Sport „Wir sind eine Turniermannschaft“

Das Führungstor: Timo Werner trifft nach Vorarbeit von Marco Reus und Joshua Kimmich zum 1:0.
Das Führungstor: Timo Werner trifft nach Vorarbeit von Marco Reus und Joshua Kimmich zum 1:0.

«LEVERKUSEN.» Am Ende gab es viele Pfiffe: Neun Tage vor ihrem ersten WM-Spiel hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gestern Abend gegen Saudi-Arabien die Generalprobe unerwartet knapp mit 2:1 (2:0) gewonnen. Auch der erste Anzug von Joachim Löw saß gegen den Weltranglisten-67. noch nicht.

Eine gute Woche vor dem ersten WM-Auftritt am Sonntag, 17. Juni, 17 Uhr MESZ, in Moskau gegen Mexiko hat der Bundestrainer seine Experimentierphase beendet: Gegenüber dem 1:2 vom vergangenen Samstag in Klagenfurt gegen Österreich änderte Löw die Startelf auf sieben Positionen. Er schickte den allergrößten Teil seiner Stammelf in die letzte Partie vor dem Abflug nach Moskau. So feierte Innenverteidiger Jérôme Boateng nach überstandener Muskelverletzung im Oberschenkel sein Comeback nach eineinhalb Monaten. Als Nummer 1 machte Manuel Neuer sein zweites Spiel nach seiner monatelangen Verletzungspause. Mesut Özil fehlte als einziger der wohl Gesetzten wegen einer leichten Knieverletzung. Marco Reus aber vertrat Özil bestens, sprühte vor Ideen und Spielfreude, brachte Tempo ins ansonsten vor allem nach dem 1:0 viel zu häufig zu langsame Spiel der Deutschen. Den frühen Führungstreffer für den Weltmeister erzielte Timo Werner (8.). Nach einem klasse Pass von Joshua Kimmich brachte Reus den Ball über die linke Seite nach innen, Werner vollendete. „Es gibt keine kleinen Mannschaften mehr“, relativierte Reus, verbreitete aber Zuversicht: „Wir sind eine Turniermannschaft!“ Saudi-Arabien, das schon an Donnerstag in der Partie gegen Gastgeber Russland die Weltmeisterschaft eröffnet, kam gleich nach Werners 1:0 zu seiner ersten Gelegenheit. Und Neuer durfte sich über den Jubel der deutschen Fans freuen, als er den Ball ohne Probleme parierte (10.) – das Aufbautraining nach dem Aufbautraining. Neuers Vorderleute hatten viele Durchhänger. Sie spielten, nachdem Reus in der elften Minute den Pfosten getroffen hatte, nicht konsequent genug auf das 2:0. Präzision und Geschwindigkeit im Spiel nach vorne fehlten. So fassten die Gäste immer mehr Mut, in die Offensive zu gehen, konterten selbstbewusst. Nach einer Kopfballchance Werners bügelte Mats Hummels einen eigenen Fehler im deutschen Strafraum gerade noch aus (33.). Auf der Gegenseite lenkte Torwart Abdulla Al-Muaiouf das Spielgerät nach einem Kopfball Sami Khediras an den Pfosten (37.). Und wieder durfte Saudi-Arabien kontern. Doch Fahad Al-Muwallad schloss überhastet ab – vorbei (38.). Dann fiel das 2:0 doch noch vor der Pause. Wieder waren der starke Reus und Werner beteiligt. Von links brachten sie den Ball in die Mitte. Thomas Müller, der sich in die Flanke warf, wurde vom Stadionsprecher zuerst als Torschütze genannt – aber es war ein Eigentor (43.) von Omar Hawsawi, der den Ball unglücklich ablenkte. Zur zweiten Halbzeit durfte Marc-André ter Stegen, der trotz einer ganz starken Saison als Nummer zwei zur WM fährt, Neuer ablösen. Für Boateng, der sich über ein unspektakuläres Comeback freuen konnte, kam Niklas Süle (46.). Wieder aber versäumten es die Deutschen, zu erhöhen. Die besten Chancen im zweiten Abschnitt vergaben Thomas Müller (73.) und Julian Brandt (76.). Kurz vor Schluss fädelte Taiseer Al-Jassam bei Sami Khedira ein: Den schmeichelhaften Elfmeter Mohammed Al-Sahlawis hielt ter Stegen. Den Nachschuss verwandelte Al-Jassam zum 1:2 (84.). Die Gäste verpassten am Ende die große Sensation, schrammte knapp am 2:2 vorbei (90.+2). „Die erste Halbzeit war ganz gut, in der zweiten Halbzeit haben wir so gut wie alles vermissen lassen“, gestand Sami Khedira. „Sorgen mache ich mir keine, wenn das Turnier beginnt, werden wir die nötige Frische haben“, sagte Löw. Kommentar SO SPIELTEN SIE Deutschland: Neuer (46. ter Stegen) - Kimmich (81. Ginter), Boateng (46. Süle), Hummels, Hector - Kroos, Khedira - Müller (74. Brandt), Reus (57. Gündogan), Draxler – Werner (62. Gomez) Saudi-Arabien: Al-Muaiouf - Al-Shahrani, Osama Hawsawi (82. Al-Bulayhi), Omar Hawsawi, Al-Harbi (46. Al-Burayk) - Otayf (75. Al-Moqhawi) - Al-Sheri, Al-Jassam, Al-Faraj (90.+1 Al-Khaibari), Al-Dawsari (87. Bahbri) - Al-Muwallad (62. Al-Sahlawi) Tore: 1:0 Werner (8.), 2:0 Omar Hawsawi (43., Eigentor), 2:1 Al-Jassam (84.) - Gelbe Karte: Al-Moqhawi - Beste Spieler: Reus, Werner – Al-Muaiouf - Zuschauer: 30.210 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Vincic (Slowenien).

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