Sport Olympia-Tagebuch: Deoroller im rollenden Büro

Ute Maag, meine Eintrittskartenfee, Ex-Nachbarin und Corcovado-Begleiterin, meinte gestern, Bernhard Kunz, unser Fotograf, und ich würden sie an die beiden Lästermäuler in der Muppets-Show erinnern. Sie wissen schon, Statler und Waldorf. Okay, wir sind schon ein bisschen älter und werfen manch kritischen Blick auf Olympia, aber wir sitzen weder gemütlich in einer Loge im Theater, noch machen wir uns lustig über andere. Zugegeben, wir zwei Typen von der RHEINPFALZ fallen auf. Und sei es nur durch unser gemeinsames Auftreten, unsere Lockerheit und Freundlichkeit. Immer nett zu den Kollegen, immer einen coolen Spruch drauf. Ist so! Oder ich mit meinem Rucksack auf Rollen. Da ist alles drin, was nicht in die Hosentaschen passt. Ein rollendes Büro, alles muss da seinen Platz haben. Auch so Kleinigkeiten wie das Laptopschloss, natürlich das Laptop selbst, die Maus und der Faden (falls mal ein Knopf abplatzt), die Kopfhörer, um Interviews abzuhören, Deospray und dieses wichtige Teilchen, mit dem ich eine digital achtstellige Zahl erzeugen kann, um ins „Homeoffice“ zu kommen. Ich habe das Prinzip nie verstanden, aber es funktioniert. Nur abends um den Redaktionsschluss herum gehe ich nicht direkt auf unsere Sportseite, weil das System einfach zu langsam ist. Wie ätzend ist es, wenn der Buchstabe verzögert im zu schreibenden Text erscheint. Dann doch lieber eine Word-Datei in die Pfalz schicken. Gestern war so etwas wie der „Super Tuesday“ für mich. Nein, nicht wegen des Hochzeitstages (meine Tochter Maxi hat mir übrigens ein Bild von den 25 roten Rosen geschickt, die ich daheim habe aufstellen lassen). Morgens die Texte vom Abend geschrieben, dann zur Leichtathletik, zu Hambüchens letzter Kür, zum Bahnradsport, zu Almir Velagic und vielleicht noch zum Tischtennis. Alles in allem ist die Leichtathletik zu kurz gekommen bisher. Ab heute wird das anders. Es hat mich ziemlich gefuchst, dass ich die Flugshow des Brasilianers Thiago Braz da Silva nicht live, sondern nur im Fernseher auf meinem Zimmer gesehen habe. Der Brasilianer war ja gerade in Landau und Jockgrim am Start, aber auch schon, ich schätze mal vor zweieinhalb Jahren, in der Ludwigshafener Leichtathletikhalle bei Pfalz- oder Rheinland-Pfalz-Meisterschaften. Mit seinem Trainer Witali Petrov, dem alten Coach von Sergej Bubka. Thiago war gerade nach Italien umgezogen. Andrei Tivontchik erzählte mir damals, dass Thiago für die Spiele in Rio aufgebaut werden soll. Seine Bestleistung stand damals bei 5,65 oder 5,70 Meter. Und jetzt haut er dieses Superding da raus, Olympischen Rekord, und treibt Renaud Lavillenie von der „Air France “ ins Tal der Tränen. Was für eine Geschichte. Die war sogar vor dem Fernseher Weltklasse.

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