Rheinpfalz Hämmern und Klopfen

Woyzeck (gespielt von Susanne Schyns) und Marie (Uta Nawrath).
Woyzeck (gespielt von Susanne Schyns) und Marie (Uta Nawrath).

„Wir wollen mit dem On-Air-Theaterstück ,Woyzeck’ von Georg Büchner vor allem ältere Schüler ansprechen, die sich im Unterricht durch das schwer zugängliche Werk durchquälen müssen“, erklärte Marcel Daemgen vom Theater-Haus-Ensemble aus Frankfurt kurz vor der gestrigen Theateraufführung an der Realschule plus in Lauterecken.

Die Aufführung von Büchners Woyzeck sei Teil einer ganzen Reihe von Klassikern, die man auf die Bühne bringen wolle. So habe man zuvor beispielsweise Friedrich Schillers „Die Räuber“ unter anderem auch in Kusel gespielt und im Herbst solle ein weiterer Klassiker folgen, welcher, sei aber noch geheim. Büchner erzählt die Geschichte des armen Soldaten Woyzeck – eindrucksvoll gespielt von Susanne Schyns – der von seinem Hauptmann verspottet und von einem Arzt als Versuchskaninchen missbraucht, im Eifersuchtswahn die Mutter seines Kindes umbringt. Gezeigt wurde das sehr modern inszenierte und mit eindrucksvollen Klängen untermalte Stück in vielen verschiedenen Einzelsequenzen, welche mit der Mordszene und dem flüchtenden Woyzeck endeten. Durch den Einsatz von Trommeln, Synthesizer und elektronischem Stimmenverzerrer entstand ein mitreißendes, aber auch zeitweise beklemmendes Gesamtwerk, bei dem die Darsteller mit viel Leidenschaft, stellenweise auch mit Humor überzeugten. Es rauschte und hämmerte, dröhnte und klopfte. „Wir wollten das Stück als Live-Hörspiel unkonventionell darstellen, um die jungen Leute auch zu erreichen“, betonte Daemgen. So habe man sich für eine zeitgemäße Umgangsweise mit Büchners Woyzeck entschieden, beispielsweise durch den Einsatz von Plattenspielern, auf denen man scratche, aber auch von elektronischer Musik. Die Schüler der elften und zwölften Jahrgangsstufe waren überzeugt von dem Konzept und belohnten die Darsteller mit langem Applaus und vereinzelten Jubelrufen: „Audio-visuell war das Stück einfach genial, ich war vom Equipment und den Darstellern fasziniert“, lobte der 17-jährige Leon Buhlmann aus Offenbach-Hundheim die Vorstellung. Es habe fast schon den Charakter eines Hörbuchs gehabt, deshalb sei es ein deutlich höherer Genuss gewesen, als das Buch zu lesen. Die 17-jährige Lori Kennedy aus Ulmet sagte, sie sei froh gewesen, das Buch vorher gelesen zu haben, da die Geschichte sehr anspruchsvoll sei. Dennoch sei Büchners Werk etwas Besonderes und sie freue sich, dass die Darsteller den psychologischen Aspekt der Geschichte so eindrucksvoll vermitteln konnten. Auch die 18-jährige Jaqueline Christoffel aus Bedesbach war von dem Bühnenstück überzeugt: „Ich fand es faszinierend, auch einmal zu hören, anstatt es zu lesen, es war wirklich hervorragend gespielt.“ Vor allem die Leistung der Woyzeck-Darstellerin Schyns hat sie beeindruckt. Die 15-jährige Michelle Neu aus Kappeln war sich sicher, dass es ohne Vorarbeit schwierig gewesen wäre, das Stück zu verstehen und der Handlung zu folgen, fand aber trotzdem, dass die Aufführung toll gestaltet gewesen sei und die Darsteller wirklich überzeugend agiert hätten.

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