Eisenberg Geheimnisse kleiner Fundstücke

Bei den Ausgrabungen am Römischen Vicus in Eisenberg sind die Reste von Wandmalereien gefunden worden, über die Ulrich Karl morg
Bei den Ausgrabungen am Römischen Vicus in Eisenberg sind die Reste von Wandmalereien gefunden worden, über die Ulrich Karl morgen referieren wird.

«EISENBERG.» „Die Römer brachten Farbe ins Heim“ – das ist der Titel eines Vortrags des Fördervereins Römischer Vicus Eisenberg, der am kommenden Mittwoch im Rathaus gehalten wird. Es geht um bisher nicht publizierte Erkenntnisse, die sich aus Funden bemalten Wandputzes an den freigelegten Mauerresten der einstigen römischen Siedlung ziehen lassen. Referent ist der promovierte Chemiker Ulrich Karl (62). Anja Benndorf sprach mit dem Hobby-Archäologen.

Herr Karl, was fasziniert Sie an alten Gemäuern?

An meinem Hobby Archäologie fasziniert mich die enge Verbindung von geistes- und naturwissenschaftlichen Fragestellungen und Methoden. In der Schule erschien mir der Lateinunterricht ziemlich trocken und lebensfern. Als ich dann nach dem Abitur zum ersten Mal in Rom über das Forum Romanum ging, konnte ich mir endlich vorstellen, wie das öffentliche Leben der „alten Römer“ ablief. Der Vicus in Eisenberg bietet einen Einblick in den Alltag der damaligen Romanen und ihre Arbeitsstätten. Ich finde es beeindruckend, dass hier in der Region so viel von unserer Vergangenheit noch zu sehen ist – Geschichte, die uns geprägt hat. Einige bedeutsame und auch schöne Funde aus dem Vicus sind zur Zeit in der Valentinian-Ausstellung des Historischen Museums in Speyer zu sehen. Diese Vergangenheit zu bewahren und dauerhaft angemessen zu präsentieren, ist auch eine Verpflichtung. Wann sind die Reste bemalten Mauerputzes, über die Sie referieren, gefunden worden? Gefunden wurden sie in den vergangenen Jahren bei Lehrgrabungen der Uni Heidelberg unter Leitung der Landesarchäologie. Ich erhielt Gelegenheit, zusammen mit dem Grabungsleiter Ulrich Mayer die Kartons mit den Funden im Depot der Landesarchäologie nach Resten des ursprünglichen Wandputzes zu durchsuchen und die Stücke zu fotografieren. Die Bilder sind noch nicht publiziert worden. Wie groß sind die Fundstücke? Die Stücke sind bis zu handtellergroß. Wenn Gebäude zerstört werden oder verfallen, leidet der Putz natürlich sehr stark und zerfällt in kleine Stücke. Sind Motive zu erkennen? Wir haben hier eine ziemlich typische Fundsituation: Die ausgegrabenen Stücke erlauben keine vollständige Wiedergabe eines Motivs. Daher werde ich versuchen, anhand von Beispielen anderer Fundorte wahrscheinlich zu machen, wie die Wandmalereien wohl aussahen. Im Vicus lebten Handwerker, die durch erfolgreiche Eisenproduktion zu einem wohlhabenden Mittelstand wurden, der sich eine schöne Gestaltung seiner Häuser leisten konnte, aber keinen Prunk. Allerdings sind die Wandmalereien aufwendig in der Freskotechnik durchgeführt worden, deren technische Grundlagen ich erläutern werde. Ebenso sage ich etwas über die Pigmente, die die Römer für die Farbgebung verwendeten. Mit welchen Methoden wurden die Farben untersucht? Bisher nur visuell und mit der Lupe. Es wird noch diskutiert, ob weitergehende analytische Untersuchungen gemacht werden sollen. Welche Rückschlüsse lassen sich aus der Zusammensetzung der Farben ziehen? Eine Analyse der blutroten und grünen Putzreste könnte klären, ob lokal verfügbare Pigmente wie roter und brauner Ocker, Hämatit, Zinnober – letzterer eventuell aus der Pfalz – verwendet wurden oder ob Pigmente importiert wurden, beispielsweise Ägyptisch Grün, Grüne Erden aus Verona beziehungsweise Smyrna. Vielleicht sind Pigmente, unter anderem Ägyptisch Grün und Grünspan, auch hier synthetisch hergestellt worden. Die Untersuchung ergäbe interessante Hinweise auf die lokal vorhandene Technologie und die Einbindung des Vicus in weitgespannte Handelswege. Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie bei diesem sehr speziellen Thema? Ich hoffe natürlich, dass sich eine Reihe von Zuhörern und Zuschauern, die sich für die Vorgeschichte Eisenbergs interessieren, einfinden wird. VORTRAG „Die Römer brachten Farbe ins Heim“, Mittwoch, 27. März, ab 19 Uhr im Sitzungssaal des Eisenberger Rathauses in der Hauptstraße.

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