Rheinpfalz Exklusives Sprungbrett mit hoher Messlatte

KÖLN. Die Deutsche Sporthochschule (DSHS oder SpoHo) Köln ist seit ihrem Gründungsjahr 1947 Deutschlands einzige Hochschule, die sich ausschließlich dem Themenfeld Sport und Bewegung widmet. Sie bildet etwa 5000 Studierende aus 56 Ländern aus und gilt als Europas größte Sportuniversität. Die Studienplätze sind heiß begehrt – viele Bewerber folgen dem ausgezeichneten Ruf. Ein Erfahrungsbericht.

Zweimal im Jahr, im Februar und Juni, bekommen junge Menschen aus ganz Deutschland die Gelegenheit, die erste und für viele die größte Hürde auf dem Weg zum Studium an der Deutschen Sporthochschule Köln zu meistern. Das Bestehen des sogenannten Sporteignungstests ist Pflicht für jeden angehenden Sportstudenten. Einzige Teilnahmebedingungen in Köln sind eine ärztlich bescheinigte Sporttauglichkeit und 60 Euro Anmeldegebühr. Die Eignungsprüfung darf beliebig oft wiederholt werden. Im vergangenen Jahr versuchten sich 3031 Sportler, davon etwa zwei Drittel Männer, an den 15 Einzelleistungen. Lediglich 46 Prozent der Starter durften sich am Ende eines langen und kräftezehrenden Tages bei Bratwurst und Kölsch ein „Bestanden“-T-Shirt überstreifen. Wegen einer Durchfallquote von mehr als 50 Prozent gilt der Kölner Eignungstest deutschlandweit als so schwierig wie kein zweiter. Die SpoHo verlangt Allrounder – Sportler, die sich in allen Sportarten zurecht finden. „Die Prüfung stellt eine allgemeine sportmotorische Leistungsfähigkeit fest“, erklärt Dr. Christoph Bertling den Zweck der Sporteignungsprüfung. Der aus Speyer stammende frühere SpoHo-Student ist seit 2003 als Mitarbeiter am Institut für Kommunikations- und Medienforschung an der DSHS angestellt, gibt Kurse und hält Vorlesungen. Im Studium absolviert jeder Student, völlig unabhängig vom gewählten Studiengang, ein sogenanntes Basisstudium. Dieses Basisstudium umfasst sieben Module – vier davon beschäftigen sich umfassend und vielfältig mit der Sportpraxis. Das bedeutet, dass auch ein angehender Sportjournalist entsprechende sportliche Leistungen innerhalb des Studiums zu erbringen hat. Die Messlatte wird bereits beim Sporteignungstest hoch gelegt, um laut Bertling die jungen Menschen in gewisser Weise „auch vor sich selbst zu schützen“. Denn der Test gibt einen beispiellosen Vorgeschmack auf das spätere Studium. Dennoch bewertet der Diplom-Sportwissenschaftler die Darstellung des Eignungstests in der Öffentlichkeit als zu anspruchsvoll. Bewerber werden in den Bereichen Mannschaftssportart, Rückschlagspiel, Leichtathletik, Turnen und Schwimmen geprüft – Anforderungen, die auch im genannten Basisstudium auf die Teilnehmer zukommen. Jede der zunächst 14 Einzelleistungen, die sich auf die fünf grundverschiedenen Sportfelder verteilen, kann zu einem Defizit führen. Der Geprüfte hat den Test bestanden, wenn er 13 der 14 Leistungsanforderungen ohne Defizit bewältigt hat. Kadersportler können sich zwei Defizite leisten. Im abschließenden Ausdauerlauf, der 15. Einzelleistung, muss die geforderte Zeit unbedingt unterboten werden. Schaffen die Frauen (2000 m in 10 Minuten) und Männer (3000 m in 13 Minuten) die Zeit nicht, gilt die Eignungsprüfung als nicht bestanden. Der bestandene Sporteignungstest berechtigt den Studieninteressierten, sich innerhalb der kommenden drei Jahre an der DSHS zu bewerben. Es folgt das übliche Bewerbungsverfahren mit dem Numerus Clausus (NC) als Orientierung. An der SpoHo werden 80 Prozent aller Studienplätze über den NC vergeben. Für die restlichen 20 Prozent sind Wartezeiten ausschlaggebend. Die NC-Werte für das Wintersemester variieren unter den fünf Bachelor-Studiengängen: Bachelor of Arts (B.A.) Sportmanagement und Sportkommunikation (NC: 2,1), B.A. Sport und Gesundheit in Prävention und Therapie (NC: 2,3), B.A. Sport, Erlebnis und Bewegung (NC: 2,5), B.A. Sportjournalismus (NC: 2,2, nur zum Wintersemester) und Bachelor of Science Sport und Leistung (NC: 2,2). Die Numeri Clausi sind aufgrund des Andrangs zum Wintersemester höher als im Sommer. Die jeweiligen Bachelorstudiengänge sind sehr speziell auf die vielseitigen Berufsfelder im Sport ausgerichtet. Je nach Interesse steht ein passender Studiengang zur Auswahl. Unentschlossene haben die Chance, sich zunächst auf mehrere Bachelor zu bewerben. „Die DSHS bietet die Möglichkeit, Sport in vielfältigen Facetten kennenzulernen und sich in einem Bereich besonders zu qualifizieren“, begrüßt Bertling das Angebot. Neben dem Basisstudium werden den Studenten Schlüsselqualifikationen, die berufsorientierte Profilvertiefung und Profilergänzungen vermittelt. Die Möglichkeit des Lehramtstudiums in Kooperation mit der Universität Köln komplettiert das Ausbildungsspektrum. Nach dem abgeschlossenen Bachelor in der Regelstudienzeit von sechs Semestern bietet die DSHS sieben Master-Studiengänge sowie vier Weiterbildungsmaster an, in denen die Studenten ihr Fachwissen spezifizieren können. Neben der ausgezeichneten Lehre können die Studenten an 21 Instituten und neun wissenschaftlichen Zentren in die mannigfaltigen Forschungsfelder der Sportwissenschaft eintauchen. Bertling lobt: „Die Studenten setzten sich durch aktive Forschung in angemessener Weise mit Problemen und Herausforderungen auseinander.“

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