Sport Heubachs Rucksack für den Breisgau
Kaiserslautern (aboe). Der SC Freiburg ist Tabellenzweiter der Zweiten Liga, die beste Heimmannschaft, stellt die beste Offensive, hat den besten Torschützen. Reist der 1. FC Kaiserslautern morgen (Beginn: 13 Uhr) als Rangsiebter etwa ohne jede Chance in den Breisgau?
Es schien, als habe Konrad Fünfstück Tim Heubach gerade einen Rucksack aufgesetzt. Der 27-jährige Innenverteidiger wird morgen einen anderen Partner an seiner Seite haben, Stipe Vucur ist ob der fünften Gelben Karte gesperrt. Und Vucur erzielte in den vergangenen zwei Partien drei Tore. Drum erläuterte Fünfstück genüsslich, es gebe ja vielleicht einen anderen, der bei ruhenden Bällen in jenen Raum dränge, den Vucur mit seiner Körperpräsenz zumeist fülle. „Freiburg hat die meisten Standardtore erzielt, wir kriegen das jetzt auch ein bisschen besser hin. Der Tim ist so einer, der jetzt mal dran ist. Bei den Standards, die wir haben, vertraue ich ganz auf ihn.“ Gelächter. Und rote Backen bei Heubach, der auf dem Podium des Presseraumes im Fritz-Walter-Stadion in Fünfstücks Nähe saß. Manch einer könnte meinen, der FCK befinde sich bei seinem Gastspiel in Südbaden in der Rolle des krassen Außenseiters und könne, jedweden Anspruchs ledig, locker-flockig drauflos spielen. Das aber würde ein geringes Selbstwertgefühl implizieren, und davon will Fünfstück nichts wissen: „Wir fahren nicht entmutigt dahin, das wäre das falsche Signal. Wir müssen uns auch nicht immer kleiner machen, als wir sind.“ Auf Heubach und seinen Nebenmann, wahlweise Sascha Mockenhaupt oder Patrick Ziegler, kommt eine besonders schwere Aufgabe zu. Der SC stellt mit 46 Treffern die beste Offensivabteilung der Spielklasse, Nils Petersen führt die Rangliste der Vollstrecker mit 16 Toren an. „Er ist eiskalt, bewegt sich gut“, sagt Heubach, „seine Tore sprechen für sich.“ Bammel hat er freilich nicht. Zu wie vielen Chancen der SC kommt, liegt eh an der Verteidigungsleistung der gesamten Kaiserslauterer Elf, der höchste Wachsamkeit abverlangt wird. Bis zum Abpfiff. Bei zwei Heimspielen in Folge verspielte der FCK eine Führung, gegen Union Berlin in der 86., gegen den 1. FC Heidenheim in der 90. Minute. „Ja, das tut weh“, gesteht Fünfstück, „es ist bitter.“ Das Champions-League-Spiel der Bayern in Turin aber habe verdeutlicht, dass es noch auf einem weit höheren Niveau möglich sei, einen Vorsprung zu vertrödeln. Und doch ist es kaum auszudenken, der FCK hätte vier Zähler mehr gesammelt – es wären zum Drittplatzierten aus Nürnberg drei Punkte... Fünfstücks Lehre daraus? „Wir brauchen die absolute Konzentration, Entschlossenheit und Gier.“ Auch Mut und Selbstvertrauen. Dazu besteht Anlass, der FCK ist mit 18 Zählern in der Fremde die zweitbeste Auswärtsmannschaft der Liga. Tim Heubach hat sich die Torschuss-Statistik einmal zu Gemüte geführt. „Daheim schießen wir mehr, treffen aber weniger“, sagt er, „auswärts schießen wir weniger, treffen aber mehr.“ Warum das so ist, weiß auch er nicht. Einerlei, solange die „Regel“ auch morgen gilt. Vielleicht ja für ihn, nach einem Freistoß oder einem Eckball ...
