Sport Ohrfeigen beim Frühjahrsputz

Abschied nach acht Jahren als Adler: Nikolai Goc.
Abschied nach acht Jahren als Adler: Nikolai Goc.

Eishockey: Die Adler Mannheim trennen sich von 13 Spielern – Fünf Vertragsauflösungen

Als die Adler gestern nach dem bereits am Dienstag offiziell verkündeten Abschied von Christoph Ullmann die Trennung von zwölf weiteren Profis zum Ende dieser Eishockey-Saison vermeldeten, klang das nach beispiellosem Kahlschlag. 13 Abgänge! Doch die hohe Zahl relativiert sich bei genauerem Hinsehen etwas. Wirklich bemerkenswert bleibt dagegen eine andere: 5. So viele noch laufende Verträge werden vorzeitig aufgelöst. Jeweils bis 2019 gültige Arbeitspapiere hatte die alte Sportliche Leitung um den Anfang Dezember ebenso wie Cheftrainer Sean Simpson gefeuerten Sportmanager Teal Fowler diesen fünf Spielern gegeben – dass die Vertragsverhältnisse nun seitens des Klubs aufgekündigt werden, wirkt im Nachhinein noch wie eine verspätete Ohrfeige für die, die einst das Sagen hatten. Verteidiger Mathieu Carle (30) beispielsweise, von den fachkundigen Fans seit jeher kritisch gesehen, galt als Wunschspieler Fowlers, auch Simpson hielt lange große Stücke auf den Kanadier. Letztlich musste man aber sagen: Für einen ausländischen Lizenzverbraucher war Carle einfach nicht gut genug. Auch Devin Setoguchi (31) erfüllte als hochdekorierter ehemaliger NHL-Profi mit bewegter Vergangenheit (überwundene Alkoholsucht) die Erwartungen nicht – dennoch kommt sein früher Abgang noch am ehesten überraschend. Nicht wenige hatten sich nach der Akklimatisierungsphase ein zweites Europa-Jahr des Stürmers gewünscht. Nach acht Jahren in Mannheim konnte Nikolai Goc (31) nicht mehr Schritt halten. Ihm zollte Klubchef Daniel Hopp gestern mit Recht besonderen Dank, Goc war „immer mit Herzblut bei der Sache und stellte sich zu jeder Zeit in den Dienst der Mannschaft“. Weder ins Konzept Simpsons noch jenes Bill Stewarts und wohl auch nicht in das künftige des nächsten Cheftrainers Pavel Gross passte Stürmer Daniel Sparre (33), was durchaus einige bedauern. Ihn zieht es wohl nach Straubing. Der verletzungsanfällige Ryan MacMurchy (34) hätte in den Play-offs, die für die Adler im Halbfinale gegen Meister München endeten, am ehesten im schwächlichen Powerplay mit seiner Feuerkraft von der blauen Linie helfen können, aber sonst auch nicht. Also: 5 (Vertragsauflösungen) + 8 (nicht verlängerte Verträge) = 13. Darunter sind aber Torwart Florian Proske sowie die Verteidiger John Rogl und Kevin Maginot – alle wurden nur in Notfällen von den Kooperationspartnern der Adler angefordert. Leihgabe Patrick Mullen kehrt zu Linköping HC zurück. Die Verteidiger Aaron Johnson, Mark Stuart und Carlo Colaiacovo verlassen Mannheim ebenso wie Stürmer Ullmann. So sind es eigentlich neun „richtige“ Abgänge im „Frühjahrsputz“ – was auch noch Platz für die Vorstellungen von Pavel Gross schafft und Daniel Hopps Aussage rechtfertigt: „Der Abgang von 13 Spielern bedeutet für uns eine Weiterführung der sportlichen Neuausrichtung. Wir haben sie angekündigt, fühlen uns ihr verpflichtet und setzen sie jetzt weiter konsequent um.“ Positiv: Mit Stürmer Andrew Desjardins wird noch verhandelt. 

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