Rheinpfalz Die alte Dame Burg Lichtenberg

Zwei Tagungen zur Regionalgeschichte erlebte die Burg Lichtenberg in ihrem Jubiläumsjahr am vergangenen Wochenende. Die Kreisgruppe des Historischen Vereins der Pfalz, das Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde und der Landkreis Kusel veranstalteten ein Symposium zur mittelalterlichen Grafschaft Veldenz. Außerdem trafen sich die Westricher Geschichtsvereine auf der Burg.

Beim Symposium gab Klaus Eberhard Wild aus Idar-Oberstein einen Überblick über die Geschichte der Veldenzer Grafen zwischen 1112 und 1444. Die ältere Linie der Emichonen starb 1259 im Mannesstamm aus, worauf die jüngere Linie durch die Heirat der Erbin Agnes mit Heinrich von Geroldseck begründet wurde. Sie ging 150 Jahre später zu Ende, als die Pfälzer Wittelsbacher durch Heirat die Grafschaft erbten. Über den ungewöhnlichen sozialen Aufstieg einer Personengruppe referierte Volker Rödel aus Karlsruhe. Er beschrieb, wie aus den „Ministerialen“, den ursprünglich unfreien Dienstmannen, der niedere Adel entstand. Ein wichtiges Dokument dazu ist eine Urkunde aus der Geschichte der Burg Montfort bei Hallgarten. Ernst Schworm aus Niederalben spannte in seinem Vortrag einen weiten Bogen vom Frankenreich bis zum hohen Mittelalter. Dabei ging er auf die Veldenzer ein, die ihre Rechte als Vögte in geistlichen Besitzungen nutzten, um daraus eine Landesherrschaft zu errichten. Drei Vorträge handelten von Burgen, die in der Geschichte der Grafschaft Veldenz eine wichtige Rolle spielten. Gilbert Haufs-Brusberg, der in der Burg Veldenz an der Mosel wohnt, stellte sein „Schloss“ anhand von zahlreichen Dias anschaulich vor. Heiko Wagner (Kirchzarten) erläuterte die Baugeschichte der Burg Geroldseck, dem Stammsitz des gleichnamigen Adelsgeschlechtes in der Ortenau. Stefan Ulrich aus Neustadt/Weinstraße konnte neue Erkenntnisse zur Baugeschichte der Burg Lichtenberg vortragen. Die Entwicklung der Wehrtechnik, vor allem der Einsatz der Feuerwaffen, führte zu baulichen Veränderungen, die am Nordturm und vor allem an der Ostbastei sichtbar sind. Aufgrund der Bauweise hält Ulrich die Obere Burg für den ältesten Teil der Anlage. Zu ihrem 52. Treffen waren zwei Dutzend Geschichtsvereine aus der Pfalz, dem Saarland und dem benachbarten Frankreich eingeladen worden. Seit 1963 finden diese Treffen jedes Jahr abwechselnd in Frankreich und in Deutschland statt. Auf der Burg Lichtenberg war es das zweite Treffen. Die Fachvorträge waren durch den Tagungsort bestimmt. Kreisheimatpfleger Dieter Zenglein bot einen Überblick über die Geschichte der Burg anhand wichtiger Ereignisse: die erste urkundliche Erwähnung 1214, die Vereinigung der ursprünglich getrennten Oberen und Unteren Burg, das Schadfeuer von 1799 und der anschließende teilweise Abbruch, die Besiedlung des Geländes durch einzelne Handwerkerfamilien im 19. Jahrhundert und schließlich der Schutz der Ruine und ihre touristische Nutzung in den letzten hundert Jahren. Sein Fazit lautete: „Um die alte Dame Burg Lichtenberg ist es mir nicht bange.“ Einen berühmten mittelalterlichen Pfarrer und Astrologen, der sich nach der Burg benannte, stellte Bernhard Bonkhoff aus Homburg vor. Johannes Grünbach hatte sich nach Humanistenart den Namen „Claromontanus“ zugelegt und ging als Johannes Lichtenberger in die Geschichte ein. Ein wichtiges Anliegen war für ihn die Reform der Kirche, die er als das in Seenot geratene „Schifflein Sankt Peters“ nennt. Paul Engel, der Initiator des Musikantenlandmuseums in der Zehntscheune der Burg, hatte für seinen Beitrag die Aspekte aus der Geschichte der Wandermusikanten ausgewählt. Neben Handwerkern, die im Ausland arbeiten, erscheint zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch ein „musicus ambulans“ in den Quellen. Engel nahm die Wandermusikanten gegen zeitgenössische Kritik in Schutz, die oft mit „Bettelmusikanten“ gleichgesetzt wurden. Dagegen sei die Tätigkeit der Wandermusikanten eine „machtvolle Dokumentation des Überlebenswillens in einer von Armut geprägten Region“ gewesen. Die weltweit gespielten Musikstücke seien nicht nur Märsche, Tänze und Volkslieder gewesen, sondern auch „Klassikhits“ wie das „Halleluja“ von Händel oder Melodien aus Wagner- und Verdi-Opern. Engel kam zu dem Ergebnis: „Die Pfälzer Wandermusikanten waren kein bunter Folklorefleck, sondern sind als ernstzunehmendes Kapitel der Musikgeschichte ein Teil der Pfälzer Identität.“ Zu einem Ausflug in die Erdgeschichte lud Stefan Voigt, der Leiter des Urweltmuseums Geoskop, ein. Die Burg wurde auf einem ausgeprägten Bergsporn erbaut, der 290 Millionen Jahre alt ist. Das widerstandsfähige Gestein, ein „subvulkanischer Kuselit“, entstand während der erdgeschichtlichen Epoche des „Rotliegenden“ und wurde anschließend durch Erosion herauspräpariert. Mit etwa 70, beziehungsweise 60 Teilnehmern waren beide Veranstaltungen auf Burg Lichtenberg gut besucht. Sie zeigten, dass Geschichte immer noch Konjunktur hat. Gerade in der Heimatgeschichte gibt es viele engagierte Forscher, die mit einem interessierten Publikum rechnen können. (dhb)

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