Radsport Der emotionalste Sieg der Alessa-Catriona Pröpster

Emma Finucane, Pröpster, Clara Schneider
Emma Finucane, Pröpster, Clara Schneider

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll, es ist mein emotionalster Sieg meiner Karriere. Alle haben geweint, ich, meine Eltern, Herr Ziegler, der auf der Tribüne außer Rand und Band war“. Mit 24 Stunden Abstand schickte Alessa-Catriona Pröpster, die alte und neue Europameisterin der U23 im Sprint eine nachhaltig beeindruckende Sprachnachricht voller Gefühle in die Pfalz.

Die 22-Jährige vom RV Offenbach hatte tatsächlich das Unmögliche möglich gemacht, wuchs im Sprint-Finale gegen die Britin Emma Finucane über sich hinaus. „Realistisch gesehen konnte gegen die Britin gar niemand gewinnen. Sie war in der 200-m-Qualifikation 0,6 Sekunden schneller, das sind Welten“, ordnete sie ihren Sieg in die Kategorie „unglaublich“ ein.

Pröpster konnte es, weil sie Kampfgeist hat und ein intuitives Gespür für erfolgreiches Sprinten: „Ich sagte nach dem Wettkampf immer nur, es sei ja alles total bescheuert. Ich war am Sonntag angereist und hatte solche Schmerzen bei der Belastung, dass ich auf der Bahn direkt anfing zu weinen. Man war kurz davor, mich nach Hause zu schicken.“ Pröpster blieb, die blauen Flecken als Folge des heftigen Sturzes drei Wochen zuvor in Cottbus fingen jetzt erst an zu blühen. Aber eine Woche später blickte sie auf das EM-Trikot, das gegenüber ihres Bettes hing und sagte sich: „Unrealistisch, aber toll.“

Am Ende will der Kopf nicht

Nach dem sechsten Platz im 500-m-Zeitfahren am Samstag verabschiedete sie sich am Sonntag noch mal mit einem Sieg, allerdings nur im kleinen Keirin-Finale, das heißt: Sie wurde Siebte, den Titel holte Clara Schneider aus Cottbus. Da schienen die Luft einfach raus und die Schmerzen zu groß – und auch der Respekt vor eben jener Disziplin, in der sie in Cottbus so brutal auf den Beton schlug. „Ich habe drei Runden hinter dem Derny geweint weil ich einfach Angst hatte. Meine Beine waren da und wollten, aber der Kopf nicht.“

Frank Ziegler nannte Pröpsters EM-Teilnahme „einen Ritt auf der Rasierklinge“. Es sei nicht optimal gewesen, aber „Alessa wollte es, und mit ihrem Sieg im Sprint hat sie ganz sicher Selbstvertrauen getankt“. Er zog jedenfalls den Hut vor ihr.

Rheinland-Pfälzer bestehen Feuerprobe

Alle aus dem Bahnradteam Rheinland-Pfalz kamen mit einer Medaille nach Hause. Anne Slosharek (18) aus Ludwigshafen holte bei ihrer internationalen Premiere mit dem deutschen Teamsprinttrio Silber und belegte im Sprint, Zeitfahren und Keirin zwei sechste und einen siebten Platz, Luca Spiegel (19, Landau) und Henric Hackmann (20, Kirchheim) gewannen Bronze im Teamsprint.

„Für Luca war das eine Durchgangsstation auf dem Weg zur Elite-WM in Glasgow. Seine beiden Zeiten – 17,6 Sekunden als Anfahrer im Teamsprint und 9,96 Sekunden über 200 Meter, was Bestzeit ist – zeigen, dass er auf dem richtigen Weg. Und „Hacki“ überzeugte und erfreute mich“, sagte Ziegler.

Bereitet für die Junioren-WM

Anne Slosharek rüstet sich nun für die Juniorinnen-WM in Cali/Kolumbien, wie Luca Spiegel wird auch Alessa Pröpster Anfang August zur WM nach Glasgow fliegen, dort im Sprint und Keirin starten und dabei viel Erfahrung sammeln. Vielleicht darf sie ja auch im Teamsprint mitmischen.

Einen super Erfolg feierte zum Abschluss der Junioren-EM in Anadia Messane Bräutigam (RSV Rheinzabern). Die 17-Jährige aus Berg belegte im Madison den dritten Platz mit ihrer Partnerin Seana Littbarski-Grey.

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