Rheinpfalz „33,18 Euro im Monat sind ein Witz“

Die Arbeit der Jugendfeuerwehrwarte, die in den örtlichen Feuerwehreinheiten für den Nachwuchs zuständig sind, werde zu schlecht bezahlt. Das wurde am Sonntag bei der Delegiertenversammlung der Kreisjugendfeuerwehr Südwestpfalz im Gemeindehaus Bundenthal thematisiert. Abhilfe könne aber nur das Land schaffen.

Die 20 Tagesordnungspunkte der Versammlung waren nach einem fast dreistündigen Sitzungsmarathon beinahe abgearbeitet, als der Wallhalber Wehrleiter Thomas Weber dieses Problem ansprach. Die monatliche Entschädigung eines Jugendwarts in Höhe von 33,18 Euro sei angesichts der Arbeit und der Bedeutung, die hinter diesem Ehrenamt stecke, „nicht mehr zeitgemäß“. Denn – das war zuvor schon in der Sitzung angesprochen worden – in der Feuerwehr gebe es inzwischen kaum noch Seiteneinsteiger. Es seien die Jugendfeuerwehren, die neue Kräfte für den Einsatzdienst beisteuern. Auch Landrat Hans Jörg Duppré hatte in seinem Grußwort zu Beginn der Versammlung die Bedeutung der Jugendfeuerwehren für die Zukunft der Löscheinheiten herausgehoben. Diese Verantwortung, so Weber, müsse sich in einer „angemessenen Entschädigung“ widerspiegeln. Die Leiter der 48 Jugendfeuerwehren im Landkreis seien echte Idealisten: 15.000 Stunden haben die Jugendfeuerwehrwarte und die Gruppenbetreuer – neben Beruf, Familienleben und regulärem Übungs- und Einsatzdienst bei der Feuerwehr – im vergangenen Jahr in die Vermittlung von Feuerwehrwissen an den Nachwuchs und in allgemeine Jugendarbeit gesteckt. Hinzu kamen noch fast 700 Tage bei Zeltlagern oder Ausflügen, berichtete Kreisjugendfeuerwehrwart Dominik Kühnel (Lemberg) in seinem Jahresbericht. Unterstützung für seine Forderung erhielt Weber von Kreisfeuerwehrinspekteur Stiven Schütz (Rodalben). Der bezeichnete den in der landesweit geltenden Feuerwehr-Entschädigungsverordnung genannten Festbetrag als „Witz“. Aber, so gab Schütz zu bedenken, diese Verordnung habe Gesetzescharakter. Entsprechend lange dauere eine Bearbeitung auf der politischen Schiene. Schütz, wie auch der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Harald Borne (Rieschweiler-Mühlbach), sicherten zu, dieses Thema in die Landesgremien hineinzutragen, um eine Verbesserung der Situation zu erreichen. Laut Kühnel sind die Mitgliederzahlen in den Jugendfeuerwehren im Kreis deutlich rückläufig. Von 570 im Jahr 2011 ging die Zahl innerhalb von zwei Jahren auf weniger als 450 zurück. Angesichts der demografischen Entwicklung „dürfte sich der Mitgliederschwund in den nächsten Jahren dramatischer auswirken“, befürchtete er. 14 Jugendgruppen, vier mehr als im vergangenen Jahr, klagen über akute Nachwuchssorgen. Mit einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit und dem Versuch, über Vorbereitungs- oder Bambinigruppen bereits die kleinsten Feuerwehrfans zu gewinnen, will die Kreisjugendfeuerwehr diesem Trend entgegensteuern. Denn haben die Feuerwehren keinen Nachwuchs mehr, drohe eine Überalterung der Einsatzabteilungen und über kurz oder lang der Verlust der Einsatzfähigkeit. Kühnel bedauerte das immer geringer werdende Interesse der Mitglieder an den Angeboten der Kreisjugendfeuerwehr. Gerade mal zwei Gruppen aus dem Kreis beteiligten sich in den vergangenen beiden Jahren jeweils an der Abnahme der Leistungsspange, die höchste Auszeichnung, die ein Jugendlicher bei der Jugendfeuerwehr erwerben kann. Beim angebotenen Kreiszeltlager in Jägersburg gab es zwar viele Interessensbekundungen, letztlich nahmen aber nur wenige Gruppen daran teil, wie Kassierer Gerno May (Niederschlettenbach) berichtete. Das dadurch entstandene Minus konnte nur durch Zuschüsse ausgeglichen werden. Auch der Besuch der Delegiertenversammlung am Sonntag ließ erneut zu wünschen übrig. Mit 40 Delegierten war nur ein Drittel der möglichen Teilnehmer anwesend. Ungeachtet dieser Nackenschläge will die Kreisjugendfeuerwehr ihre Angebote in diesem Jahr aufrechterhalten. Die Leistungsspange soll am 21. September in Waldfischbach-Burgalben abgenommen werden. Außerdem will man den europaweit einheitlichen Jugendwettbewerb nach den Vorgaben des Internationalen Feuerwehrverbandes CTIF im Kreis einführen. Nach den Ostern soll es eine Informationsveranstaltung geben. Die besten Gruppen können dann möglicherweise im nächsten Jahr an einem Wettbewerb im südwestpfälzischen Partnerlandkreis Suski in Polen starten. Mit der Änderung ihrer Jugendordnung hat die Kreisjugendfeuerwehr am Sonntag die Voraussetzungen geschaffen, um die Basisarbeit vor Ort besser mit der Vorstandsarbeit auf Kreisebene zu verknüpfen. So gibt es künftig ein Jugendforum, in das jede Verbandsgemeinde zwei Nachwuchswehrleute entsenden kann. Außerdem wurde der Vorstand erweitert, so dass nun alle Verbandsgemeinden dort eigene Vertreter haben – zumindest in der Theorie. Denn aus der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land war keine Jugendfeuerwehr erschienen, so dass dieser Beisitzerposten vakant blieb. Dafür gab es für den Beisitzerposten der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Fröschen zwei Kandidaten: Hier setzte sich Florian Borne (Rieschweiler-Mühlbach) gegen Florian Mikschy (Höhfröschen) durch. Die Kreisjugendfeuerwehrleitung um Dominik Kühnel wurde in der Kassenführung und der Öffentlichkeitsarbeit neu besetzt. Neu geschaffen wurde die Funktion des Fachbereichsleiters Jugendforum. Kühnel zeichnete Schriftführerin Carmen Schefsky (Heltersberg) und den Fachbereichsleiter Wettbewerbe, Jürgen Kindelberger (Bundenthal), aus, die seit über 20 beziehungsweise über 30 Jahren ihre Ämter im Kreisvorstand ausüben. (hll)

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