Eisenberg Die Cowboy-Hüte sind abgeschafft

Derzeit tanzen 39 Mitglieder bei den Sandhoppers.
Derzeit tanzen 39 Mitglieder bei den Sandhoppers.

Jeden Mittwoch treffen sie sich im Evangelischen Gemeindehaus, um zu tanzen: Singles, Paare, sogar Kinder sind dabei. Getanzt wird nicht etwas paarweise, sondern im Quadrat – gemeint sind die Square-Dance-Gruppe Ironhill Sandhoppers. Die RHEINPFALZ hat sie besucht.

Jack Kirchgatter ist der „Caller“. Klingt wie Werbung für einen Actionfilm, bezeichnet aber nur den Umstand, dass Trainer Kirchgatter, der live zur Musik aus dem Laptop singt, die Tänzer mit gezielten Ansagen der verschiedenen Figuren durch die Lieder führt. Der eine oder andere kann diese Hilfestellung gut gebrauchen, es tanzen viele Neulinge mit. Die Tänzerinnen tragen zum Teil bunte, weit schwingende Röcke mit Petticoat und Rüschenhöschen, die Tänzer teilweise Cowboyhemd und Stiefel. Andere sind ganz normal gekleidet. „Die Cowboy-Hüte haben wir abgeschafft“, sagt Pressewartin Andrea Nücken-Calvi. die selbst eigens aus Mainz anreist, um in Eisenberg zu tanzen. Bereits seit 1991 gibt es den Club, der mittlerweile 39 Mitglieder zählt. So etwas wie ein Tiefpunkt, in seiner Hochzeit hatte der Verein rund 80 Mitglieder, sagt Schatzmeisterin Gabriele Billert. Doch es gibt einen Silberstreif am Horizont: „Wir hatten kürzlich einen Anfängerkurs, in dem elf Teilnehmer tanzten“, sagt Nücken-Calvi. Zehn davon werden wohl feste Mitglieder im Verein. Unter den Mitgliedern befinden sich sowohl Jung und Alt. Sogar zwei Kinder sind dabei. „Besonders für Familien eignet sich Square Dance, da alle mitmachen können. Aber auch Einzelpersonen oder Paare sind willkommen“, sagt Nücken-Calvi und ergänzt: „Wir hatten sogar schon einen Rollstuhlfahrer und jemanden, dem ein Arm fehlte. Beide konnten trotzdem mittanzen.“ Getanzt wird in Gruppen von acht Personen, die sich im Quadrat gegenüber stehen. Wenn die Musik beginnt, ruft der Caller die Figuren auf, die getanzt werden sollen. „Im Grundkurs, der etwa ein halbes Jahr dauert, lernt man 66 Figuren, die alle Kunstnamen haben“, sagt Nücken-Calvi. Grundkenntnisse in Englisch seien von Vorteil, da die Figuren und auch Rechts- und Links-Kommandos auf Englisch angesagt werden. „Am Ende des Grundkurses gibt es eine Abschlusszeremonie, bei der die Teilnehmer dann ihr Namensschild erhalten“, erzählt sie weiter. Dieses erleichtere den Umgang mit Mitgliedern aus anderen Vereinen. „Oft haben wir Besuch aus anderen Clubs, die bei uns mittanzen wollen oder wir besuchen sie“, so die Squaredancerin. Da es Square Dance Clubs weltweit gebe, habe man die Chance, auch im Urlaub über den Club vor Ort schnell Kontakt zu bekommen. Den Vorteil von Square Dance sieht sie in der Kombination von Bewegung und Denken. „Jeder hilft jedem bei uns, bei einem Fehler wird darüber gelacht und schon geht’s weiter“, sagt sie. Da es keine Wettkämpfe oder Turniere gebe, sei die Teilnahme völlig ohne Verpflichtung. „Man muss nicht jede Woche ins Training kommen. Die meisten wollen es aber, da ihr Ehrgeiz geweckt ist und sie die Figuren so schnell wie möglich fehlerfrei tanzen wollen“, sagt Nücken-Calvi. Tatsächlich sei es schon vorgekommen, dass Frauenmangel bestanden habe. „Sogar bei Fußballspielen im Fernsehen kommt es vor, dass wir mehr Männer als Frauen im Training haben, was mich zwar verwundert, aber auch freut“, sagt sie lachend.

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