Rheinpfalz Europäische Sumpfschildkröte taucht im Spießwoogtal auf

Eine seltene Schönheit ist dem Falkner am Biosphärenhaus, Torsten LeLeux, 120 Meter von der Falknerei entfernt über den Weg gelaufen. Emys Orbicularis wird sie genannt, besser bekannt als Europäische Sumpfschildkröte.

Außergewöhnlich ist der Fund schon. Steht doch die Europäische Sumpfschildkröte auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Außerdem ist sie von der Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) als Reptil des Jahres 2015 gekürt. Mit einer Panzerlänge von 17,5 Zentimetern hat das im Spießwoogtal gefundene Exemplar eine durchschnittliche Größe. Der Panzer der Europäischen Sumpfschildkröte bleibt in südlichen Verbreitungsgebieten im Mittelmeerraum eher unter 15 Zentimeter. Im nördlichen und östlichen Europa können diese schon mal 23 Zentimeter erreichen. Die fleischfressenden Sumpfschildkröten können sich an Land fortbewegen, ihr Lebens- und Nahrungsraum ist allerdings das Gewässer. Mit zunehmender Vernichtung der Feuchtgebiete in Deutschland verschwand auch die Sumpfschildkröte. Aktuell gibt es nur noch im Bundesland Brandenburg nachgewiesene natürliche Restvorkommen. Ein Wiederansiedlungsprojekt „Sumpfschildkröte ohne Grenzen“ wurde in enger Zusammenarbeit des Landkreises Germersheim mit dem Conseil Général du Bas-Rhin und in Kooperation mit der Stadt Lauterbourg sowie den Gemeinden Neuburg und Berg durchgeführt. Dass die gefundene Schildkröte von Lauterburg aus ins Spießwoogtal gewandert ist, scheint eher unwahrscheinlich, vor allem, da sich Sumpfschildkröten standortreu verhalten und ihr Aktionsradius 100 Meter normalerweise nicht überschreitet. Allerdings wurden in seltenen Fällen auch schon kilometerlange Überlandwanderungen beobachtet. „Wir werden uns bei der Klärung der Frage, um welche Art es sich genau handelt, wo das Tier herkommt und wo es in Zukunft einen guten Lebensplatz findet, eng mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd abstimmen, die auch das Auswilderungsprojekt bei Neuburg betreut. Näheres kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen“, so Wolfgang Sander vom Naturschutz der Kreisverwaltung Südwestpfalz. Europäische Sumpfschildkröten brauchen zum Überleben für den Menschen unzugängliche, naturnahe Lebensräume. Touristisch stark frequentierte Landschaften sind als Lebensraum ungeeignet. Anlässlich der Aktion „Reptil des Jahres 2015“ gibt es auf der Internetseite der DGHT eine eigene Broschüre: www.dght.de. Obwohl die private Haltung dieser Tiere meldepflichtig ist und ein Aussetzen verboten, kommt es immer wieder zu solchen Fällen, wie es auch im Spießwoogtal gewesen sein könnte. Fatal ist dies für die Tiere, die meistens nicht an ihre Umgebung angepasst sind und dann einen qualvollen Tod sterben. Durch eingeschleppte, nicht heimische Arten wird die Fauna verfälscht, es können sich Krankheiten und Parasiten einnisten. (wü)

x