Hintergrund Wenn’s ums Geld geht: Was Fußballerinnen verdienen

Nationalspielerin Lena Oberdorf (rechts) ist schon zu einer gut vermarktbaren Figur im Frauenfußball geworden. Teamkollegin Sjoe
Nationalspielerin Lena Oberdorf (rechts) ist schon zu einer gut vermarktbaren Figur im Frauenfußball geworden. Teamkollegin Sjoeke Nüsken wechselt nun in die finanzstarke englische Liga.

Im Frauenfußball steckt nicht nur viel Potenzial, sondern auch Kapital. Die Gehälter ziehen an – vor allem in einem Land. In der Bundesliga liegt der Durchschnittsverdienst laut DFB bei 3500 Euro.

Die Auftritte auf der Weltbühne des Frauenfußballs derzeit in Australien und Neuseeland garantieren den Hauptdarstellerinnen noch lange kein sorgenfreies Leben. WM-Stars wie Alex Morgan, Megan Rapinoe, Alexia Putellas oder Sam Kerr machen zwar Millionen. Auch die deutschen Nationalspielerinnen von Spitzenklubs wie FC Bayern München, VfL Wolfsburg, Eintracht Frankfurt und TSG Hoffenheim können von ihrem Sport leben. Doch der Boom treibt in erster Linie im Land des Europameisters England die Gehälter nach oben.

Schweizer Amateurinnen

Die Situation in der Schweiz beschrieb Nationalspielerin Ana-Maria Crnogorcevic vom FC Barcelona nach dem Achtelfinal-Aus gegen Spanien so: „Mein Team arbeitet den ganzen Tag“, sagte sie – und meinte damit nicht den Aufwand im Training: „Am Abend können sie erst Fußball spielen. Wie soll man mit den Besten mithalten, wenn man in der Früh aufsteht, sechs bis acht Stunden im Büro sitzt und erst am Abend trainieren kann? Wenn man sich für die WM unbezahlten Urlaub nehmen muss?“

Dietmar Ness, einer der Top-Spielerberater der Szene mit 19 WM-Spielerinnen im Portfolio, prophezeite im Interview der „Frankfurter Rundschau“: „Es wird jetzt für deutsche Klubs immer schwieriger, die Topspielerinnen zu halten, weil gerade in England ein sehr aggressives Transferverhalten zu beobachten ist. Fast schon wie bei den Männern.“

Kassiert wird in England

Zuletzt wechselte die Frankfurter Nationalspielerin Sjoeke Nüsken zum FC Chelsea, wo schon ihre deutschen Kolleginnen Melanie Leupolz und Ann-Katrin Berger tätig sind. Die Niederländerin Jill Roord verließ Champions-League-Finalist VfL Wolfsburg vor der WM Richtung Manchester City und Women’s Super League, laut Medienberichten für eine Ablöse von 400.000 Euro.

Bei den internationalen Spitzenvereinen wie Olympique Lyon, dem FC Barcelona mit „Weltfußballerin“ Alexia Putellas und Real Madrid, das sich schon zu Beginn des Jahres Kolumbiens Jungstar Linda Caicedo geangelt hat, sitzt das Geld wesentlich lockerer. „Wenn wir unter den letzten Acht sind in Europa, sind wir häufig die Mannschaft mit dem geringsten Spieleretat. Das ist einfach so“, sagte Ralf Kellermann, Direktor Frauenfußball beim VfL Wolfsburg, vor der WM. „Speziell die Top-Mannschaften aus Spanien, aus Frankreich und auch England investieren, was das Budget für die Spielerinnen betrifft, deutlich mehr.“ In der Spitze sollen Europas Topklubs Gehälter bis zu 500.000 Euro zahlen.

Als Werbeikone in den USA macht Megan Rapinoe Milllionen.
Als Werbeikone in den USA macht Megan Rapinoe Milllionen.

Verglichen mit der globalen Elite klingt das recht bescheiden. Die im WM-Achtelfinale rausgeflogenen US-Stars Morgan und Rapinoe kamen laut CNN im vergangenen Jahr auf Einnahmen von jeweils 5,7 Millionen Dollar. Den Großteil erzielten sie allerdings durch Werbeaktivitäten, in der US-Liga liegen die Top-Jahresgehälter ebenfalls noch deutlich unter der Millionenmarke.

Popps Potenzial

Bei den deutschen Nationalspielerinnen eröffnet sich der Markt für Privatverträge erst langsam. Immerhin sind Leupolz und auch Lena Oberdorf in Werbespots bei den WM-Übertragungen im Fernsehen zu sehen. DFB-Kapitänin Alexandra Popp gilt in Deutschland als die Spielerin mit dem größten Potenzial in diesem Bereich: Die 32 Jahre alte Wolfsburgerin glänzte als einzige beim frühen WM-Aus der Vize-Europameisterinnen in Australien.

Für die deutschen Nationalspielerinnen gibt es wie für alle WM-Teilnehmerinnen – ohne die Prämien in der K.o.-Runde – umgerechnet knapp 30.000 Euro brutto. Dafür standen sie ihrem Verband quasi seit der ersten WM-Vorbereitung vom 20. Juni an bis zur Rückkehr am 7. August zur Verfügung. Ab Mitte September sind Popp, Oberdorf und Co. wieder im Bundesliga-Alltag zu sehen.

3500 Euro im Schnitt

Da hat Titelverteidiger FC Bayern mit der Verpflichtung von Dänemarks Mittelfeldstar Pernille Harder einen kleinen Coup gelandet. Die 30-Jährige war 2020 für die damalige Rekordsumme von 350.000 Euro von Wolfsburg zum FC Chelsea gewechselt. Von 120.000 Euro jährlich soll Harders Gehalt auf 170.000 Euro gestiegen sein. Nun spielt sie trotzdem wieder Bundesliga. Dort beginnen die Monatsgehälter bei ein paar hundert Euro und enden bei sehr niedrigen fünfstelligen Beträgen für die absoluten Asse. Nach DFB-Angaben liegt das Brutto-Durchschnittsgehalt bei 3500 Euro. Hinzu kämen noch Einsatz- und Erfolgsprämien. Teilweise würden den Spielerinnen zusätzlich auch noch eine Wohnung oder ein Auto finanziert. dpa

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