Rheinpfalz Freudenfrühstück in der Fleck-Schneise

Frankfurt. Die Tinte ist trocken: Bundestrainer Joachim Löw unterzeichnete gestern Morgen in der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt ein neues, bis Mitte 2016 währendes Arbeitspapier. Teammanager Oliver Bierhoff und Torwarttrainer Andreas Köpke taten es ihm gleich. Hans-Dieter Flick bekleidet ab 1. September 2014 den Posten des Sportdirektors.

Welch ein Gewusel im Foyer des DFB-Hauses in der Otto-Fleck-Schneise. Es schien, als sei die komplette Belegschaft des weltgrößten Sportverbandes auf den Beinen. So war‘s ja auch. Um 10.22 Uhr, den Chronisten sei genüge getan, fixierte Joachim Löw schriftlich sein Ja-Wort, im Anschluss bat er die Angestellten des DFB zu einem Frühstück. Löw richtete lobende Worte an das ”Bodenpersonal”, er betonte, die Bilanz der Nationalmannschaft sei Verdienst eines jeden. Nur gemeinsam ließe sich der Traum, der WM-Titel 2014, verwirklichen.

Die deutsche Nationalequipe gewann neun ihrer zehn Qualifikationsspiele (bei einem Remis), sie verlor von den vergangenen 25 Pflichtpartien nur eine und belegt in der Fifa-Weltrangliste aktuell wieder Rang zwei hinter Spanien. Nichts stand Löws Weiterbeschäftigung im Wege. Aus Berlin, sagte Präsident Wolfgang Niersbach in Anspielung auf die große Politik, lerne man gerade den Unterschied zwischen Sondierung und Verhandlung, man selbst habe nur wenige Gespräche benötigt, um einen Pakt zu schließen. Der Präsident ist ein Fan Löws - und dessen hochbegabter Riege. Die Auftritte seien ”spektakulär”, das Innenleben ebenso professionell wie vertraulich, eingespielt, aber nicht eingefahren. Die Zusammenarbeit gestalte sich ”exzellent”, keine Frage, dass man sie habe fortsetzen wollen, untermauerte Niersbach.

Was aber, sollte die Nationalelf in Brasilien unsäglich scheitern? Ist der Vertrag dann das Papier noch wert, auf dem er verfasst wurde? Löw weiß, dass er, zugespitzt, bei drei Vorrundenniederlagen und einem Torverhältnis von 0:10 nicht zu halten ist. Gleichwohl seien solche Szenarien nicht diskutabel, postulierte Löw, der 2006 Jürgen Klinsmann beerbte, ”wir sind voller Überzeugung, es gibt bei uns keine Zweifel. Wir gehen mit großer Motivation und Leidenschaft an die kommenden Aufgaben heran - und wir wollen den maximalen Erfolg.” Die frische Abmachung impliziere ”große gegenseitige Wertschätzung”. Und Vertrauen. ”Wir hätten das alles auch per Handschlag regeln können”, gab Löw zu verstehen. Zu einer etwaigen Ausstiegsklausel äußerte er sich ebenso wenig wie Wolfgang Niersbach. Der Chef der Kompanie ließ einzig wissen: ”Der DFB ist ein traditioneller Verband. Und zur Tradition gehört es, dass man über Inhalte eines Vertrages nicht spricht ...”

Offen, wer Löw ab September 2014 auf dem Weg zur EM 2016 in Frankreich assistiert. Der Bundestrainer hat sich in dieser Causa ”noch keine konkreten Gedanken gemacht”. Hansi Flick, der aktuelle ”Co”, erklimmt auf der Karriereleiter die nächste Sprosse. Flick wurde mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet. In der Hauptsache soll er als kommender Sportdirektor die Spitzen- und Elitenförderung vorantreiben und eine einheitliche Spielidee kultivieren. Der Generalsekretär des DFB, Helmut Sandrock, hat das Amt gemeinsam mit Flick bis zur WM kommissarisch inne. Flick hielt sich mit Bezug auf seine Vorhaben bedeckt: ”Es ist nicht die Zeit, um konkret zu werden. Wir haben alle ein riesengroßes Ziel vor Augen, die WM. Dafür ist meine ganze Kraft und Leidenschaft nötig.” Wolfgang Niersbach ist davon überzeugt, mit Flick die richtige Wahl getroffen zu haben: ”Er kennt den Laden in- und auswendig.”

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