Sport Einen Stein im Brett

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Baku. Nach dem 4:1 (3:1)-Sieg am Sonntag in Aserbaidschan ist die WM-Qualifikation nur noch Formsache. Bundestrainer Joachim Löw steht treu zu seinen Spielern – beispielsweise André Schürrle.

Ein Tor gegen den Fußball-Weltmeister zu erzielen, zumal in einem Pflichtspiel, ist ja schon ganz okay. Vor allem wenn es einem Zweitligaprofi des FC Erzgebirge Aue gelingt, der sich in den meisten Spielen mit dem Abstiegskampf plagt. Dimitrij Nazarov fehlte aber dennoch etwas: „Das ist ein Riesengefühl, ich durfte ja schon gegen den Buffon einen reinmachen. Leider war es nicht der Neuer, sondern der Leno.“ Alle Wünsche gehen halt selten in Erfüllung während eines Fußballspiels. André Schürrle kam der perfekten Partie jedoch schon ziemlich nahe. Zwei Tore erzielte er beim 4:1-Sieg der deutschen Nationalmannschaft in Aserbaidschan, ein weiteres bereitete er vor. „Das tut gut, das tut sehr gut“, sagte Schürrle, dem so oft ein Wunsch versagt wird. Den Anpfiff und Abpfiff auf dem Platz zu erleben, das ist bei Schürrle die Ausnahme, sowohl bei Borussia Dortmund wie auch in der deutschen Auswahl. Im Verein meistens beim Anstoß auf der Bank zu sitzen, trifft einen Profi jedoch härter, vor allem wenn im Sommer mal wieder 30 Millionen Euro für einen bezahlt wurden. Schürrle sah seine Situation aber schon vor den beiden Länderspielen entspannt und erst recht nach der herausragenden Leistung in Baku: „Es wurde vieles zu negativ gesehen. Wenn dann irgendwann der Knoten platzt und ich mehr Vertrauen bekomme, dann schauen wir mal, was kommt“, sagte er zu seiner Perspektive beim BVB. Die Frage blieb, ob er das Vertrauen von Trainer Thomas Tuchel meinte, was die Aussage brisant machen würde, oder das Selbstvertrauen. Beim Bundestrainer hat André Schürrle einen Stein im Brett, und Joachim Löw wurde am Sonntag noch mal gefragt, warum das so sei. Löw sagte: „Wenn ich von der Grundqualität eines Spielers überzeugt bin, helfe ich ihm gerne.“ Selbst Miroslav Klose habe mal eine schwierige Phase im Verein gehabt, bei Podolski sind es sogar mehrere gewesen. Der fünfte Sieg im fünften Qualifikationsspiel auf dem Weg nach Russland wurde souverän herausgespielt, auch wenn Trainer und Spieler Mängel beklagten. Etwa Mario Gomez: „Wir hatten Ballverluste, die wir so nicht haben sollten. Wir haben auch nicht immer gut auf Defensive umgeschaltet.“ Der Mittelstürmer zeigte aber auch Verständnis für die Kollegen, die sich bald mit Real Madrid und dem AS Monaco in der Champions League messen, während er mit dem VfL Wolfsburg der Relegation entgehen möchte. „Wenn man bedenkt, welche Spiele manchen in den kommenden Wochen bevorstehen, muss man sich auch mal Fehler zugestehen“, erklärte er. Löw stellte fest, dass es im zweiten Halbjahr 2016 „flüssiger gelaufen sei“, als Erklärung führte er eine höhere Taktung an Länderspielen und damit auch mehr Trainingseinheiten an. Der Bundestrainer darf sich somit auf den Juni freuen, in dem es mit einem Test in Dänemark und dem Qualifikationsspiel gegen San Marino weitergeht, bevor dann der Confederations Cup ansteht. Wer mit nach Russland fliegt und wer nahezu zeitgleich für die Europameisterschaft der U21 berufen wird, soll erst im Mai abschließend geklärt sein. „Die WM 2018 steht über allem“, sagte Löw, der mit aller Macht den Titel verteidigen will. Nur wer in der Lage sei, „die Mannschaft 2018 beim Turnier zu verstärken“, habe auch eine Chance, für den Confed Cup nominiert zu werden.

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