Sport Ein Debakel zu viel für „Top-Trainer“ Schmidt

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Leverkusen. Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen hat Roger Schmidt (49) gestern beurlaubt. Mehrfach schon schien der Trainer in dieser Saison seinen Posten loszusein. Bisher hatte er seinen Job immer gerettet. Jetzt muss er kurz vor seinem 50. Geburtstag doch gehen.

Das 2:6 bei Borussia Dortmund war ein Debakel zu viel: Stehaufmännchen Schmidt ist nach einem monatelangen Kampf um Aufschwung und Konstanz beurlaubt worden. Das gab Bayer 04 gestern nach einem Krisengipfel der Klub-Bosse bekannt. Am Morgen hatte Schmidt noch die Übungseinheit geleitet. Schmidt, der am nächsten Montag 50 Jahre alt wird, hatte Bayer im Sommer 2014 übernommen und besaß noch einen bis zum 30. Juni 2019 gültigen Vertrag. Seine Beurlaubung ist die neunte in dieser Bundesliga-Saison. Einen Nachfolger will Bayer „zeitnah“ benennen. Für heute lud der Verein zu einer außerordentlichen Pressekonferenz, nach Informationen der „Bild“-Zeitung wird dort eine Interimslösung bis zum Saisonende benannt. Der neue Trainer wird erstmals im Ligaspiel am Freitag gegen den SV Werder Bremen auf der Bank sitzen. Fünf Tage später tritt Bayer Leverkusen mit der 2:4-Hypothek aus dem Hinspiel im Achtelfinale der Champions League beim Vorjahresfinalisten Atlético Madrid an. Schmidt stand bereits mehrfach in dieser Saison kurz vor dem Jobverlust. Doch immer wieder stärkten ihm seine Chefs den Rücken. Zudem rettete er seinen Posten mit Siegen in brenzligen Situationen. Doch letztlich sprach zu viel gegen den Westfalen, in erster Linie die Ergebnisse: Bayer spielt die schlechteste Bundesliga-Saison seit 14 Jahren und scheiterte im Pokal in der zweiten Runde beim Drittligisten Sportfreunde Lotte. Zudem hatte Schmidt die Unterstützung vieler Spieler verloren. Dem Gesellschafterausschuss war es ein Dorn im Auge, dass er wegen Fehlverhaltens an der Seitenline sowohl in dieser als auch schon in der vorigen Saison vom DFB-Sportgericht gesperrt wurde. „Angesichts der aktuellen sportlichen Entwicklung sind wir nach sehr ausführlicher Analyse und Beratung zu der Auffassung gelangt, dass eine Trennung zwar schmerzhaft, aber für die weitere Entwicklung und Zielerreichung von Bayer 04 unumgänglich ist“, erklärte Geschäftsführer Michael Schade: „Mir persönlich tut dieser Schritt sehr leid, denn wir haben Roger Schmidt viel zu verdanken.“ Sportchef Rudi Völler erklärte, er halte Schmidt „für einen absoluten Top-Trainer“ und habe sich „deshalb immer und überall aus voller Überzeugung“ für ihn eingesetzt: „Aber wir mussten jetzt handeln, wenn wir unsere Ziele nicht vollends aus den Augen verlieren wollen.“ Die Spieler stünden mehr denn je in der Pflicht und in der Verantwortung, „diese Qualitäten wieder freizusetzen“. Nach dem 2:6 in Dortmund, das Schade als „desaströs“ bezeichnete, hatte der Coach mit einer Wertung verblüfft. „Es hört sich komisch an, aber es war ein guter Schritt in die richtige Richtung“, erklärte Schmidt, „meine Mannschaft hat einen sehr guten Auftritt hingelegt.“ Gewohnt selbstsicher sagte er: „Ich lasse mich nicht vom Ergebnis blenden.“ Die Schönfärberei half nicht mehr. |dpa

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