Rheinpfalz Beim Feiern die Sprachbarriere überwinden

Barrieren abbauen, neue Kontakte knüpfen – das wünschen sich die Organisatoren des Willkommensfestes der Kulturen, das am Samstag, 20. Juni, im Hof der protestantischen Kirche von St. Julian gefeiert werden soll. Aus nah und fern sind Jung und Alt eingeladen, zusammen mit Flüchtlingen zu feiern und über ihr Leben zu erfahren.

In den Dörfern des Glantals und der Umgebung leben schon seit einiger Zeit Neuankömmlinge aus den Krisengebieten der Welt. Sie kommen aus Eritrea, dem Kosovo und Georgien oder aus Syrien und Armenien. Sie sind Christen verschiedener Konfessionen oder Muslime. So unterschiedlich ihre Herkunft und Kultur ist, so ist eines den meist jungen Leuten wohl gemein: „Sie wollen sich integrieren“, weiß die St. Julianer Pfarrerin Bettina Lukasczyk. Die gleiche Erfahrung haben ihre Kollegen Regine und Armand Großmann, Pfarrer in Ulmet und Altenglan, gemacht. Schon seit längerer Zeit kümmern sich die drei Kirchengemeinden, die auch in der kirchlichen Regionalgruppe zusammenarbeiten, um Flüchtlinge. Zum Beispiel bei der Vermittlung von Deutschkursen. „Die Leute wollen lernen“, weiß Lukasczyk. So sei auch die Kuseler Kontaktstelle Holler ins Boot gekommen, berichtet die Pfarrerin. Zusammen mit Sozialarbeiter Bastian Drumm hatte Bettina Lukasczyk die Idee für ein Willkommensfest der Kulturen. „Die Leute sollen Kontakt bekommen“, wünscht sie sich. Und hofft, dass Sprachbarrieren zumindest beim gemeinsamen Feiern leichter überwunden werden können. Fünf Eritreer betreut sie derzeit in St. Julian. Dass Flüchtlinge angekommen waren, hatte sie erst über das Diakonische Werk in Lauterecken erfahren. Inzwischen seien die Eritreer schon ein Jahr hier. Auch in Erdesbach leben einige Flüchtlinge aus Eritrea, schildert die Ulmeter Pfarrerin Regine Großmann. „Sie sind meine Freunde geworden“, sagt sie und zeigt Fotos vom Handy. „Ich frage mich, wie es mir selbst gehen würde, wenn ich als Flüchtling in ein fremdes Land käme“, sagt die Pfarrerin, die auch über WhatsApp mit den Eritreern kommuniziert. Regine Großmann wünscht sich, dass die Neuankömmlinge noch mehr von den Gemeindemitgliedern wahrgenommen werden. Seine ganz persönlichen Erfahrungen mit Migration hat auch Armand Großmann. „Wir wollen unsere Arme und Herzen für die Flüchtlinge öffnen“, sagt der Altenglaner Pfarrer. Wie in anderen Gemeinden gebe es auch in Altenglan Ehrenamtliche, die Deutsch unterrichten. Weitere Kontakte seien erwünscht. Armand Großmann sieht sein Engagement durchaus politisch. Zwar würden es die meisten einem nicht direkt ins Gesicht sagen, Großmann weiß aber: „Es gibt Leute, die Ressentiments gegen Flüchtlinge haben.“ Aufklärung könne helfen, aber auch schlicht der Kontakt. Gespräche und der interkulturelle Austausch sind daher ein zentraler Programmteil des Willkommensfestes. Neben Musik der Jugendband „The Walking Bird“, einem Auftritt von Kindern der Grundschule St. Julian und einem Hip-Hop-Act mit Tutanchray gibt es Tänze aus unterschiedlichen Ländern zum Zuschauen und Mitmachen. Zu Kaffee, Kuchen, Salat und Fleisch vom Grill wird auch ein veganes Buffet angeboten. Zum Kinderprogramm gehört ein Bastelangebot der örtlichen Kita. Neben der Feuerwehr wirken zahlreiche Ehrenamtliche, Vereine, die Kirchengemeinden und die Ortsgemeinde St. Julian mit. Für 18 Uhr ist ein Abendgebet geplant, das in Deutsch und Tigrinya gehalten werden soll. Dabei erfahren die Besucher manche auch traurige und berührende Geschichte der Flüchtlinge. Aus Kaiserslautern werden – zum Dolmetschen – Eritreer erwartet, die schon längere Zeit in Deutschland leben. (suca) Info Das Willkommensfest der Kulturen wird von 13 bis 18 Uhr im Hof an der Kirche von St. Julian gefeiert. Weil die Veranstalter zurzeit keinen Raum zum Ausweichen haben, kann es nur bei trockenem Wetter stattfinden. (suca)

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