Sport Mamas Traum

«MOSKAU.»Vier Jahre hat Ivan Perisic in der Bundesliga gespielt, 2012 wurde er mit Borussia Dortmund Meister. Seine größte Stunde als Profi erlebte der 29-Jährige nun als „Man of the Match“ im WM-Halbfinale beim 2:1 (1:1, 0:1)-Sieg seiner Kroaten gegen England.

Immer wieder gingen die kroatischen Helden zu ihren Fans hinter dem Tor und ließen sich für ihren Finaleinzug feiern. Als letzte Amtshandlung warf Domagoj Vida sein Trikot in die jubelnde Menge. Da lag Perisic mit einem Krampf am Boden und ließ sich von einem Betreuer behandeln. Der frühere Bundesliga-Profi des BVB und des VfL Wolfsburg hat sich die Auszeichnung als „Man of the Match“ redlich verdient – nicht nur wegen seines großen Einsatzes. Mit seinem Treffer zum 1:1 in der 68. Minute hat Perisic für den Wendepunkt in einer packenden Partie gesorgt. „Mein Tor war wichtig, weil es zu einem Schlüsselmoment fiel“, sagte der 29-jährige Offensivmann von Inter Mailand. Damit hatte er nach der frühen Führung der Engländer durch Kieran Trippier (5.) die „Three Lions“ in eine Schockstarre versetzt, aus der sie nicht mehr richtig erwachten. Der frühere Bayern-Profi Mario Mandzukic, der ebenfalls zwei Jahre lang das Wolfsburger Trikot trug, machte mit dem 2:1 in der Verlängerung den Endspiel-Einzug perfekt. „Keiner könnte glücklicher sein als ich, gegen Frankreich im Finale zu spielen“, sagte Perisic als er vor den Journalisten saß und den Eindruck erweckte, als würde er gleich zusammenbrechen nach dem unglaublichen Kraftakt seines Teams, das nun erstmals in seiner Geschichte um den WM-Pokal spielt. Gegen Frankreich kommt es für Perisic nun zu einem Rendezvous der besonderen Art – nach einem Jahrzehnt. Als 17-Jähriger war Perisic für rund zwei Jahre nach Sochaux gezogen – aus familiären Gründen. Darüber sprechen wollte er nicht – „es war problematisch“. Nach Medienberichten sollte er damals mit seinem Gehalt als Profikicker helfen, weil die Hühnerfarm des Vaters kurz vor der Pleite stand. „Ich war zwei Jahre dort und habe Französisch gelernt“, sagte Perisic nur. Beim FC Sochaux kickte er damals nur in der zweiten Mannschaft in der vierten Liga, wurde 2009 zum KSV Roeselare ausgeliehen. Beim FC Brügge startete Perisic dann durch, wurde 2010/11 Torschützenkönig in Belgien und weckte damit das Interesse des BVB. Bei der WM 1998 spielte Kroatien schon einmal gegen Frankreich – und unterlag im Halbfinale mit 1:2. „Ich war vor 20 Jahren in meiner Heimatstadt und habe im Trikot Kroatien angefeuert“, erinnerte sich Perisic. „Ich konnte damals nur davon träumen, eines der Tore zu erzielen, um jetzt im Finale zu stehen.“ Seine Mutter habe sich dieses Endspiel nicht nur gewünscht. „Ich habe mit ihr gesprochen und sie sagte mir, dass sie von einem Finale gegen Frankreich geträumt hat. Das ist jetzt Wirklichkeit geworden.“ Die kroatische Regierung indes hat sich vom Fußballfieber im Land anstecken lassen. Das komplette Kabinett von Regierungschef Andrej Plenkovic erschien gestern in Zagreb in Nationaltrikots. „Solch eine Sitzung der Regierung habt ihr noch nicht gesehen!“, titelte die Zeitung „Jutarnji list“. Selbst der britische Botschafter in Kroatien, Andrew Dalgleish, zeigte sich mit einem kroatischen T-Shirt. Und die kroatische Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic sagte: „Präsident Macron und ich haben vereinbart, dass wir einander am Sonntag in Moskau sehen. Und wir werden gewinnen.“

x