Rheinpfalz Archäologen bremsen Bauvorhaben aus

91-88561063.jpg

Speyer. Der Beginn der Arbeiten auf dem Gelände des ehemaligen Bistumshauses St. Ludwig in Speyer wird sich verzögern. Grund sind Differenzen zwischen dem Mannheimer Eigentümer, dem Bauunternehmen Diringer & Scheidel, und der Landesarchäologie. Der Eigentümer droht nun, in der Angelegenheit das Land einzuschalten.

„Wir befinden uns in der Phase des Zusammenfindens“, antwortet der Geschäftsführer der Diringer & Scheidel Wohn- und Gewerbebau GmbH, Eberhard Klass, zunächst diplomatisch auf RHEINPFALZ-Anfrage im Hinblick auf die Gespräche mit der Landesarchäologie. Letztere hat nämlich vor, etwas länger auf dem ehemaligen Bistumsgelände in der Innenstadt zu arbeiten, als der Grundstückseigentümer das geplant hatte. Dadurch erhöhen sich die Kosten und verschiebt sich der Zeitplan des Bauprojekts. Eigentlich sollte dieses bis Ende 2018, Anfang 2019 fertig sein. Nun rechnet der Geschäftsführer von Diringer & Scheidel vorsichtig mit einem Baubeginn Ende 2018. Wie berichtet, will das Mannheimer Unternehmen 30 Millionen Euro investieren, um auf dem Areal zwischen Korngasse und Großer Greifengasse 50 barrierefreie Wohnungen sowie etwa 40 Wohnungen für Mehrgenerationen-Wohnprojekte zu schaffen. „Wir haben noch keine Kostenschätzung vom Landesdenkmalamt für Archäologie und noch keine Rückmeldung vom Land hinsichtlich der Kostenbeteiligung“, sagt Klass. Die Archäologen hätten mitgeteilt, dass sie für die Arbeiten etwa zwei bis drei Kampagnen benötigen. „Eine Kampagne dauert jeweils von Frühjahr bis Herbst“, erläutert Klass. Wie der Leiter der Landesarchäologie, Ulrich Himmelmann, auf Anfrage mitteilt, erwarten die Wissenschaftler in einer Tiefe bis fünf Meter Kulturdenkmäler. „Das Gelände von St. Ludwig ist höher gelegen als die Umgebung. Wir gehen davon aus, dass wir meterhohe archäologische Schichten haben“, berichtet Himmelmann. Unter St. Ludwig befinden sich seiner Einschätzung nach neben Resten des 1265 gegründeten Dominikanerklosters auch Reste mittelalterlicher Stadtbebauung sowie Funde aus der frührömischen Zeit. Es sei die letzte große Fläche in Speyer, in der man sich herausragende Gebäude vorstellen könne wie etwa römische Kastelle aus dem 1. Jahrhundert nach Christus. „Da liegt eine Schicht über der anderen“, sagt Himmelmann. Bereits vor zwei Jahren habe man dort mit Baggern sondiert und festgestellt, dass direkt unter der Erde die oberste Schicht des Klosters beginnt. „Auf die vermuteten Funde haben wir gebetsmühlenartig immer wieder jeden potenziellen Investor hingewiesen, der sich am Bieterwettbewerb des Bistums beteiligt hatte“, sagt Himmelmann. „Wir dringen auf ein Gespräch. Aus unserer Sicht ist das Verhalten eine Hinhaltetaktik“, sagt Klass. Die Landesarchäologie hätte vor fünf bis sechs Monaten zugesagt, dass es Gespräche mit dem zuständigen Ministerium geben werde. „Wir wollen dem nicht vorgreifen, weil es an der Behörde ist, das Gespräch mit dem Ministerium zu vereinbaren. Wenn es noch länger dauert, werden wir uns aber selbst ans Ministerium wenden müssen“, kündigt Klass an. Er betont aber auch: „Wir wollen lösungsorientiert arbeiten und keinen Konflikt heraufbeschwören.“ Himmelmann antwortet dazu auf Anfrage, dass er ebenfalls an einer einvernehmlichen Lösung interessiert sei. Er stehe mit Klass in Kontakt und tausche sich mit ihm aus. „Zu weiteren Details möchte ich aber derzeit keine Auskunft geben“, sagt der Archäologe. Während die große Baustelle auf Eis liegt, nutzt Diringer & Scheidel die Zeit. „Wir beschäftigen uns mit der Detailplanung für das Projekt und wollen im nächsten Schritt mit der Denkmalpflege besprechen, welche Änderungen zulässig sind“, sagt Klass. Die Nachnutzung der ehemaligen Kirche St. Ludwig sei in den Hingergrund gerückt, weil sie für die Gesamtmaßnahme nicht so bedeutend sei. Derzeit versuche das Unternehmen die Blockrandbebauung entlang der Straßengrenze zu optimieren.

x