Kultur Südpfalz Der steinige Weg zur neuen Ägypten-Sammlung

Ein eigenes Ägyptologie-Museum war seit Jahren der Traum Alfried Wieczoreks, des Generaldirektors der Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen. Den Grundstock sollte zunächst die private Sammlung eines Hamburger Kaufmanns liefern. Diese entpuppte sich jedoch als dubios und zog ein Gerichtsverfahren nach sich. Von „Fettnäpfchen“ spricht Wieczorek heute: „Ich war zu vorschnell gewesen, aber wir haben aus den Fehlern lernen können.“ Der REM-Generaldirektor hatte 2011 angekündigt, die Hamburger Sammlung umfasse 30.000 Objekte, darunter seien „herausragende Stücke“ wie ein „Hatschepsut-Flakon“ und eine Kleopatra-Büste. Für beide kursierten Wertangaben von 15 bis 20 Millionen Dollar. Ein Ägyptologe, angestellt am Museum der Universität Bonn und später gar an die REM verpflichtet, war vom Wert überzeugt. Sammlungsteile waren bereits in Bonn und Trier gezeigt worden. Im Januar 2012 brachte der Sammler etwa 2800 Objekte nach Mannheim. Allerdings ergaben sich dort doch Zweifel an der Echtheit und Herkunft der Sammlung. Der Inhaber einer Galerie für antike Kunst weigerte sich jedoch, Angaben über die Herkunft von Stücken zu liefern und genehmigte keine Echtheitsprüfungen. Ende 2012 kam es zu einem Gerichtsstreit. Die REM gaben die Objekte zurück, dem Bonner Ägyptologen wurde gekündigt. Der Streit sei nun Vergangenheit, und „in unserem Sinne gelöst“, so Wieczorek, zu weiteren Details äußere man sich nicht. Ebenfalls Vergangenheit: der Plan eines eigenen Ägyptologie-Museums. Es wurde weder neu gebaut, noch klappte der angedachte Einzug des Ägyptologie-Sammlungsschwerpunkts ins nahe Gebäude E4, da die dort ansässige städtische Musikschule dagegen war. Die Museen siedelten daher die Sammlung im zweiten Obergeschoss des Hauses der Weltkulturen in D5 an, wo sie nun würdig präsentiert wird. Die neue Ägypten-Sammlung der REM umfasst laut Wieczorek rund 1600 Stücke und soll noch wachsen, sich vielleicht gar „verdoppeln“. Rund 60 der Exponate sind noch aus eigenem Bestand – Reste der bereits vor 1935 im Haus befindlichen Ägyptika. Zunächst für zehn Jahre ausgeliehen sind 470 Stücke aus dem Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim. Das Gros der Sammlung aber stammt aus fünf privaten Quellen. Alle Exponate haben laut Wieczorek Ägypten auf legalem Weg verlassen. „Wir können die Dinge guten Gewissens präsentieren.“ Ein Glanzstück der neuen Ausstellung, das „Totenbuch des Amenemhat“, gab der Sammler Thomas Liepsner nach Mannheim. Der 69-Jährige hat mit seiner verstorbenen Frau, Prinzessin Kira von Preußen, von den 1960er Jahren an bis 1983, als Ägypten den Verkauf antiker Objekte ins Ausland verbot, vor Ort in Kairo oder Luxor bei Händlern Schmuck, Sarkophagdeckel, Terrakotta-Figuren, Reliefe, Masken und eben das Totenbuch erworben: Letzteres wollten Kanalarbeiter, die es entdeckt hatten, gerade verfeuern, um sich Tee zu kochen, berichtete Liepsner. (ütz)

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