Sport Der ideale Ort für Sporttalente

Kaiserslautern

. Die Lage ist einfach ideal für Sportler. „Die gehen raus und sind mitten im Trainingsgelände, egal ob zum Joggen oder zum Radfahren“, hebt Hermann Mühlfriedel die besondere Lage des Heinrich-Heine-Gymnasiums (HHG) hervor. Der 62-Jährige ist der Mann der ersten Stunde. Seit 1978 werden jugendliche Leistungssportler bevorzugt behandelt. „Talentförderung durch Sportklassen“, hieß das damals, erinnert sich Mühlfriedel, der Leiter des Sportzweigs. Auf die Frage, wie es denn heute so laufe, wenn er auf all die 36 Jahre zurückblicke, sagt er spontan: „Richtig gut. Wir haben einen sehr guten Ruf, glaube ich. Und wir haben richtig tolle Trainer, die hinter allem hinterher sind.“ Am HHG arbeiten auch engagierte Lehrer und motivierte sogenannte Erzieher, die ihre Arbeit im angegliederten Internat verrichten. Aber es geht hier um die Bewertung der Eliteschule des Sports, deshalb hebt Mühlfriedel die Trainersituation hervor. Fünf Sportarten werden am „Heine“ im Kaiserslautern besonders gefördert: Radsport, Judo, Badminton und Tennis einerseits sowie Fußball (das HHG ist als Eliteschule vom Deutschen Fußball-Bund anerkannt) in enger Kooperation mit dem 1. FC Kaiserslautern. Die Fußballer stellen mit derzeit 138 Schülern inzwischen das stärkste Kontingent, dann folgen Radsport (52), Judo (43), Tennis (22) und Badminton (21). „Der Fußball hat seine eigenen Gesetzmäßigkeiten, allein schon deshalb, weil es eine Mannschaftssportart ist“, erklärt Mühlfriedel. An einem Punkt läuft es mit den Fußballern – ohne deren Schuld – nicht rund: in der Internatsfrage. Denn: Das Internat ist übers Wochenende und in den Ferien geschlossen, aber eigentlich richten sich Spielpläne der Fußballer nicht nach Wochenenden und Ferien. Das heißt, es klemmt gewaltig. Wie Internatsleiter Josef Schüller sagt, sei allen die Problematik bewusst, es sei auch schon bei Teilöffnungen am Wochenende mit Honorarkräften gearbeitet worden. Nur, so sagt Schüller: „Die Situation ist einfach unbefriedigend. Wir sind das einzige Sportinternat in Deutschland, das am Wochenende geschlossen hat.“ Wer kann wie und ab wann in den Sportzweig am Heinrich-Heine-Gymnasium gehen? Das HHG bietet derzeit rund 330 Sportschülern Platz. Der gute Ruf spricht sich vor allem durch Mundpropaganda herum und über Trainer in den betreffenden Sportarten, die sich und die Sportler eben auf Wettkämpfen treffen. „Die meisten Sporteliteschüler kommen aus der nahen Umgebung und aus ganz Südwestdeutschland. Ein Schüler oder eine Schülerin kann ganz normal in die Orientierungsstufe aufgenommen werden, da haben wir zunächst eine recht geringe sportliche Erwartung“, sagt Mühlfriedel. Ab der 7. oder ab der 10. Klasse wird das „Heine“ oft deutschlandweit bekannt. Interessierte Sportler können eine Probewoche vereinbaren, dann allerdings werden schon eine gewisse Erfahrung und kleine Erfolge in einer Sportart erwartet. Mühlfriedel sagt vorsichtig: „D-Kader-Niveau sollte es schon sein.“ Aufnahmen in den Sportzweig gehen über Gespräche mit Schülern und deren Eltern. Angestrebt wird dabei immer eine sogenannte „Win-win-Situation“. Und warum kommen sportinteressierte Schüler an eine Eliteschule mit besonderer Förderung von Talenten? Keiner kann das besser sagen als Bahnrad-Nationalfahrer Pascal Ackermann (20), selbst Weltmeister, mit dem Fachabitur abgegangen und nun im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes als Hilfstrainer in den fünften und sechsten Klassen ans HHG für einige Zeit zurückgekehrt. „Nur auf einem sportbetonten Gymnasium oder einer Eliteschule hat man nachmittags ausreichend Zeit, unter gezielter Anleitung zu trainieren. Die Betreuung durch Trainer, Erzieher und auch im physio-medizinischen Bereich ist optimal, Freistellungen für Trainingslager oder Wettkämpfe gehen nur auf solch einer Schule“, betont Ackermann, der nach einer Knieoperation am 1. Mai in Offenbach/Queich wieder ins Renngeschehen eingreifen will. Der Südpfälzer meint auch, das Leben in einem Internat müsse man einfach mal mitgemacht haben: „Das ist supercool, man bekommt total viel Kontakt zu anderen Sportlern.“ Während der Schulbetrieb kostenfrei ist, muss der Internatsschüler in einem Jahr 3500 Euro bezahlen. „Ein solcher Platz ist hoch subventioniert durch das Land“, erklärt Internatsleiter Schüller. In vier Häusern gibt es derzeit 172 Plätze in Einzel- oder Doppelzimmer mit Nasszellen, alle sind auf modernstem Stand. Rund 16 Erzieher arbeiten im Internat, das auch für die hochbegabten Schüler geöffnet ist. Hermann Mühlfriedel plädiert für das HHG: „Nirgendwo sonst als an einer Eliteschule sind Leistungssport und Schule so optimal zu verbinden, vor allem für Nationalkaderathleten, die viel auf Lehrgängen und Wettkämpfen sind.“ Er zum Beispiel, der im Bund Deutscher Radfahrer den Vorsitz der Nachwuchskommission inne hat, war im Februar zum 16. Male schon beim Trainingslager des Spitzenverbandes mit 50 Sportlern auf Mallorca dabei. In diesem Fall auch als Lehrer. „Da haben wir in den zwei Wochen nicht nur trainiert, sondern mit den jungen Leuten auch den Schulstoff durchgearbeitet“, sagte er. Das ist nur ein kleiner Teilaspekt einer erfolgreichen dualen Karriere.

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