Rheinpfalz Große Technik im kleinen Format

In der langen Nacht der Modelleisenbahn gab es für zahlreiche Gäste im liebevoll ausgebauten Spitzboden im Bürgerhaus Schmittweiler große Technik im kleinen Format zu bestaunen. Bastler, Freunde des Modellbaus und historisch Interessierte verloren sich am Samstagabend in den Details der rekonstruierten Bahnhöfe Schönenberg-Kübelbergs und Waldmohrs.

Gegen halb zehn ist es schon etwas ruhiger geworden im Dachboden. Landschaftsbauer Peter Teucke sitzt ruhig bastelnd in der Ecke und demonstriert den Gästen das kunstvolle Handwerk und die eigentliche Arbeit des Vereins. Nebenan steht das jüngste Vereinsmitglied, der „kleine König“, wie er von Hubert Kaiser genannt wird, Jason Lang. Schon vier Jahre von seinen 14 bastelt er jeden Donnerstagabend mit. Einiges am Modell hat er inzwischen selbst angebracht. Den schönen Jägersitz an der Bahnhofsausfahrt Waldmohr/Jägersburg hat er gebastelt. Konzentriert, mit ruhiger Hand, braucht er etwa eine halbe Stunde für einen solchen Hochsitz. „Hier wird alles selbst gemacht“, schwärmt der Dittweilerer. Die Gleise sind selbst geschottert, die Lieblingsbahn, ein von innen beleuchteter Personenzug, die V 200, rattert gerade im Miniaturformat über das Gleis. Plötzlich stehen einige Züge still, die Strecke ist gleich darauf von den orange-farbenen T-Shirts der Vereinsmitgliedern umringt. Woran hängt’s? Was ist passiert? Die Software für die vollständig automatisierte Anlage streikt. Ein Zug sollte aufs Abstellgleis und blieb liegen. Unerklärlich aber, warum andere Züge weiterfahren, was zu Kollisionen führen könnte. Jetzt muss tatsächlich angepackt werden. Züge werden voneinander getrennt und wieder auf′s Gleis gesetzt, die Software neu geladen – gleich darauf fahren die Züge wieder. „Vier Stunden fährt die Bahn fehlerfrei und plötzlich hängt′s“, meint Jan Becker, der das Steuerungsprogramm analysiert. Aus zwei Nasenlängen Abstand konnte sich am Samstagabend jeder Gast von der bis ins Detail nachempfundenen Rekonstruktion der Bahnhöfe Schönenberg-Kübelberg und Waldmohr/Jägersburg ein Bild machen. Von Zeit zu Zeit ist ein leises „Bitte einsteigen“ zu hören. Bis 1991 wäre eine solche Ansage noch möglich gewesen, erklärt Vorsitzender der Modellbahnfreunde Schönenberg-Kübelberg, Hubert Kaiser. Vielleicht in Glan-Münchweiler. Von dort aus hätte der Fahrgast über Nanzdietschweiler nach Schönenberg-Kübelberg, weiter nach Waldmohr/Jägersburg oder noch weiter nach Homburg, gar bis nach Metz fahren können. Was heute teilweise mit dem Fahrrad vom Glan-Blies-Weg aus habe bestaunt werden können, habe früher zur strategischen Bahnlinie Mainz/Metz gehört, fährt Kaiser mit seinen schier unerschöpflichen Erzählungen fort. Hubert Kaisers Lieblingsstück, und damit begann die Arbeit im Verein (1999), ist der Bahnhof Schönenberg-Kübelberg. In Höhe der Signalgeber des Bahnhofs liegt Kaisers Elternhaus. Der Bahnhof war sozusagen der Kinderspielplatz, das Pfeifen der Züge war der morgendliche Weckruf für den jungen Hubert Kaiser. Auf der Wiese vor der Brücke gleich gegenüber dem ehemaligen Sägewerk spielten immer viele Jugendliche, und auch im Winter lag die Rodelbahn nicht weit entfernt. Nämlich gleich an den Schienen entlang an der Brücke in Richtung Waldmohr. Eine Modell-Brücke zaubert Kaiser hervor und erklärt daran ein künftiges Projekt: Eine Teilstrecke bei Elschbach wollen die Modellbahnfreunde rekonstruieren. „Gleich zwei schöne Steinbrücken, ein Tunnel und das Ganze im Naturschutzgebiet Heimerbrühl“, beschreibt Kaiser das Vorhaben. Dauergast ist der Waldmohrer Norbert Wendel. Ihn fasziniert auch die Dokumentation geschichtlicher Ereignisse auf dieser Anlage. Wendel erinnert an dieser Stelle beispielsweise an die Zeit der französischen Besetzung, als Schönenberg-Kübelberg ein Grenzort war – auch das macht die Modelleisenbahn heute erlebbar.

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