Rheinpfalz Breites I-aah aus Bevölkerung und Politik für Esel

Will nicht aufgeben: Michael Leiser mit seinen Eseln.
Will nicht aufgeben: Michael Leiser mit seinen Eseln.

Im Internet geht die Geschichte um die auf der Kippe stehende Eselhaltung in der Hauensteiner Glatzeck durch die Decke, im Ort selbst ist sie seit dem Wochenende das Dorfgespräch (die RHEINPFALZ berichtete am Dienstag). Mittlerweile hat sich die Kreisverwaltung, die aufgrund einer Beschwerde aus der Nachbarschaft tätig geworden war, in einer Pressemitteilung geäußert, die Kommunalpolitiker befassen sich mit der Lage, Ortsbürgermeister Bernhard Rödig will die Betroffenen an einen Tisch holen, Eselhalter Michael Leiser ist für Gespräche offen, will aber für seine fünf Langohren kämpfen: „So schnell gebe ich nicht auf“, sagte er gestern.

Und er hat viele Unterstützer: 1200 Bürger haben bisher auf der Unterschriftenliste, die an der Koppel in der Queichstraße ausliegt und die er initiiert hat, um die Eselhaltung weiterführen zu können, unterzeichnet. „Wichtig ist sicher die Anzahl der Unterstützer. Am wichtigsten für mich ist aber, dass sich ausnahmslos alle Nachbarn – bis auf die Beschwerdeführer – eingetragen haben“, berichtet er von der „Welle der Unterstützung“. Mittlerweile haben sich auch über 3800 Personen der Onlinepetition „Die Esel müssen bleiben“ angeschlossen. Die Kommentare der Unterstützer – viele mit dem Tenor „Tiere und ihre Laute gehören zu einem lebendigen Dorf“, wie gestern eine Unterstützerin formulierte – füllen annähernd 60 Seiten. Insgesamt: Nur sehr vereinzelt und mit vielen Einschränkungen wird auch Verständnis für die Position der Beschwerdeführer geäußert. Offenbar hat die intensive Einbindung der Öffentlichkeit nun auch die Kreisverwaltung am Dienstag veranlasst, sich mit einer Pressemitteilung an die Medien zu wenden. Darin heißt es: „Auf Grund einer Anfrage“ habe man überprüft, ob „eine Tierhaltung in einem Mischgebiet mit Tendenz zum Wohngebiet zulässig ist“. Das fragliche Gebiet sei „dem Charakter nach ein Wohngebiet“. Dort sei „die Haltung von Großtieren, wie beispielsweise Eseln, grundsätzlich nicht erlaubt“. Die Kreisverwaltung untersage nicht grundsätzlich die Haltung von Eseln. Um die verschiedenen Interessen auszugleichen, habe man aber mit dem Esel-Halter einen Kompromiss vorgeschlagen. Damit eröffne der Kreis ihm die „Möglichkeit, vorübergehend dort noch Esel zu halten“. Michael Leiser bestätigt, dass bei dem Ortstermin zwei Mitarbeiter der Kreisverwaltung vorgeschlagen hätten, er solle unterschreiben, dass die Eselhaltung auf ein oder zwei weitere Jahre begrenzt werde. „Das kann’s ja nicht sein. Dann fängt ja das Theater danach wieder an“, lehnt Leiser diesen „Kompromiss“ ab. Auch ein zweiter Vorschlag, sich mit Koppelinhabern im Außenbereich zusammenzutun, sei nicht akzeptabel. Denn: „Bereits vor rund acht Jahren stand wegen der Eselhaltung die Polizei auf der Matte“, berichtet Leiser, der das tierische Hobby seit 20 Jahren betreibt. Damals habe man ihm bestätigt, dass „es im ländlichen Bereich gegen diese Art der Haltung keine Bedenken“ gebe. „Leider habe ich mir das damals nicht schriftlich geben lassen“, bedauert er und bekräftigt: „Ich werde nicht klein beigeben.“ Die Kreisverwaltung schiebt in ihrer Pressemitteilung das Problem – den „Schwarzen Peter“, wie es in Gesprächen immer wieder anklingt – weiter an die Ortsgemeinde. „Ob es eine dauerhafte Möglichkeit der Großtierhaltung gibt, müsste durch die Ortsgemeinde in eigener Verantwortung geprüft werden“, heißt es da. Im Kreisausschuss war am Montag die Rede davon gewesen, dass die Ortsgemeinde eventuell durch eine Änderung des Bebauungsplans eine Perspektive für die Eselhaltung schaffen könnte (die RHEINPFALZ berichtete). Sowohl Michael Zimmermann als auch Manfred Seibel, die Fraktionssprecher der CDU und der Grünen, verwiesen dagegen auf Anfrage darauf, dass das von den Eseln beweidete Wiesengelände am Gillenbach nicht Teil des Bebauungsplans sei. Seibel macht auch deutlich, dass das fragliche Gelände zum großen Teil „keineswegs den Charakter eines Wohngebiets“ habe. In unmittelbarer Nachbarschaft stehen der Edeka-Markt, eine Arztpraxis und ein großes Schuhgeschäft, was der „Wohngebiets-Argumentation“ die Grundlage entziehe. Zudem sei das Gebiet im Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde als Mischgebiet ausgewiesen. Zimmermann stellte fest, dass seine Fraktion „die weitere Haltung der Tiere an jetziger Stelle vom Grundsatz her uneingeschränkt positiv“ sehe. Natürlich sei die Diskussion „sehr emotional belegt“. Er habe bislang nur Signale pro Esel erhalten: „Die Esel und die Art, wie sie gehalten und präsentiert werden, stellen eindeutig eine Bereicherung des Ortsbilds dar.“ Auch Seibel befürwortet „eindeutig“ den Verbleib der Tiere, schränkt aber ein: „Es ist aber durchaus fraglich, ob wir, auch wenn wir es alle wollen, für Halter und Tiere etwas erreichen können“, verweist er auf hohe rechtliche Hürden bei der Haltung von Großtieren. Auch Zimmermann stellt fest: „Die rechtliche Seite ist natürlich zu klären.“ Er hofft aber auch, dass die „bisher nicht genannten Belästigungen der Petenten möglicherweise durch einfache Maßnahmen abgestellt werden.“ Darauf setzt auch Bürgermeister Rödig. Auf Anfrage teilt er mit, dass er in Absprache mit den Betroffenen für den heutigen Donnerstag „ein gemeinsames Gespräch“ vereinbart habe mit dem Ziel, „eine einvernehmliche Lösung zu finden, die für beide Seiten tragfähig ist“. Das Ergebnis dieser „Abstimmungsgespräche“ will auch Verbandsbürgermeister Werner Kölsch abwarten: „Danach werden wir uns von der Verwaltungsseite mit der Thematik befassen. Gefordert wird im Fall des Falles vor allem der Ortsgemeinderat sein.“ SPD-Sprecher Andreas Wilde reagierte auf Anfragen der RHEINPFALZ zum Thema Esel nicht. Sei’s drum: Die Esel-Affäre schlägt auch überregional hohe Wellen, wie nicht nur die Herkunft der Kommentatoren im Netz belegt. Auch überregionale Medien sind aufmerksam geworden. Für gestern Nachmittag hatte sich der SWR mit Hörfunk und Fernsehen angesagt.

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