Sport Kommentar: Die Runderneuerung

Mit der Verpflichtung von Trainer Pavel Gross für kommende Saison treiben die Adler die Konzeptänderung voran. Bill Stewart dient als Fehlermelder.

Die Floskel, dass bei der Fehlersuche und -analyse nach einer abermals unerquicklichen Eishockey-Saison kein Stein auf dem anderen bleiben werde, hat man in Mannheim schon zu oft gehört. Seit der Dreifachkündigung im Dezember allerdings, als Trainer Sean Simpson, sein Assistent Colin Müller und – vor allem – der langjährige Manager Teal Fowler gehen mussten, deutete sich an, dass hier wirklich der Weg für eine personelle Runderneuerung und inhaltliche Neuausrichtung geebnet wird. Dies mag nun auch die scheinbare Nebensächlichkeit unterstreichen, dass Pavel Gross der erste nicht-nordamerikanisch geprägte Trainer seit Helmut de Raaf (2004) sein wird – das kurze Gastspiel Hans Zachs mal außen vor gelassen. Gross verkörpert hinter der Bande Tugenden, die einerseits oft kritisiert worden sind (auch in Mannheim), andererseits den Adlern seit der viel zu kurzen Amtszeit Geoff Wards abgehen. Gross ist für sein intensives, bisweilen für Gegner und Schiedsrichter nerviges, aber jederzeit hellwaches und somit in höchstem Maße einflussnehmendes Coaching während des Spiels bekannt. Damit entschied er vor fünf Jahren das Play-off-Duell mit dem besonnenen, aber damals passiven Adler-Trainer Harold Kreis klar für sich. Aber auch Gross wird in Mannheim nur Erfolg haben können, wenn die Zeiten des „Weiter so“ vorbei sind. Ganz offenbar wurde Bill Stewart nicht nur als Platzhalter, sondern auch als Fehlermelder und vielleicht sogar kommender Manager eingestellt – in dem Sinne, verkrustete Strukturen innerhalb des Kaders und bei dessen Gestaltung aufzubrechen. Manche Personalentscheidungen des Interimstrainers könnten als Fingerzeig gedeutet werden, welche Spieler bei den Adlern keine Zukunft mehr haben – trotz mitunter langfristiger Verträge, die sich als Altlasten der Ära Fowler herausgestellt haben.

x