gerne. „Artenvielfalt ist schließlich auch ein Stück Lebensqualität“, sagt sie. Kontakt Die Mannheimer Naturschutzbehörde ist so erreichbar: Telefon 0621/293-7436 oder -7440 oder per Mail an 67.2.NatS@mannheim.de. |env

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