Sport Der Dauer(b)renner

Hat eine tragende Rolle in der Nationalelf: Joshua Kimmich.
Hat eine tragende Rolle in der Nationalelf: Joshua Kimmich.

«Eppan.» Joshua Kimmich kommt kaum zur Ruhe. Er spielt in jedem Sommer ein Turnier und bekommt sowohl in der Nationalmannschaft als auch im Verein kaum Pausen. Kimmich ist der Dauer(b)renner.

Er war 2014 dabei, als Deutschland den Titel gewann. Kimmich war damals 19 Jahre alt, spielte mit der U19 des Deutschen Fußball-Bundes bei der EM in Ungarn und jubelte nach dem 1:0 im Finale gegen Portugal. Das Tor schoss Hany Mukthar, der es genau wie Kevin Akpoguma, Levin Öztunali und Marc Stendera in die „Mannschaft des Turniers“ schaffte. Insgesamt waren sieben deutsche Spieler darin zu finden, auch Davie Selke, der mit sechs Treffern der Torschützenkönig wurde. Julian Brandt und Kimmich, damals noch meistens im zentralen Mittelfeld eingesetzt, fehlten in der „Mannschaft des Turniers“. Vier Jahre später sind sie jedoch die einzigen aus dem Kader, die mit der A-Nationalmannschaft zur WM nach Russland fliegen werden. „Es wird etwas möglich sein. Soviel kann ich sagen“, meinte Kimmich im Trainingslager auf die Frage, ob er sich bald auch Weltmeister nennen dürfe. Der Titelverteidiger wird sich im Vergleich zum 1:2 in Österreich am vergangenen Samstag deutlich steigern müssen. Auch Kimmich bestritt in Klagenfurt eines seiner schwächsten von bislang 28 Länderspielen. „Ich habe zu viele Fehler gemacht“, gab er zu. Als Erklärung führte er auch mit einigen Tagen Abstand an: „Da war ich extrem platt.“ Wen wundert es? Auf die U19-EM 2014 folgte die EM mit der U21 ein Jahr später, 2016 dann das erste große Turnier mit der A-Mannschaft, 2017 der Confed Cup. Ob er nicht mal wieder eine Sommerpause gebrauchen könne, wurde Kimmich in Südtirol gefragt. Seine Antwort: „Nein, ich fühle mich jetzt schon wieder total fit. Dass ich am Samstag so platt war, lag auch nicht an der langen Saison, sondern am Spiel und an den Trainingseinheiten. Jetzt geht es wieder weiter.“ Sein Rezept: „Ich bin immer offen für Neues. Hier in Südtirol habe ich zum Beispiel Yoga für mich entdeckt.“ Heute ist der letzte Tag des Trainingslagers, am Nachmittag fliegt die Nationalmannschaft nach Deutschland zurück. Das letzte Testspiel vor der WM wird morgen (19.30 Uhr) in Leverkusen gegen Saudi-Arabien sein. Kimmich steht in der Regel sowohl beim Anpfiff als auch beim Abpfiff auf dem Platz, vor allem in der Nationalmannschaft. Von den vergangenen 27 Länderspielen bestritt er 26, jeweils über 90 Minuten. In der abgelaufenen Saison stand Kimmich für den FC Bayern in 47 Pflichtspielen mehr als 4000 Minuten (etwa 70 Stunden) auf dem Platz. Zum Vergleich: Mats Hummels kam auf gut 3600 Minuten, Thomas Müller auf knapp mehr als 3200. Beide hatte Bundestrainer Joachim Löw für den Test gegen Österreich geschont. Kimmich lief in den Bundesligaspielen durchschnittlich 11,7 Kilometer, das war der Topwert beim Meister.

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