Eisenberg Ein Bruch muss immer operiert werden

Leistenhernien – das sind Ausstülpungen in der Leistengegend – sind fast immer Zeichen einer Bauchwandschwäche. Bei der „Patientenakademie“ am Dienstag im Westpfalz-Klinikum Kirchheimbolanden referiert Chefarzt Dr. Michael Schmid über dieses Thema. Jutta Glaser-Heuser sprach vorab mit ihm.

Dr. Schmid, das Thema des Abends ist „Leistenhernie & Co“ Was genau ist mit „Co“ gemeint?

Wir wollen an diesem Abend nicht ausschließlich über Leistenbrüche sprechen, sondern auch über Brüche im Narben- oder Schenkelbereich. Allerdings ist der Leistenbruch die mit Abstand häufigste Form eines Bruches. Und die entsprechende Operation ist die häufigste OP in Deutschland überhaupt. Rund 0,5 Prozent der Gesamtbevölkerung erleidet im Laufe des Lebens einen Leistenbruch. In erster Linie trifft es Männer, warum ist das so? Tatsächlich ist der Leistenbruch ein überwiegend männliches Problem. Das liegt an den anatomischen Voraussetzungen, denn bei Männern gibt es ja in der Bauchdecke eine Öffnung, durch die der Samenstrang verläuft, eine angeborene Schwachstelle also. Sind in erster Linie ältere Menschen betroffen? Das Alter ist ein Risikofaktor, aber es gibt auch einen angeborenen Leistenbruch. Daran werden Säuglinge in den ersten sechs Lebenswochen bereits operiert. Auch das betrifft in erster Linie Jungen. Dabei hat sich die Bauchdecke, salopp gesagt, nicht geschlossen, die Ausstülpungen müssen dann also unter die Bauchdecke geschoben werden. Wie wird ein Leistenbruch behandelt? Bei jedem Leistenbruch ist eine Operation nötig, der Bruch kann sich nicht von alleine zurückbilden. Der Vorteil ist aber, dass die Operationen und die Narkose heute Routine sind und Leistenbruchoperationen, wenn sie geplant durchgeführt werden, nur extrem selten zu Komplikationen führen. Und wann kann es zu Komplikationen kommen? Wenn die Ausstülpungen eingeklemmt werden. Das merkt man daran, dass die Stelle hart wird und schmerzhaft. In diesem Fall sollte man unverzüglich ins Krankenhaus kommen, das ist ein Notfall und es muss in vielen Fällen unverzüglich operiert werden. Ist die Ausstülpung dagegen weich und tut nicht weh, besteht kein Grund zur Panik. Allerdings sollte man auch dann nicht lange warten. Der Weg führt dann zunächst zum Hausarzt. Was kann man tun, um einen Bruch zu vermeiden? Im Grunde wenig. Es gibt beispielsweise Gewichtheber, die niemals einen Bruch hatten, obwohl sie schon ewig Kilos stemmen, andere bekommen den Bruch schon ohne Belastung. Es scheint in erster Linie eine Frage der Veranlagung zu sein. Wie wird operiert und wie lange dauert es, bis die Patienten nach der OP wieder fit sind? In vielen Fällen kann man laparoskopisch operieren, also mit kleinen Schnitten. Aber auch die offene Operation wird heute schonend und mit kleineren Schnitten durchgeführt. Das können wir ambulant machen, die Patienten sind dann spätestens 14 Tage danach wieder in der Lage, allen Alltagsbelastungen standzuhalten. Wenn der Bruch beidseitig ist, muss man für ein paar Tage im Krankenhaus bleiben. Wie viele Leistenbrüche werden im Westpfalz-Klinikum Kirchheimbolanden jährlich operiert? Wir operieren bei uns im Jahr rund 200 Leistenbrüche, die Hälfte davon ambulant. (Archivfoto: Stepan)

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